Vier Stars als Klumpenrisiko
Bleiben die Maple Leafs eine Lachnummer?

Eine Organisation mit langer Geschichte und 13 Stanley Cups – aber in der Gegenwart sind die Toronto Maple Leafs vor allem eines: notorisch erfolglos. Ändert sich das mit einem neuen Trainer?
Publiziert: 13.10.2024 um 15:24 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2024 um 11:58 Uhr
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Im letzten Frühling verloren die Maple Leafs in der ersten Playoff-Runde gegen die Boston Bruins.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Toronto Maple Leafs seit 1967 ohne Stanley-Cup-Titel
  • Ex-General-Manager Dubas investierte über 50 % des Budgets in vier Stars
  • Neuer Trainer Berube gewann 2019 mit St. Louis den Stanley Cup
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Dino KesslerLeiter Eishockey-Ressort

Die Toronto Maple Leafs haben den Stanley-Cup-Final nur noch aus der Ferne gesehen, seit sie im Frühling 1967 den letzten von 13 Titeln gewannen. In der folgenden Saison wurde die NHL von sechs auf zwölf Mannschaften aufgestockt, mittlerweile besteht sie aus 32 Teams. 

Die Maple Leafs (gegründet 1917) werden heute von der Maple Leaf Sports & Entertainment Ltd. (MLSE) betrieben, und die steht im Besitz des kanadischen Telekom- und Mediengiganten Rogers. 

Im Portefeuille der MLSE finden sich neben den Maple Leafs auch die Toronto Raptors (NBA) und der Toronto FC (MLS), dazu kommen Farmteams und kleinere Vereine, aber auch Immobilien wie die Scotiabank Arena, in der die Leafs und die Raptors ihre Heimspiele austragen. Das Resultatbulletin der Sportvereine hat aber nur wenig Einfluss auf die Erfolgsrechnung der MLSE, das Unternehmen schwimmt im Geld. Gewinnen die Maple Leafs in acht Jahren bloss eine Playoff-Runde wie zuletzt, zuckt in der Chefetage kaum einer mit der Wimper. 

Der neue Chef der MLSE, Keith Pelley, versprach den Anhängern bei seiner Amtsübernahme im Mai 2024 allerdings eine neue Unternehmenskultur. «Die Fans verdienen nicht nur ein Team, sondern Champions.» Dafür werde man nicht von einschneidenden Veränderungen zurückschrecken. «Wir wollen nicht nur Tickets und Trikots verkaufen, sondern Titel gewinnen.» Der 58-jährige Kanadier war zuvor Chef der European PGA Tour (Golf) und kennt das Sport- und Medienbusiness (er war CEO bei Rogers Media) aus dem Effeff. 

Die Stanley-Cup-Sieger seit 2015

2024 Florida Panthers

2023 Vegas Golden Knights

2022 Colorado Avalanche

2021 Tampa Bay Lightning

2020 Tampa Bay Lightning

2019 St. Louis Blues

2018 Washington Capitals

2017 Pittsburgh Penguins

2016 Pittsburgh Penguins

2015 Chicago Blackhawks

2024 Florida Panthers

2023 Vegas Golden Knights

2022 Colorado Avalanche

2021 Tampa Bay Lightning

2020 Tampa Bay Lightning

2019 St. Louis Blues

2018 Washington Capitals

2017 Pittsburgh Penguins

2016 Pittsburgh Penguins

2015 Chicago Blackhawks

Seine erste Amtshandlung? Der Trainer Sheldon Keefe wurde gefeuert und nach New Jersey verfrachtet. Der 44-jährige Kanadier war seit November 2019 im Amt, unter seiner Fuchtel spielte die Mannschaft zwar mitreissendes Eishockey, gewann aber keinen Blumentopf. Nicht für die Playoffs tauglich, lautete das Verdikt. Zu laut. Ein Haufen Schönspieler. Ein Medienzirkus. Eine Lachnummer. Im Resten Kanadas sind die flamboyanten Maple Leafs und ihre Entourage eine Zielscheibe für Spott und Häme.

Dubas steckte (zu) viel Geld in vier Stars

Die Wut der Toronto-Fans zielte bis vor einem Jahr auf den General Manager Kyle Dubas (38). Im Alter von 32 Jahren hatte er das Amt übernommen, seine Idee basierte auf der Berücksichtigung von Advanced Stats in Kombination mit mobilen, technisch versierten Spielern, die Dominanz durch Puckbesitz anstreben. In der Regular Season griff dieses Prinzip immer – nur wurde der Puckbesitz in den Playoffs zum Selbstzweck, als mit immer härteren Bandagen gekämpft wurde, dazu gesellte sich nach einigen dramatischen Niederlagen wohl auch eine mentale Blockade. 

Dubas hatte mehr als die Hälfte seiner Payroll in die Stürmer Auston Matthews (27, ex ZSC), Mitchell Marner (27), William Nylander (28) und John Tavares (34) gesteckt, in der Saison 2024/25 wird allein ihre addierte Lohnsumme 46,65 Millionen Dollar beanspruchen, was auch bei einem Salärdeckel von 88 Millionen für die gesamte Mannschaft kein Pappenstiel ist. Zu viel Geld für vier Stars, das ist ein Klumpenrisiko, lautet der Vorwurf. Insbesondere für Stars, die in den Playoffs die Mannschaft nicht über die Runden tragen. Experten raten schon länger dazu, mindestens einen der vier Topshots in einem Tauschhandel loszuwerden. 

Der Neue ist kein Wohlfühltrainer

Dubas wurde vor Jahresfrist durch Brad Treliving (55) ersetzt, hinter der Spielerbank steht neu der Kanadier Craig Berube (58), der 2019 mit St. Louis den Stanley Cup gewonnen hatte. Berube war als Spieler ein Raufbold, während 17 NHL-Saisons sammelte er mehr als 3000 Strafminuten, er wird nicht der Kaste der Wohlfühltrainer zugeordnet. Vielleicht gelingt es ja ihm, aus den vier Stars und dem Rest eine homogene Einheit zu formen, die auch den Elchtest der Playoffs besteht.

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