Familien-Drama und drei ehemalige Teamkollegen tot
Die bewegende Geschichte von SCB-Star Czarnik

In Bern hat der amerikanische Stürmer Austin Czarnik sein Glück gefunden, nachdem der Pfarrerssohn davor viele dunkle Momente überstehen musste.
Publiziert: 20.10.2024 um 11:40 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2024 um 19:33 Uhr
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Austin Czarnik kam im Sommer nach Bern und hat voll eingeschlagen.
Foto: Claudio de Capitani/freshfocus

Auf einen Blick

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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Als Teamkollege Marc Marchon vorbeigeht, ruft Austin Czarnik (31) scherzend: «Lass dir die Haare schneiden!» Wer dem Amerikaner begegnet, trifft einen Mann, der oft ein Lächeln in den Mundwinkeln hat und Lebensfreude versprüht. Dabei hat der neue SCB-Star in seinem Leben so viele traurige und dramatische Momente verkraften müssen.

Als er am letzten Mittwoch aufstand, sah auch er die Bilder aus Columbus und wie die Blue Jackets beim NHL-Spiel gegen Florida ihres im August tragisch verunfallten Ex-Spielers Johnny Gaudreau (†31) gedachten. Nach dem ersten Bully blieb der Platz auf dem linken Flügel zu Ehren von «Johnny Hockey», der die Nummer 13 trug, während 13 Sekunden leer. «Das war eine schöne Hommage an ihn», sagt Czarnik, der bei den Calgary Flames mit Gaudreau gespielt hatte. «Er war ein grossartiger Mensch. Er hat immer Witze gemacht. Wir haben für seine Familie gebetet. Ich weiss, dass es nicht einfach ist. Speziell für seine schwangere Frau Meredith und die Kinder.»

Gaudreau ist nicht der einzige ehemalige Teamkollege, dessen Tod Czarnik erschütterte. 2020 erlag Edmonton-Stürmer Colby Cave (†25) den Folgen einer Hirnblutung. Ein Jahr später verstarb Ex-Profi Jimmy Hayes (†31), mit dem der SCB-Stürmer bei den Boston Bruins gespielt hatte. Der Amerikaner, der Schmerzmittel-abhängig war, fiel einer Überdosis von Fentanyl und Kokain zum Opfer.

«Colby war mein Zimmergenosse, in meinem ersten Profijahr bei Providence. Es war herzzerreissend. Für die Familie und seine Frau Emily», sagt Czarnik. «Colby war einer der nettesten Typen, die ich je gesehen habe. Er hat immer für uns gekocht. Und Jimmy war eine Wucht. Er war ein Spassvogel. Es ist bedauerlich, was passiert ist, aber ihre Kinder leben mit ihren Namen. Sie werden mit dem Wissen aufwachsen, wie besonders ihre Väter waren.»

«Warum, warum, warum nur?»

Auch Czarnik und seine Familie mussten Schicksalsschläge wegstecken. Vor etwas mehr als drei Jahren starb seine Schwiegermutter innert drei Wochen an Krebs. «Sie war eine der lustigsten Personen, die ich kenne. Wir haben uns sehr gut verstanden. Ich war wie der Sohn, den sie nie hatte. Man fragt sich: Warum, warum, warum nur? Einige der besten Menschen gehen früh. Aber dann sagt man sich: Hey, sie sind an einem besseren Ort.»

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Bei der Bewältigung der schwierigen Momente habe ihm sein Glaube geholfen, sagt der Pfarrerssohn aus Detroit. Und der wurde mehrmals auf die Probe gestellt. «Meine näheren Familienangehörigen sollten alle tot sein», sagte Czarnik vor einigen Jahren.

Bruder Michael überlebte, obwohl ihm wegen einer seltenen Blutkrankheit bei der Geburt nur eine Überlebenschance von zehn Prozent vorhergesagt wurde.

Vater Mike war in einen schweren Autounfall verwickelt, als Austin 14 Jahre alt war. Er zog sich einen Genickbruch sowie weitere Brüche zu und war etwa ein Jahr lang an den Rollstuhl gefesselt. Sie sagten ihm, er würde nie wieder arbeiten können. Inzwischen hat er sich davon erholt und arbeitet wieder als Elektrotechniker bei General Motors und ist zudem Priester.

Mutter Rhonda, die ebenfalls in den Harvest International Ministries predigt, litt während dreier Jahre an Krampfanfällen, an einzelnen Tagen wurde sie bis zu 70-mal davon erfasst. «Sie war tödlich krank. Wir dachten, wir würden sie verlieren», sagt Czarniks Vater gegenüber «The Athletic». Als Grund für das Leiden wurde ein Schwarzschimmelbefall an Austins Schule, wo sie freiwillig arbeitete, ausgemacht. Der dürfte auch der Grund sein, weshalb Czarnik und mehrere Mitschüler an Asthma erkrankten.

Töchterchen Colette litt unter der Situation

Noch heute muss der SCB-Stürmer Medikamente nehmen und zum Inhalator greifen. «Manchmal, wenn ich Schlittschuh laufe, habe ich das Gefühl, dass ich keine Luft bekomme. Da hilft er mir sehr», erzählt Czarnik und sagt lachend: «Als ich noch keinen Inhalator hatte, habe ich heisse Schokolade getrunken.»

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Auch seine Hockey-Karriere verlief nicht ohne Hindernisse. Weil er klein war, wurde er von den lokalen Juniorenteams immer wieder abgeschoben. «Ich war nahe dran, mit dem Hockey aufzuhören, doch ich bin drangeblieben. Das hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin.»

Im Alter von 16 Jahren hatte der kleine Stürmer einen Leistungsschub. Er schaffte den Sprung ins amerikanische U18-Nati-Programm, mit dem er 2010 Weltmeister wurde. Später eroberte er sich einen Platz in der NHL, wo er als ungedrafteter Spieler für Boston, Calgary, die New York Islanders, Seattle und Detroit auf 206 Partien kam, was wohl nicht mancher jener grösseren Jungs, die ihm früher vorgezogen wurden, von sich behaupten kann.

Einen Platz konnte er sich nie dauerhaft sichern. Immer wieder wurde er in die AHL geschickt. So pendelte er letzte Saison zwischen Detroit, wo er mit seiner Frau Rachel, Töchterchen Colette (3) und Baby Cohen (16 Monate) lebte, und Grand Rapids. «Ich bin insgesamt 18'000 Meilen mit dem Auto gefahren.» Jedes Mal, wenn er sich verabschiedete, weinte seine Tochter, die enorm unter den Umständen litt. So entschied er sich im Sommer für den Wechsel in die Schweiz. «Seit wir hierhergezogen sind, hat Colette kein einziges Mal geweint. Ich kann einen grossen Unterschied in ihrem Leben feststellen. Ich möchte, dass sie Stabilität spürt. Die Familie ist das Wichtigste.»

Czarnik hat nur für ein Jahr in Bern unterschrieben. Geht es nach ihm, würde er gerne bleiben. Bessere Werbung in eigener Sache hätte der 1,74 m kleine Spielmacher, der in den ersten 10 Spielen 17 Punkte buchte, bisher nicht machen können.

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National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
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19
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40
2
HC Davos
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21
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Lausanne HC
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21
8
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SC Bern
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15
36
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EHC Kloten
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EV Zug
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21
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EHC Biel
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8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
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9
HC Fribourg-Gottéron
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10
SCL Tigers
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HC Lugano
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HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
19
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13
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
17
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22
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HC Ajoie
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-35
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