Jetzt übernimmt der CEO
Eishockey-Schiri-Chef schon wieder weg

Nach jahrelangen Problemen und Turbulenzen im Schiedsrichterwesen von Swiss Ice Hockey wird ein Anfang gemacht, das Chaos zu beseitigen: CEO Martin Baumann übernimmt das Officiating vorübergehend, weil Schiri-Chef Nicolas Fluri nach wenigen Monaten seinen Posten räumt.
Publiziert: 10.02.2025 um 17:32 Uhr
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Aktualisiert: 07:49 Uhr
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Schiedsrichter-Chef Nicolas Fluri kehrt nicht ins Amt zurück.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Schiedsrichter kämpfen mit Problemen, Führungswechsel im Officiating
  • Anonyme Umfragen zeigten alarmierende Unzufriedenheit unter Schiedsrichtern
  • Schiri-Chef Fluri schon wieder weg, jetzt übernimmt temporär CEO Baumann
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Playoffs stehen vor der Tür – und damit die Schiedsrichter noch viel stärker im Fokus. Doch die Refs plagen andere, umfangreichere Sorgen, und dies schon seit längerer Zeit. Bereits seit Jahren kämpfen die 90 Offiziellen im Leistungssport (National League, Swiss League, U20) mit denselben Problemen, auf die das sogenannte Officiating, das Schiedsrichterwesen bei Swiss Ice Hockey, regelmässig aufmerksam gemacht worden ist. Der Frust ist angewachsen, weil Veränderungen ausgeblieben sind. Die Situation hat sich im letzten Jahr noch zugespitzt. Aus diesen Gründen:

Ende 2023 lanciert Swiss Olympic eine anonyme Umfrage mit dem Titel «Job-Stress-Analyse», an der Schweizer Sportverbände teilnehmen sollen. Der Eishockey-Verband tut es. Mit dem Resultat, dass die Ergebnisse im Bereich Officiating alarmierend sind. Und die vorhandene Unzufriedenheit erstmals Schwarz auf Weiss festgehalten ist.

Im Februar 2024 findet ein Austausch zwischen der Schiri-Führung sowie der Swiss Ice Hockey Officials (SIHO), der seit 2009 bestehenden Schiedsrichter-Vereinigung, statt. In diesem Gespräch werden von der SIHO Problempunkte von Seiten der Refs dargelegt. Sie beschäftigt vor allem das Fehlen von Rückendeckung, Betreuung, Feedback-Kultur und Führungsmanagement, was zur Zunahme der Unzufriedenheit geführt hat. Auch das ungenügende Kurs- und Ausbildungswesen sowie die inexistente Karriereplanung wird beispielsweise bemängelt.

Aufgrund ausbleibender Reaktionen fühlen sich die Schiedsrichter mit ihren Anliegen und Sorgen mehrheitlich nicht ernst genommen, unter diesen Umständen ihre Leistung abzurufen, ist herausfordernd. Deshalb fordern sie von der SIHO im Frühsommer 2024, eine weitere anonyme sowie detailliertere Umfrage durchzuführen. Auch sie führt zu einem verheerenden Resultat.

Das Führungsproblem weitet sich danach noch aus. Der damalige Schiedsrichterchef Andreas Fischer (58) wird neuer Geschäftsführer bei Ambri-Piotta. Seinen Posten soll sein Stellvertreter Philipp Rytz (40) übernehmen – ginge es nach Fischer sowie der National League. Die Personalien von Fischer und Rytz haben bei der Umfrage jedoch beide nicht gut abgeschnitten. Hinzu kommt, dass Ex-Verteidiger Rytz just dann mehrere Monate aus gesundheitlichen Gründen ausfällt. Und dass der neue Verbandspräsident Stefan Schärer (60) eigene Pläne hat.

Im Juli wird Nicolas Fluri (40) als Nachfolger von Fischer präsentiert. Der Ex-Ref kennt die Umstände und übernimmt das Officiating mitsamt seinen Baustellen. Hinter den Kulissen wird schnell von einem schwellenden, energieraubenden Machtkampf gesprochen. Im Dezember fällt Fluri aus gesundheitlichen Gründen aus.

CEO Baumann macht Nägel mit Köpfen

Der inzwischen wieder genesene Rytz, als Schiri-Manager im Amt, wird zur Ansprechperson im Bereich Leistungssport. Fluri wird auf der Verbandsseite weiterhin als Officiating Director geführt und hat seine Rückkehr geplant. Sein Befürworter Schärer allerdings hat Anfang Dezember freiwillig seinen Präsidentenstuhl geräumt.

Das anhaltende Führungsproblem im Officiating hat mittlerweile so grosse Kreise gezogen, dass es auch bei der Liga sowie unter den Klub-Bossen zum diskutierten Thema geworden ist. Martin Baumann (56), Nachfolger von Ex-CEO Patrick Bloch (39), hat die Problematik erkannt – und macht nun Nägel mit Köpfen: In einer Medienmitteilung heisst es, dass Fluri, der auch Mitglied der Geschäftsleitung gewesen ist, und der Verband getrennte Wege gehen. Bis dessen Nachfolge geregelt ist, übernimmt Geschäftsführer Baumann selbst den Posten des Schiri-Chefs.

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