Beim Super Bowl ist alles grösser, glitzernder, lauter. Auch dieses Jahr wird es beim Saisonhöhepunkt des American Football gigantisch zugehen: von den Zuschauerzahlen (neuer TV-Rekord 2024) über die spektakuläre Halbzeitshow bis zum Spektakel auf dem Feld, wenn in der Nacht auf Montag (0.30 Uhr RTL live und Liveticker auf Blick.ch) die Philadelphia Eagles die Kansas City Chiefs fordern.
Und damit nicht genug: Die National Football League (NFL) hat sich längst darangemacht, die Welt zu erobern. Mit über 20 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr ist sie allen anderen Sportligen auf dem Planeten wirtschaftlich enteilt.
Wo die durchkommerzialisierte Liga derzeit unter anderem deutlich zulegt: ausserhalb der USA. Das Ziel, «ein globaler Sport zu werden», wie es NFL-Commissioner Roger Goodell einst formulierte, wird eisern verfolgt. Nächste Saison wird die NFL ihr 60. Regular-Season-Spiel ausserhalb der USA austragen. Auch in der Schweiz findet Football immer mehr Anhänger. Wo führt das hin? Blick fragt nach bei Alexander Steinforth (40), NFL-Boss für Deutschland, die Schweiz und Österreich.
Blick: Alexander Steinforth, wird es eines Tages ein NFL-Spiel in der Schweiz geben?
Alexander Steinforth: Die wichtigste Voraussetzung ist, dass sich eine Stadt, ein Stadion, und in der Schweiz wahrscheinlich der Kanton, um die Austragung eines NFL-Spiels bemühen. Das Stadion ist erfahrungsgemäss die grösste Herausforderung – nicht jedes Fussballstadion lässt sich einfach so für ein NFL-Spiel anpassen. Da gibt es plötzlich inklusive Coaches pro Team 70 Menschen, die einen Platz an der Seitenlinie und in der Kabine brauchen. Wir halten immer nach neuen Spielorten Ausschau und sind offen für Gespräche.
Das grösste Stadion hierzulande, der St. Jakob-Park in Basel, bietet 38’000 Sitzplätze.
Das wäre bis dato die kleinste Arena, in der wir je ein internationales Spiel ausgetragen haben. Diese Woche haben wir gerade bekannt gegeben, dass das Eröffnungsspiel der nächsten Saison in Melbourne stattfinden wird. Da werden wir vor 100’000 Zuschauern spielen.
Heisst: Die Chancen, dass die NFL auf ihrer globalen Expansion jemals in der Schweiz spielen wird, sind sehr klein?
Ich würde nichts ausschliessen. Es kann sich ja auch noch etwas tun. Wer sagt denn, dass es in der Schweiz eines Tages nicht eine grössere Arena geben wird? Sicher ist, dass wir auch in Zukunft in relativer Nähe zur Schweiz Regular-Season-Spiele haben werden. In Deutschland, aber auch in Grossbritannien oder in anderen europäischen Ländern. Im Herbst 2025 werden wir zum ersten Mal in Irland und in Spanien spielen, zudem gibt es zum ersten Mal ein Spiel in Berlin.
Welche Rolle spielt die kleine Schweiz denn für die NFL?
Die Schweiz mag in Europa ein kleines Land sein, spielt für die NFL aber durchaus eine grosse Rolle. Seit wir im Jahr 2022 das erste NFL-Spiel in Deutschland ausgetragen haben, sehen wir, dass das Interesse in der Schweiz ebenfalls weiter angezogen hat. Das ist für uns sehr wertvoll.
Bei Rechteinhaber DAZN hört man, das Verhältnis von Einwohnern zu verkauften NFL-Abos sei hierzulande fast unschlagbar.
Das deckt sich mit dem, was wir messen. Vom Free-TV über die Bezahl-Abonnemente für die Spiele bei DAZN bis zum von DAZN verbreiteten Gamepass, mit dem man alle Spiele live sehen kann, sind die Werte ausserordentlich gut. Die Schweiz ist für uns ein unglaublich attraktiver Markt: mit einer generellen Sportaffinität und natürlich einer hohen Kaufkraft.
Trotzdem lag der Fokus im deutschsprachigen Raum bisher sehr klar auf Deutschland.
Wenn wir zurückspulen auf unseren Start vor drei Jahren: Da ging es darum, die Präsenz im deutschsprachigen Raum erst einmal aufzubauen, da ist Deutschland zentral und die NFL-Teams, die die Marketingrechte für den deutschsprachigen Raum haben, mussten auch erst einmal ihre Grundlagenarbeit machen. Aber wir werden unseren Effort in der Schweiz sehr bald intensivieren, jetzt, wo wir die erste Aufbauphase erfolgreich hinter uns gebracht haben.
In Deutschland haben mehrere NFL-Teams mit Bundesligaklubs kooperiert, um American Football zu promoten. Auch ein Modell für die Schweiz?
Durchaus. Wir sehen, dass auch die traditionsbewussten Fussballfans sich stark für die NFL begeistern können. So eine Aktivierung über Fussballklubs ist auch in der Schweiz denkbar.
Manche Footballfans in Europa träumen davon, dass die NFL irgendwann einmal eine Europa-Division haben wird, also mehrere fixe Teams in Europa installiert. Wann ist es so weit?
Für uns geht es im Moment darum, unsere globale Präsenz weiter auszubauen, mit Spielen in verschiedenen Ländern. Es werden noch viele Spielorte dazukommen. Eine Europa-Division ist zum heutigen Zeitpunkt kein Thema, über das wir sprechen. Aber wir sind gekommen, um zu bleiben.