Bald drehen sie wieder an der Schraube. Im Hinblick auf die Playoffs drückt bei den Schweizer Klubs die Mutter aller Ängste auf die Hirnrinde, und man verschanzt sich in einer Art Wagenburg vor der grössten Bedrohung im (Schweizer) Berufs-Eishockey: Nein, nicht die Corona-Krise. Es ist das Interesse der Öffentlichkeit an den Spielern.
Ausgerechnet in der Zeit, in der die Branche die grösste Aufmerksamkeit geniesst, machen die Klubs jeweils den Laden dicht und schützen ihre Spieler mit einer Firewall aus kleingeistigen Verboten und bürokratischen Vorschriften vor Interviewanfragen und Medienterminen. Trainings werden hinter verschlossenen Türen abgehalten, als ob auf dem Eis geheime Angriffspläne durchexerziert würden. Man wird hysterisch.
Das Argument für die Abschottungspolitik? Die Profis können sonst ihre Leistung nicht mehr bringen. Erfunden hat diese Propagandalüge der Torhüter Leonardo Genoni. Das Verrückte? Die Klubs nehmen diesen Firlefanz für bare Münze, statt die Profis auf ihre PR-Pflichten hinzuweisen.
Die Frage muss erlaubt sein: Wie widerstandsfähig kann ein Profi sein, wenn ihn ein kurzer Interviewtermin – selbst am Tag des entscheidenden Spiels – so aus dem mentalen Gleichgewicht kippt, dass er zu keiner sportlichen Leistung mehr fähig ist? Die gleichen Spieler melden öfters auch Ansprüche an die NHL an oder möchten gerne mit zur Weltmeisterschaft. Dort wird tägliche Öffentlichkeitsarbeit quasi per Dekret angeordnet, und trotzdem beklagt sich keiner.
Die Corona-Krise setzt den Klubs nun aber das Messer an den Hals: Die Stadien sind leer, und sie werden wohl auch in den Playoffs leer bleiben. Als Vertriebskanäle für Emotionen und Werbung bleiben in diesem Frühling nur TV-Bilder und Medienberichte. Aber daran denkt bei den Klubs wohl keiner, wetten?