Präsidenten-Knatsch – SwissBoxing in der Sackgasse
Gibt es bald zwei Schweizer Boxverbände?

Eigentlich wollte man den Präsidenten zum Rücktritt bewegen, um den Weg in die Zukunft freizumachen. Doch im Schweizer Boxverband wird weiter heftig gefightet.
Publiziert: 01.11.2024 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2024 um 08:09 Uhr
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Amir Orfia, seit 2023 Präsident von Swiss Boxing.
Foto: Zvg

Auf einen Blick

  • SwissBoxing möchte Mitglied bei World Boxing werden
  • Doch der Weltverband sagt: «Nur mit neuem Präsidenten»
  • Dieser lässt sich aber nicht zum Rücktritt bewegen
  • Droht nun sogar eine Teilung wie in Deutschland?
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Patrick MäderAutor Blick Sport

In der Sackgasse, in der sich der Schweizer Boxverband SwissBoxing befindet, hat sich kein Ausweg aufgetan. Die Aussprache am Montag dieser Woche zwischen einem Teil des Verbandsrates und Präsident Amir Orfia (Blick berichtete) hat die Fronten weiter verhärtet.

Orfia denkt nicht an Rücktritt. Im Gegenteil: Der ehemalige IBA-Angestellte würde bei allfälligen Neuwahlen gar erneut kandidieren. Orfia geniesst vor allem in der welschen Fraktion der Delegierten Unterstützung. Dort fühlt man sich vom smarten Waadtländer gut repräsentiert.

Der Präsident glaubt weiterhin, dass ein Beitritt zu World Boxing trotz seiner Vergangenheit bei IBA mit ihm als Präsident möglich sei, was es nach Blick-Recherchen nicht ist. Nun hat Vizepräsident Jack Schmidli das Wort an die Schweizer Boxgemeinde gerichtet und auf der verbandseigenen Homepage klargestellt: «Eine Mitgliedschaft unter der aktuellen Führung ist seitens World Boxing ausgeschlossen und unser Aufnahme-Antrag wird bis zur Klärung der Führung nicht weiter behandelt.»

Gibt es künftig zwei Schweizer Boxverbände?

Damit sind die Fronten klar und es gibt zwei Möglichkeiten: Orfia bleibt Präsident und SwissBoxing verzichtet auf die Mitgliedschaft beim neuen Weltverband. Oder die Delegierten wählen Orfia an einer frühzeitig einberufenen ausserordentlichen oder spätestens im April 2025 an der ordentlichen Delegiertenversammlung ab.

Doch es gibt theoretisch auch noch eine dritte Möglichkeit, die man dem Schweizer Boxsport zuliebe besser nicht in Betracht ziehen sollte: die Teilung. In Deutschland hat sich alternativ zum Deutschen Boxverband (DBV) im Juni ein neuer Amateurboxverband gegründet (GNBA), der Mitglied beim Skandal-Verband IBA ist und dort am Tropf der Gazprom-Gelder hängt. Wer sich entscheidet, da mitzumachen, muss seinen olympischen Traum definitiv aufgeben. Weil das IOC nichts mehr mit der IBA zu tun haben will.

Der vom Nationalen Olympischen Komitee anerkannte DBV hingegen ist inzwischen Mitglied von World Boxing, der neu 51 Mitglieder hat und auf Kurs ist, von der IOC bald als Ausrichter für die Spiele 2028 legitimiert zu werden. Spätestens dann wird der grosse Run auf die WB-Mitgliedschaften losgehen. Und die Schweizer müssen schauen, wo sie bleiben. Die Lage erfordert Dringlichkeit.

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