Die UBS will erst nach den Sommerferien über die Zukunft des Schweizer Geschäfts der Credit Suisse entscheiden. Der offizielle Grund: Die Bank braucht so viel Zeit, um eine saubere Analyse zu machen. Dahinter könnte aber auch wahltaktisches Kalkül stecken. Das zumindest sagen mehrere Finanzplatz-Quellen, und so tönt es auch dem Umfeld von Sergio Ermotti (63).
Der Grund scheint klar: Der Entscheid ist von grosser politischer Tragweite. Kommt es zum Radikalszenario einer Vollintegration mit dem Abbau von Tausenden von Stellen, geht ein Aufschrei durchs Land. «Die Banken» würden zum grossen Wahlkampfthema werden. Das will die Finanzlobby um jeden Preis verhindern.
Wahlkampfthemen Boni-Verbot und Co.
Politiker von links bis rechts würden eine härtere Regulierung fordern. Auf die «Monsterbank» würden Forderungen nach einem Bonusverbot, einer Abgeltung der Staatsgarantie und höhere Eigenkapitalanforderungen niederprasseln. Die Nationalratswahlen stehen am 22. Oktober an.
Wenn es um neue Regulierungen geht, steht der Finanzplatz zusammen. Niemand will ein Bonusverbot oder höhere Eigenkapitalanforderungen. Deshalb gibt es unter Finanzplatzvertretern eine Geheimabsprache, vor den Wahlen möglichst wenig Staub aufzuwirbeln und die UBS in Ruhe zu lassen, sagt ein Banker. Zugeben würde das niemand.
Banker und Politiker Thomas Matter (57) lässt sich immerhin so zitieren: «Dass sich einige Banken bisher zurückgehalten haben mit Äusserungen, im Firmenkundengeschäft zu wachsen, liegt auch daran, dass der Finanzplatz kein Interesse daran hat, den Zusammenschluss von CS und UBS zusätzlich zu erschweren.»