Zukunftsangst bei CS-Angestellten
Niemand weiss, wohin die Reise geht

Die Schweiz-Chefs von UBS und Credit Suisse hatten diese Woche ein erstes Treffen. Wie die beiden Einheiten zusammengeführt werden sollen, ist jedoch weiterhin unklar. Für die Mitarbeitenden ist diese Ungewissheit kaum auszuhalten.
Publiziert: 02.04.2023 um 00:55 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2023 um 10:01 Uhr
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Noch ist unklar, was aus dem Schweiz-Geschäft der CS passieren soll. Doch SonntagsBlick weiss: Vergangenen Dienstag kam es zu einem ersten Treffen zwischen den beiden Geschäftsleitungen von UBS- und CS-Schweiz
Foto: Keystone

Frust und Wut der Credit-Suisse-Angestellten sind grenzenlos: «Die Stimmung ist schlecht und trieft vor Sarkasmus», sagt ein CS-Mitarbeiter, der in der Stadt Zürich arbeitet. Die Botschaft der internen Kommunikation sei immer die gleiche: «Bleibt bei der Stange, wir brauchen euch!» Doch jeder wisse, dass eben ganz viele nicht bleiben werden, so der Mittdreissiger.

Für ihn und alle anderen Betroffenen ist die Ungewissheit kaum auszuhalten. Nicht zuletzt wegen des Wechsels an der UBS-Spitze dürfte es aber noch dauern, bis klar ist, wie die Zusammenführung der beiden Grossbanken genau aussieht.

Sergio Ermotti (62) übernimmt am 5. April das Ruder. Zunächst werde er sich einen Überblick verschaffen und dann die ersten Entscheide fällen, sagt eine Quelle mit Kenntnissen der Vorgänge innerhalb der Bank.

Geschäftsleitungen trafen sich

Immerhin: Am Dienstag kam es, wie SonntagsBlick weiss, zu einem ersten Treffen zwischen Delegationen der Geschäftsleitung von UBS Schweiz und CS Schweiz, unter Leitung der Länderchefs Sabine Keller-Busse (56) von der UBS und André Helfenstein (56) von der CS.

Wie die Einheiten zusammengeführt werden sollen, behält die UBS aber weiter für sich. Intern verweist man darauf, diese Information sei bis zum formellen Abschluss der Übernahme aus rechtlichen Gründen heikel. Durchgesickert ist bisher einzig, dass die Marke Credit Suisse noch drei, vier Jahre bestehen bleiben, dann aber verschwinden soll. Zwar prüfe man auch Szenarien, die eine spätere Abspaltung des Schweiz-Geschäfts von Credit Suisse vorsehen, dem Vernehmen nach erachtet die UBS diese Variante aber nicht als sonderlich attraktiv.

Mit der Ernennung Ermottis dürften die Chancen dafür, dass die UBS den Credit-Suisse-Inlandsbereich als eigenständige Bank weiterführen wird, eher geringer geworden sein. Laut einem Bericht des Magazins «Bilanz» soll der Tessiner die Übernahme des langjährigen Rivalen nämlich bereits vor sieben Jahren durchgespielt haben, als er erstmals UBS-CEO war.

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Keine Sorgen um die Grösse

Gestern Samstag sagte Ermotti zudem der italienischen Zeitung «Il Sole 24 Ore», dass sich die Frage übermässiger Grösse nicht stelle. Einzig bei der Kreditvergabe an multinationale Unternehmen kämen die anderen Schweizer Banken nicht an die Position der «neuen» UBS heran. «Aber in diesem Segment werden wir Konkurrenz von ausländischen Banken bekommen», so Ermotti.

Das klingt nicht nach Abspaltung. Allerdings zeigt sich gerade, dass die Zusammenführung der Operationen in der Schweiz ungleich delikater ist als beispielsweise die bereits angekündigte Verkleinerung des Investmentbankings. Der politische Druck ist enorm. Zudem stehen Tausende Jobs auf dem Spiel. Die Angst, auf diesem glitschigen Terrain auszurutschen, dürfte der eigentliche Grund dafür sein, dass die Bank ihre Schweiz-Pläne nicht konkretisiert.

Doch jeder Tag, der verstreicht, vergrössert die Unsicherheit bei den Kunden – und bei den Mitarbeitenden. Der CS-Banker, mit dem SonntagsBlick sprechen konnte, weiss von zahlreichen Kollegen, die am vergangenen Freitag, also am Letzten des Monats, die Kündigung eingereicht haben. Sie seien es leid gewesen zu warten, ohne zu wissen, was auf sie zukommt. «Sie nehmen auch weniger Lohn oder einen niedrigeren Posten als aktuell bei der CS in Kauf», sagt der Informant.

Credit Suisse kommentiert Abgänge nicht

Die Medienstelle der Credit Suisse wollte Fragen von SonntagsBlick zu einem allfälligen Exodus nicht beantworten. Belegt ist aber: Praktisch im Wochentakt vermeldet die Konkurrenz Neuzugänge von ehemaligen CS-Leuten. Laut dem Finanzblog «Inside Paradeplatz» offeriert die CS-Führung ihren wichtigsten Angestellten sogenannte Halteprämien, damit sie bleiben.

Neben der Credit Suisse ist die Verunsicherung bei der UBS ebenfalls enorm. «Auch dort herrscht derzeit Verunsicherung, was die Übernahme für die eigene Zukunft bedeutet», sagt Natalia Ferrara, Geschäftsführerin des Schweizerischen Bankpersonalverbands. Nicht zuletzt aus diesem Grund fordert der Verband einen Kündigungsstopp bis Ende Jahr – also bis klar ist, wohin die Reise der neuen Megabank geht.

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