Wegen Absage von Alba-Festival
Zürcher Regierung hat Albaner diskriminiert

Im Jahr 2021 entzog die Zürcher Regierung dem Alba-Festival die Bewilligung – während andere Grossveranstaltungen stattfindet durften. Als Grund wurde die tiefe Impfquote der Albaner angegeben. Laut Rassismus-Kommission war das diskriminierend.
Publiziert: 29.06.2022 um 11:10 Uhr
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Im Jahr 2021 wurde das Alba-Festival zwei Tage vor dem geplanten Beginn abgesagt.
Foto: keystone-sda.ch

Nur zwei Tage vor der Eröffnung des Alba-Festivals 2021 sagte die Zürcher Regierung die Veranstaltung ab. Als Grund dafür wurde angegeben, dass man eine zusätzliche Belastung der Spitäler verhindern wolle. Diese waren zum damaligen Zeitpunkt wegen des Coronavirus stark ausgelastet. Ausserdem sei die Impfquote in der albanischen Community zu tief, um «eine solche Grossveranstaltung verantworten zu können», behauptete die Zürcher Regierung weiter.

Viele akzeptierten den Entscheid des Zürcher Regierungsrats. So sagte der Kosovo-albanische Rapper MC Kresha (37) damals zu Blick: «Man liest ja, was in den Medien steht und wie die Infektionszahlen steigen, deshalb war die Absage für mich keine Überraschung.» Auch das Management von DJ Regard, der am Festival auftreten sollte, (28) erklärte: «Wir sind nicht sauer, dass das Alba-Festival abgesagt wurde.»

Am selben Wochenende fand Zurich Pride statt

Andere konnten den Entzug der Bewilligung allerdings nicht nachvollziehen. «Ich bin extrem enttäuscht», erklärte Adem Morina, Organisator des Alba-Festivals. Er habe sich klar diskriminiert gefühlt vom Entscheid. Auch FDP-Gemeinderat Perparim Avdili empfand den Entscheid «stigmatisierend». Er erklärte: «Man könnte mit dieser Begründung auch ein Schwingfest absagen, weil da viele SVPler sind und die sind auch oft nicht geimpft.»

Zwar wurden im selben Zeitraum tatsächlich auch andere Festivals wie die Ersatz-Veranstaltung des Openair Frauenfeld abgesagt, wie die Zürcher Regierung betonte. Bei diesen wurde aber keine zu tiefe Impfquote einer gewissen Community als Grund angeführt. Andere Grossveranstaltungen wie die LGBTQ-Parade Zurich Pride durften am selben Wochenende allerdings stattfinden.

Rassismus-Kommission: Absage war diskriminierend

Zahlreiche Personen empfanden den Entscheid der Zürcher Regierung als diskriminierend, vor allem, weil beim Festival eine 3G-Regelung (geimpft, genesen oder negativ getestet) vorgesehen war. Die damalige Regierungspräsidentin Jacqueline Fehr (59, SP) entschuldigte sich daraufhin und ordnete eine unabhängige Untersuchung durch die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus an.

Jetzt sind die Ergebnisse der Untersuchung veröffentlicht worden, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. In ihrer Beurteilung ist die Rassismus-Kommission zum Schluss gekommen: Die Absage des Alba-Festivals war diskriminierend. Es habe «keinen sachlichen Grund» gegeben, die Absage des Festivals mit dem hohen Infektionsgeschehen innerhalb der Bevölkerungsgruppe mit Bezug zum Balkan zu begründen.

Alba-Festival «eindeutig gefährlicher»

Jacqueline Fehr erklärte zur Einschätzung der Rassismus-Kommission, dass sie sich in einem Dilemma befunden habe. Zum einen hätte es das Nichtdiskriminierungsgebot, zum anderen die Fürsorgepflicht gegenüber der Bevölkerung gegeben. Ihre Fachleute hätten das Alba-Festival im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen «als eindeutig gefährlicher» eingeschätzt.

Nach dem diskriminierenden Vorfall im letzten Jahr kann das Alba-Festival dieses Jahr wieder wie geplant stattfinden. Tausende Fans werden am kommenden Wochenende auf der Hardturmbrache in Zürich erwartet. Es werden Stars wie Kida, Dardan und Mozzik auftreten. (obf)

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