Hugo Portmann (64) hat mehrere bewaffnete Banküberfälle und eine Geiselnahme auf dem Kerbholz. Dreimal brach er aus dem Gefängnis aus und wurde jeweils bald darauf wieder gefasst. Portmann verbrachte einen Grossteil seines Lebens im Bau. Als er 2018 endgültig freikam, fand er in der Stadt Zürich eine Stelle als Müllmann. Die Arbeit bedeutet ihm alles.
Wie die «NZZ» berichtet, steht im November Portmanns Pensionierung an. Portmann wehrt sich dagegen. Er fühlt sich gesund und fit und möchte weiterarbeiten. Zudem hat er mit der Arbeit mehr Einkommen als mit seiner zukünftigen Rente, bei der er auf Ergänzungsleistungen angewiesen sein wird. «Da ist es doch für alle besser, wenn ich noch ein bis zwei Jahre weiterarbeite», sagt er.
Stadt ging nicht auf sein Begehren ein
Bei der Stadt Zürich besteht grundsätzlich die Möglichkeit, mindestens ein Jahr über die Pensionierung hinaus zu arbeiten. Portmann wollte von der Regelung Gebrauch machen und stellte im Februar ein entsprechendes Gesuch. Sein Vorgesetzter unterstützt ihn beim Anliegen.
Die Stadt ging auf Portmanns Begehren nicht ein. Sie stellt sich auf den Standpunkt, dass man über Spezialwissen verfügen müsse, um im Pensionsalter weiterarbeiten zu können. Zudem müsse die Stelle schwierig wieder zu besetzen sein. «Prinzipiell ist das Angebot für alle Berufsgruppen gültig und unabhängig von der Qualifizierung», heisst es bei der Stadt. Voraussetzung sei aber «betrieblicher Bedarf» wie die Überbrückung von Personalengpässen oder zur Weitergabe von betrieblichem Know-how.
«Es ist eine Diskriminierung»
«Ich fühle mich wie ein Züri-Sack, der entsorgt wird», sagt Portmann. Ausgerechnet den vielen einfachen Arbeiterinnen und Arbeitern verwehre die Stadt ein flexibles Rentenalter, so Portmann. Entgegen den eigenen, vollmundigen Ankündigungen.
Portmann schrieb sogar einen Brief an seine oberste Chefin vom Tiefbau- und Entsorgungsdepartement, Stadträtin Simone Brander (SP). Danach wurde er intern zu einem Gespräch aufgeboten. Die «NZZ» zitiert ihn aus dem Protokoll: «Es ist eine Diskriminierung, dass einfache Arbeiter nicht weiterarbeiten dürfen.» Er fühle sich «verarscht».
Der 64-Jährige hofft, dass es doch noch zu einer Einigung kommt mit der Stadt. Zugleich schaut er sich nach anderen Möglichkeiten der Weiterbeschäftigung um und hat sich beim privaten Gartenbau- und Recyclingunternehmen Spross beworben.