Kennengelernt haben sie sich im Knast. Und ihre Verbrechen sollten sie noch Jahre verbinden: Walter Stürm und Hugo Portmann bildeten das wohl berüchtigtste Gangster-Duo der Schweiz.
1999 hatte sich Walter Stürm im Alter von 57 Jahren im Gefängnis Frauenfeld TG das Leben genommen. In den Kinos läuft derzeit ein Film über seine Karriere. Portmann hingegen ist heute ein freier Mann. Bis heute habe er nie das Grab seines einstigen Zellengenossen besucht, erzählt Portmann der «Schweizer Illustrierten». Aber er erinnert sich dennoch genau daran, wie sich die Wege der beiden Gauner immer wieder gekreuzt hatten.
Versteckte Eisensägeli als Dankeschön
Angefangen hat alles 1983. Portmann wird nach mehreren bewaffneten Überfällen mit mehr als 200'000 Franken Beute zum ersten Mal eingebuchtet. In der Strafanstalt Pöschwies in Regensdorf ZH lernt er Walter Stürm kennen. Dieser ist zu jenem Zeitpunkt längst eine nationale Bekanntheit. Stürm ist Dieb und Einbrecher. Berüchtigt ist er aber vor allem für seine immer wieder erfolgreichen Ausbrüche aus dem Gefängnis.
Das war auch in Regensdorf nicht anders, erinnert sich Portmann: Im Januar 1984 kann «Ausbrecherkönig» Walter Stürm mit einer Leiter über die Gefängnismauern steigen. Während er flüchtet, versucht auch Portmann sein Glück, doch ihn können die Wärter schnappen.
«Walti» sagt Portmann zur «Schweizer Illustrierten», habe ihm als Dank später ein Paket geschickt. Die darin versteckten Eisensägeli seien aber bei der Kontrolle beschlagnahmt worden.
«Ich war ihm noch was schuldig. Ganoven-Kodex.»
15 Jahre später sitzt Portmann im halboffenen Vollzug in Cazis GR. Er schafft dort die Flucht und taucht in einem Chalet in Urnäsch AR unter. Es ist das Ferienhaus der Familie Stürm. Aus gemeinsamen Zeiten im Knast weiss Portmann noch, wo der Hausschlüssel versteckt liegt.
Die beiden Gauner spannen ein weiteres Mal zusammen. Stürm plant einen Überfall. Und Portmann? «Wir brauchten Geld», sagt er. «Und ich war ihm noch was schuldig, also willigte ich ein. Ganoven-Kodex.»
Der kühle Kopf in stressigen Situationen
Vor seinen Überfällen habe Stürm jeweils alles akribisch aufgeschrieben, sagt Portmann heute. «Ich nannte ihn Buchhalter Nötzli.» Eine Anspielung an einen Schweizer Kinofilm aus dem 1980er-Jahren. Die Notizen sind Beweismittel, die Portmann eines Tages verbrennen muss, als Stürm nach einem Überfall nicht mehr ins Chalet zurückkehrt.
Stürm sei immer «ein genialer Verwandlungskünstler» gewesen, sagt Hugo Portmann. Allerdings habe er in stressigen Situationen jeweils die Nerven verloren. «Solche Sachen habe ich geregelt, mit kühlem Kopf.» Hugo Portmann und Walter Stürm, das sei «eine Zweckgemeinschaft auf Zeit» gewesen.
Den tragischen Schlusspunkt dieser Zweckgemeinschaft markiert dann eine misslungene Aktion in Sirnach TG: Am 2. März 1999 steigen Portmann und Stürm in das Haus eines Bankverwalters. Der Plan: Die Ehefrau fesseln und damit die Öffnung der Raiffeisen-Tresors erzwingen. Doch im Haus sind auch die Kinder des Bankers. Das Duo bricht den Überfall ab und flieht ohne Beute. Wenig später werden beide von der Polizei verhaftet.
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