Nicht alle Häftlinge bekommen wie Bankräuber Hugo Portmann (58) gleich einen Job offeriert. Prominente Ex-Knastis wie Günther Tschanun, Harald Naegeli, Mladen L.* und Giuseppe Vallelonga taten sich nach abgesessener Haftstrafe deutlich schwerer. Einzig Sprayer Naegeli konnte sich in Freiheit in der Kunstwelt etablieren. Andere sind untergetaucht – oder wieder straffällig geworden.
Amokläufer Günther Tschanun (77)
Der Chef der städtischen Zürcher Baupolizei hat an seinem Arbeitsplatz im Hochbauamt am 16. April 1986 vier seiner Mitarbeiter erschossen und einen schwer verletzt. Der damals 45-jährige Architekt kassierte für Mord und Mordversuch 20 Jahre Zuchthaus. Wegen guter Führung kam er 2000 nach Verbüssung von zwei Dritteln der Strafe frei. Doch der Weg zurück ins Erwerbsleben war unter seinem Namen unmöglich – mit neuer Identität tauchte er unter. Gerüchten zufolge zog er ins Tessin und fand einen Job als Gärtner. Andere Quellen sagen, Tschanun sei in Österreich verstorben.
Sprayer Harald Naegeli (78)
Aus Protest gegen das monotone Stadtbild Zürichs sprühte Harald Naegeli schwarze Strichfiguren auf Gebäude. Lange blieb er unentdeckt. 1979 erwischte ihn ein ziviler Polizist. 1981 verurteilte ihn das Bezirksgericht zu neun Monaten Haft. Vor der Vollstreckung der Strafe setzte sich der Künstler nach Deutschland ab. 1984 lieferte ihn Deutschland aus. Nach sechs Monaten Gefängnis wurde er in die Freiheit entlassen. Er wanderte erneut nach Deutschland aus und sprayte weiter. Naegeli gilt heute als international angesehener Künstler. Die Stadt Zürich hat mehrere Bilder aus den 70er-Jahren als erhaltenswert eingestuft und gegen Verwitterung geschützt.
Zürcher Fraumünster-Räuber Giuseppe Vallelonga (59)
Vor 20 Jahren hat Giuseppe Vallelonga einen Fraumünster-Pöstler mit Räuberboss Elias A.* zusammengebracht. Die siebenköpfige Bande erbeutete beim Fraumünster-Postraub 53,1 Millionen Franken. Er wurde dafür zu 3¾ Jahren Gefängnis verurteilt – er war beim Raub am 1. September 1997 nicht am Tatort, galt aber als Organisator. Nach über 200 erfolglosen Bewerbungen fasste er wieder Fuss. Er wurde Geschäftsleiter der Punto-Bar beim Bahnhof Zürich-Oerlikon. Weil er einem Zivilpolizisten Koks verkaufte, kam er erneut mit dem Gesetz in Konflikt. Heute ist er Inhaber der Bar.
«Romeo-Räuber» Mladen L.* (38)
In Deutschland machte der Serbe als höflicher «Romeo-Räuber» Schlagzeilen. Doch Mladen L.* liebte auch Schweizer Banken. Im Oktober 2013 erleichterte er die ZKB-Filiale an der Langstrasse im Zürcher Kreis 4 um 2,45 Millionen Franken. 2014 lieferte Kroatien den Serben an die Schweiz aus. Mladen L. kassierte für die Raubzüge in der Schweiz sechs Jahre Gefängnis. Seit seiner Freilassung ist es still geworden um ihn. Ob er seinen Traum von einem Bauernhof erfüllen konnte, ist unklar. Die letzte Spur führt nach Deutschland.
* Name der Redaktion bekannt
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