Am vergangenen Mittwoch umstellen Beamte der Sondereinheit Diamant einen schwarzen BMW in Wallisellen ZH. Sie wollen den Entführer von Impfchef Christoph Berger (59) verhaften. Doch der Zugriff misslingt – der Polizeieinsatz endet im blutigen Drama.
Jetzt ist ein Video des Zugriffs aufgetaucht. Aufnahmen zeigen, wie schwer bewaffnete Einsatzkräfte der Spezialeinheit Diamant in voller Montur um einen schwarzen BMW rennen. Darin: Der mutmassliche Entführer Kevin W.* (†38) und seine Freundin Maria S.* (†28).
Während sich mehrere Beamte an der Fahrertür zu schaffen machen, reckt ein Polizist eine Pistole in die Luft. Ein Zeichen für seine Kollegen. Entwarnung! Denn zuvor lieferte sich Deutsche mit der Polizei eine Schiesserei. Der Deutsche zückte eine Waffe und eröffnete das Feuer. Das Video zeigt weiter, wie ein Beamter den 38-Jährigen aus dem BMW auf die Strasse zerrt. Dort wird er in Handschellen gelegt. Bei dem Schusswechsel wird W. angeschossen. Den Einsatz überlebt er nicht.
«Wie ein Krimi am Fernsehen»
Ein Augenzeuge sagt zu Blick, er habe plötzlich drei oder vier Schüsse gehört. Daraufhin habe er auf die Rampe der Garage geblickt. Ein Polizeiauto habe die Rampe blockiert. «Die maskierten Polizisten haben nach den Schüssen die Fahrer- und Beifahrertür geöffnet. Es ging alles sehr schnell», so der Augenzeuge.
Daraufhin hätten die Polizisten den Mann aus dem Fahrzeug gezogen und fixiert. «Er hat keinen Widerstand geleistet und sich nur leicht bewegt», beschreibt der Augenzeuge die Szene. Daraufhin hätten ihm die Polizisten das Shirt ausgezogen oder aufgeschnitten. «Danach haben sich zwei Polizisten rund 15 Minuten lang bei der Herzmassage abgewechselt.» Schliesslich hätten die Polizisten aufgegeben und ihm ein Tuch über den Kopf gezogen.
Die Szene sei «sehr surreal gewesen», erinnert sich der Augenzeuge. «Es war wie bei einem Krimi am Fernsehen.»
Geschäftspartner ist glühender Verschwörungstheoretiker
Bei der Hausdurchsuchung in Wallisellen fand die Polizei Waffen und Munition. Kevin W. trainierte gemäss Blick-Recherchen regelmässig in einem Schiesskeller in Spreitenbach AG, gemeinsam mit der erschossenen 28-Jährigen.
Die Hintergründe der Entführung sind noch unklar. Laut Berger habe W. Geld gefordert. «Er hat mich in dieser Zeit mit der Forderung eines substanziellen Geldbetrags konfrontiert. Diese Forderung hat er mit Drohungen verknüpft, was passieren könnte, wenn ich der Forderung nicht innert der von ihm genannten Frist nachkäme», berichtet der Impfchef. Als er ihm zugesichert hätte, die Forderung zu erfüllen, habe er wieder gehen dürfen. Er habe sich daraufhin sofort bei der Polizei gemeldet.
Bezüge zu seiner Rolle als Impfchef habe W. nicht gemacht. Allerdings soll W. coronakritisch eingestellt gewesen sein. So habe er etwa einem möglichen Geschäftspartner beim ersten Treffen erzählt, dass er nicht geimpft sei.
Untersuchungshaft angeordnet
Damit nicht genug: Nach der Festnahme in Wallisellen wurde Jeremy A.* (34) verhaftet, der Geschäftspartner des Deutschen. Im Februar 2020 hatte Kevin W. mit A. ein Start-up für Nachbarschaftshilfe gegründet. Und der 34-Jährige ist ein glühender Verschwörungstheoretiker. Er outete sich 2019 als Anhänger der Flat-Earth-Theorie, also dem Glauben an eine Erde in Scheiben-Form. A. war ausserdem aktiver Teil der Corona-Skeptiker, marschierte unter anderem im März 2021 an einer Demo in Liestal BL mit. Die Anwesenheit der Flacherdler löste selbst in der Skeptiker-Szene Kontroversen aus.
Für Jeremy A. ist mittlerweile Untersuchungshaft angeordnet worden. Das hat das Zwangsmassnahmengericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft Zürich entschieden.
Die Zürcher Staatsanwaltschaft auf Anfrage von Blick mitteilt, lautet der Tatvorwurf gegen A. unter anderem «Beteiligung an der Freiheitsberaubung, Entführung sowie versuchte Erpressung». Es gilt die Unschuldsvermutung. (jmh/nl)
*Namen geändert
Anm. d. Red: Auf Wunsch von Christoph Berger verzichtet Blick vorläufig darauf, den Impfchef im Bild zu zeigen.