Video zeigt Grosseinsatz der Kantonspolizei
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Schiesserei in Wallisellen ZH:Video zeigt Grosseinsatz der Kantonspolizei

Schütze von Wallisellen
Kevin W. (†38) entführte Experte des Bundes

Die Polizei wollte Kevin W. (†38) am Mittwoch verhaften, nachdem er einen Mann entführt hatte. Dabei kamen er und eine Frau ums Leben. Später wurde ein Mann (34) in einem Nachbarkanton festgenommen. Seine Rolle ist noch unklar.
Publiziert: 07.04.2022 um 20:03 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2022 um 16:47 Uhr
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Kevin W. (†38) kam bei einem Polizeieinsatz in Wallisellen ZH ums Leben. Von seiner Freundin Maria S. (28) fehlt seit dem Drama jede Spur.
Foto: Zvg
Nicolas Lurati, Céline Trachsel und Anastasia Mamonova

Ein Polizeieinsatz endet am Mittwoch in Wallisellen ZH tödlich. Die Polizei will den Deutschen Kevin W.* (†38) festnehmen, als dieser aus der Tiefgarage kommt. Doch W. zieht eine Waffe und feuert ab – dabei trifft er seine Begleiterin.

Es handelt sich um die 28-jährige Maria S.* – die Freundin von Kevin W. Dann zielt W. auf die Beamten. Diese feuern auf den Mann. Kevin W. und Maria S. sterben noch vor Ort. Die formelle Identität der Frau bestätigt die Staatsanwaltschaft am Freitag.

Experte des Bundes mit Waffe bedroht

Die Polizei wird auf Kevin W. aufmerksam, weil er in der Woche davor einen Mann entführt und mit einer Schusswaffe bedroht hat. Er hat sein Opfer allerdings noch am selben Abend freigelassen. Wo genau das war und was in diesen Stunden geschah, ist unbekannt.

Beim Opfer handelt es sich um einen Experten des Bundes, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Das Bezirksgericht Zürich untersagt die Namensnennung in einer superprovisorischen Verfügung.

Zahlreiche Waffen bei Kevin W. gefunden

Als die Beamten ermittelten, wurde schnell klar, dass Kevin W. zahlreiche Schusswaffen besitzt. Und tatsächlich: Bei einer Hausdurchsuchung nach der Tat fanden Ermittler laut Zürcher Staatsanwaltschaft diverse Waffen inklusive Munition.

Wie die Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilt, wurde im Zusammenhang mit der Entführung ein 34-jähriger Schweizer verhaftet und der Staatsanwaltschaft zugeführt. Seine Tatbeteiligung ist Gegenstand der laufenden Abklärungen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Durch Luxus aufgefallen

Wie Blick-Recherchen zeigen, war Kevin W. ein Geschäftsmann im Marketingbereich, der seine Erfolge gerne zur Schau trug: Die gemietete Penthouse-Wohnung in Wallisellen soll weit über 3000 Franken pro Monat kosten. Er bewohnte sie mit Freundin Maria S. und zwei kleinen Hunden. Zudem fuhr er einen BMW. «Der Mann war immer sehr elegant gekleidet und sehr zuvorkommend», sagt eine Nachbarin. «Er trug mir die Taschen in den Lift und gab sich immer sehr nett. Das war wohl nur Fassade.»

Eine andere Nachbarin machte weniger gute Erfahrungen mit Kevin W.: «Ich hatte oft Probleme mit ihm wegen Lärmstörungen. Ich musste mich oft beschweren.»

Nach Informationen des «Tages-Anzeigers» hatte W. Kontakte in die Verschwörungsszene. Er habe im Februar 2020 zusammen mit einem Geschäftspartner ein Unternehmen im Kanton Zug gegründet. Dieser Geschäftspartner sei ein Vertreter der Flat-Earth-Verschwörungstheorie, wonach die Erde eine Scheibe sei, und habe dazu öffentlich ein ausführliches Interview gegeben. Auf seinem Facebook-Profil verbreitete der Geschäftspartner zudem Corona-Verschwörungstheorien.

Stiefvater von Maria S. hat keine Information über Drama

Warum Kevin W. auf seine Freundin geschossen hat, ist auch noch unklar. Noch bevor die Staatsanwaltschaft am Freitag ihre Identität bestätigt, rechnet die Familie der jungen Frau allerdings mit dem Schlimmsten. Denn: Seit Mittwoch fehlte von ihr jede Spur. Ihr Stiefvater und die Halbschwester konnten sie nicht mehr erreichen.

Der Stiefvater sagte zu Blick: «Wir haben die Polizei angerufen, aber sie wollten uns nichts sagen. Ich bin halt nicht ihr leiblicher Vater. Aber nicht zu wissen, was ist, ist sehr schlimm.» Wie die Kantonspolizei Zürich gegenüber Blick bestätigte, wurde die leibliche Familie der toten Frau am frühen Donnerstagnachmittag über den Vorfall informiert.

Kevin W. soll Waffen legal besessen haben

Die Familie mochte den Freund von Maria S. eigentlich. «Er war sehr erfolgreich. Und ja, er hatte einige Schusswaffen, aber alles legal mit Waffenschein und korrekt aufbewahrt in einem Waffenschrank.» Kevin W. habe regelmässig in einem Schiesskeller geübt. «Sogar mit Polizeibeamten zusammen, die auch dort trainierten.» Die Halbschwester meint: «Er war sehr seriös und betrieb auch sein Hobby gewissenhaft.» Auch Maria S. kannte sich mit Waffen aus: Sie zeigte sich auf Videos in Sozialen Medien mit Gewehr und Pistole im Schiesskeller.

Auf die Geschichte mit der Entführung können sich die Angehörigen von Maria S. keinen Reim machen. «Das passt irgendwie alles gar nicht zu Kevin.» Und auch die Staatsanwaltschaft steht mit ihren Ermittlungen noch ganz am Anfang.

* Namen geändert.

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