Die Entwicklung ist seit mehreren Jahren zu beobachten. Im Jahr 2020 wurde im Kanton gegen 5208 Jugendliche ein Strafverfahren eröffnet. Das sind 3,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum fünften Mal in Folge hat zudem auch die Jugendgewalt zugenommen. Insgesamt wurden 914 Jugendliche wegen eines Gewaltdelikts verzeigt, das entspricht einem Anstieg um 6,7 Prozent, wie die Oberjugendanwaltschaft des Kantons am Donnerstag mitteilte.
Die Jugendgewalt nimmt seit 2015 stetig zu, besonders stark war der Anstieg mit einem Plus von 35,6 Prozent im Jahr 2019, also ein Jahr vor der Corona-Pandemie. Gewalttaten fanden vor allem in Parks, auf der Strasse, am See oder am Bahnhof statt und richteten sich vor allem gegen andere Jugendliche.
Arbeitslosigkeit verschärft das Problem
Auch wenn die Pandemie den Anstieg nicht erklärt, hat das Risiko, dass Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen eine Gewalttat begehen, im vergangenen Jahr zugenommen, wie es in der Mitteilung heisst. Denn Risikofaktoren sind familiäre Belastungen, finanzielle Probleme oder eine fehlende Tagesstruktur und diese haben durch die Pandemie zugenommen.
Steigende Jugendarbeitslosigkeit, Lehrstellenmangel in gewissen Berufsgruppen und Perspektivlosigkeit könnten das Problem der Jugendgewalt künftig verschärfen, befürchtet die Oberjugendanwaltschaft.
Anteil verurteilter Mädchen steigt an
Im vergangenen Jahr erliessen die fünf Jugendanwaltschaften des Kantons 3892 Strafbefehle und in 36 Fällen erhoben sie Anklage. Sie sprachen 3994 Strafen aus, darunter 146 Freiheitsstrafen. Der Anteil an verurteilten Mädchen stieg leicht von 24,4 Prozent auf 26,1 Prozent. Der Ausländeranteil blieb mit 33 Prozent auf dem Niveau der Vorjahre.
5,4 Prozent (Vorjahr: 4 Prozent) der Verurteilungen betrafen ein Delikt gegen Leib und Leben, bei 24,6 Prozent (Vorjahr: 24,1 Prozent) ging es um Vermögensdelikte. Einen starken Rückgang gab es bei den Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Deren Anteil sank von 17,1 Prozent im Vorjahr auf 11,5 Prozent. Grund dafür ist vor allem, dass der Besitz von geringfügigen Mengen Cannabis nicht mehr strafrechtlich geahndet wird.
Insgesamt waren 39 Jugendliche am Stichtag Ende des Jahres stationär untergebracht, 174 befanden sich in einer ambulanten Schutzmassnahme. Die Kosten dafür stiegen von 18,1 Millionen Franken auf 19,9 Millionen Franken. Dies ist aber immer noch ein Drittel weniger als im Jahr 2010. (SDA)