Jugendliche provozieren mit Party-Aufruf für Zürich
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Sie wollen «fett abgah»:Jugendliche provozieren mit Party-Aufruf für Zürich

Angekündigte Krawalle im Zürcher Niederdorf
«Hoffentlich realisiert die Jugend, dass Ladenbesitzer auch so schon eine harte Zeit durchmachen»

Falls es am Freitag im Zürcher Niederdorf zu Krawallen kommt, dürften die Ladenbesitzer die Leidtragenden sein. Derzeit haben die Unternehmer und ihre Angestellten deshalb aber keine schlaflosen Nächte. Sie hoffen auf die Polizei.
Publiziert: 08.04.2021 um 21:54 Uhr
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Aktualisiert: 26.04.2021 um 11:48 Uhr
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Verlagern sich die Jugendkrawalle von St. Gallen nach Zürich?
Foto: keystone-sda.ch
Fabian Vogt, Rebecca Spring, Nurgül Koyuncuer

Kracht es am Freitag im Zürcher Niederdorf? Aufrufe auf Social Media lassen dies befürchten. «Ich will keinen Stress machen mit meiner Party», schreibt der Veranstalter auf Tiktok und Snapchat. «Ich will nur, dass alle mal wieder 'fett abgehen können'. Aber wenn die Party aufgelöst wird, wehren wir uns halt!».

Da Partys verboten sind, wird sie mit Sicherheit aufgelöst, sollte sie stattfinden. Und es klingt nicht so, als ob alle Jungen dann friedlich von dannen ziehen. Als Partyort wurde das Niederdorf auserkoren, Teil der Zürcher Altstadt, bekannt für mittelalterliche Strassen und das Grossmünster – und ab Freitag auch für die Jugendkrawalle?

Das Niederdorf ist bekannt für zahlreiche unterschiedliche Läden, in denen Touristen und Einheimische Verschiedenstes aus aller Welt kaufen oder sich in den zahlreichen Schaufenstern verlieren können. Haben die Ladenbesitzer und ihre Angestellten Angst, dass sie am Samstagmorgen vor einem Scherbenhaufen stehen? «Im Gegensatz zu anderen haben wir keine Storen», sagt George Koutrios, Besitzer des gleichnamigen Kleidergeschäfts. Er fühlt sich auch nicht für die Verteidigung seines Ladens zuständig, den er seit 2006 besitzt. «Die Polizei muss vorbereitet sein, nicht wir», sagt er.

Das Hoffen auf die Polizei

Auch Mike vom Handyzubehörladen «modfreak» sorgt sich nicht gross. Er sei generell kein besonders ängstlicher Mensch. Er hoffe aber schon, dass die Jugendlichen vernünftig bleiben. «Hoffentlich realisieren sie, dass Ladenbesitzer auch ohne Krawalle in der Corona-Zeit eine harte Zeit durchmachen.»

Auf die Erfahrung der Zürcher Polizei setzt Danièle Michaels, Mitarbeiterin im «Chäs Cheller». «Die Behörden werden schon dafür sorgen, dass nichts passiert. Die haben ja Übung mit dem 1. Mai.» Angst haben bringe nichts.

«Sind uns viel gewohnt in Zürich»

Ähnlich klingt es bei Simone Duff, stellvetretende Filialleiterin des Schuhgeschäfts «Pomp it up». «Wir sind uns schon viel gewohnt, alleine von der Streetparade. Früher gab es hier auch viel Abfall und Sprayereien, aber das hat sich seit ein paar Jahren gelegt. Wir hoffen, dass sich das am Freitag nicht ändert, aber ich hab da keine grossen Sorgen.» Man sei schliesslich in Zürich und sich Demos und Sachbeschädigungen gewohnt. Darum werde sie auch am Freitagabend ihren Laden wie gewohnt abschliessen und dann einfach «hoffen, dass nichts passiert.»

Die Zürcher Polizei lässt sich bisher nicht in die Karten blicken, was ihre Strategie gegen allfällige Krawalle wäre. Man sei seit Wochen an den Wochenenden mit verstärkter Präsenz unterwegs. Wie man konkret auf die angekündigte Versammlung im Niederdorf reagiert, will man «aus polizeitaktischen Gründen» nicht kommentieren.

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