Am Sonntagabend herrschte traurige Gewissheit: Fünf der sechs am Samstag von Zermatt VS zu einer Skitour gestarteten Personen sind tot. Ihre leblosen Körper wurden geborgen. Am Montag wurde aufgrund des guten Wetters insbesondere visuell nach der letzten Person gesucht. Gemäss der am Dienstag publizierten Todesanzeigen handelt es sich dabei um Christine H.* (28). Die Einsatzkräfte setzten Lawinenverschütteten-Suchgeräte und weiteres, technisches Equipment ein. Bislang ohne Erfolg. Doch was, wenn H. nie gefunden wird?
Es besteht die Möglichkeit einer Verschollenenerklärung. «Zwingende Voraussetzung für eine Verschollenerklärung ist, dass mit höchster Wahrscheinlichkeit davon auszugehen ist, dass die betreffende Person tot ist.» Dies führte der Aarauer Rechtsanwalt André Kuhn im Februar vergangenen Jahres gegenüber «ArgoviaToday» aus. Dazu gibt es konkret zwei Szenarien: «Die lange nachrichtenlose Abwesenheit und das Verschwinden in hoher Todesgefahr», heisst es im Merkblatt zur «Feststellung des Todes und Verschollenerklärung».
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Verschwundener Milliardär und Knochenfund
Aber ab wann kann eine Person als verschollen erklärt werden? Im Zivilgesetzbuch (ZGB) ist unter Artikel 36 festgehalten, dass ein Gesuch nach einem Jahr nach dem Zeitpunkt der Todesgefahr, wie zum Beispiel einem Erdbeben, gestellt werden kann. Für die «lange nachrichtenlose Abwesenheit» gilt eine Frist von fünf Jahren. Das Gesetz dient zunächst dazu, eine verschollene Person juristisch für tot erklären zu können.
Einer der berühmtesten Vermissten-Fälle der Schweiz ist der von Karl-Erivan Haub. Der Tengelmann-Chef begab sich am 7. April 2018 zu einer Solo-Skitour auf das Klein Matterhorn. Vier Tage später gab die Kantonspolizei sein Verschwinden in den Gletschern bekannt. Zwischenzeitlich wurde spekuliert, der Milliardär könnte noch am Leben sein. Bis heute konnte keine Leiche gefunden werden.
Ein weiterer Fall konnte erst nach fünf Jahren aufgeklärt werden. Seit dem 22. April 2016 wurde Gino Bornhauser (†67) vermisst. Im Mai 2021 dann der Durchbruch. Die Kantonspolizei Zürich konnte einen Knochenfund vom März desselben Jahres dem Zürcher Rentner zuordnen.
In der Schweiz werden jedes Jahr rund 5000 Menschen als vermisst gemeldet, wie SRF zu einer «DOK»-Sendung vom August 2023 schreibt. Die meisten würden aber innerhalb weniger Tage wieder auftauchen. Andere bleiben jedoch für immer verschwunden.
*Name geändert