Walliser Kantonspolizei sucht nach der letzten vermissten Person
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Aufnahmen aus Helikopter:Hier wird die letzte vermisste Person gesucht

Das sind die Opfer des Walliser Skitouren-Dramas
Christine H. ist noch immer auf dem Berg

Die Opfer des Bergunfalls von der Tête Blanche im Wallis waren allesamt begeistert vom Sport in den Bergen. Ihr Unglück beschäftigt die Region um das Dorf Vex weiterhin. Denn fast eine ganze Familie ist den Elementen zum Opfer gefallen.
Publiziert: 12.03.2024 um 21:03 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2024 um 22:32 Uhr
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In den Walliser Alpen ereignete sich am Wochenende eine Tragödie: Eine Gruppe von sechs Personen ging auf eine Skitour. Am Sonntagabend fanden Rettungskräfte fünf von ihnen tot im Gebiet der Tête Blanche. (Archivbild)
Foto: AFP

Tragödie in den Walliser Alpen: Sechs Personen starteten am Samstag in Zermatt zu einer Skitour. Doch sie kamen nie an ihrem Ziel an. Am Sonntagabend die traurige Gewissheit: Fünf von ihnen konnten nur noch tot geborgen werden. Blick-Recherchen zeigen am Montag: Einer der Toten ist Christophe B.* (†30), Gemeinderat von Vex VS. Auch sein Cousin Antoine B.* (†44), ein Offizier der Kantonspolizei Wallis, gehörte zur Skitourengruppe.

Christophes jüngere Brüder Henri B.* (†21) und Louis B.* (†27) waren ebenfalls mit auf der Tour. Das älteste Gruppenmitglied, Pierre B.* (†58), war ein Onkel der Brüder und des Polizeioffiziers. Ebenfalls zur Gruppe gehörte Christine H.* (28), die Freundin des mittleren Bruders Louis. Gemäss den am Dienstagabend im Internet publizierten Todesanzeigen für die fünf männlichen Opfer, ist Christine H. jene Person, die nach wie vor nicht vom Berg geborgen werden konnte. Die Behörden haben diese Information aber noch nicht bestätigt.

Das Bild, das sich von den Verunglückten ergibt, ist jenes von Menschen, deren Leidenschaft der Sport in den Bergen war. Eine Leidenschaft, die mutmasslich alle sechs das Leben gekostet hat.

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Sportlich sehr aktiv

Louis B., der mittlere Bruder, hatte an der Uni Freiburg Jura studiert und erhielt erst vor einer Woche sein Anwaltspatent. Seine Freizeit verbrachte der frisch gebackene Anwalt meistens in den Bergen. Im Winter auf Skis, im Sommer als Bergläufer. Ein Freund von Louis schrieb auf Facebook: «Er kannte die Berge seiner Region in- und auswendig. Und jetzt haben sie ihn das Leben gekostet. Mir fehlen die Worte, um den Schmerz über diesen Verlust auszudrücken. Dein Licht wird immer in unseren Herzen leuchten.»

Auch Louis' jüngerer Bruder, Henri B, war ein sportlicher Mensch. Henri spielte früher in der Juniorenmannschaft eines regionalen Fussballvereins. Sein ehemaliger Fussballtrainer sagt zu Blick: «Er war ein sehr lieber Mensch, lachte immer, war aber diskret.» Zum Training sei er immer pünktlich erschienen und habe meist als Aussenverteidiger gespielt. «Er war sehr schnell und hatte eine gute Athletik. Bei seinen Mannschaftskameraden war er sehr geschätzt. Das Drama, das am Wochenende passiert ist, geht mir sehr nahe.» Henri nahm im Sommer ebenfalls an Bergläufen teil. Ein Foto zeigt ihn mit seinem Bruder Louis bei einem Rennen vor einigen Jahren. Erschöpft, aber glücklich grinsen die beiden in die Kamera.

Auch der Onkel der Brüder, Pierre B., liebte den alpinen Ausdauersport. Sein Name findet sich immer wieder in Ranglisten von Rennen in der Region. Er hinterlässt gemäss Todesanzeige zwei Töchter. 

«Ein leerer Tisch»

Das Unglück an der Tête Blanche hat die Region um das Dorf Vex bis in Mark getroffen. Vier der sechs Verunglückten lebten hier. Die Familie ist angesehen, engagiert sich auch für das kulturelle Leben des Dorfes. Drei der Verunglückten waren Mitglied bei der örtlichen Musikgesellschaft «Echo des Glaciers». Deren Präsident, Fabien Chambovey, sagt am Dienstag zu Blick: «Die Blaskapelle hat ein gebrochenes Herz. Es ist eine unsägliche Tragödie, die die Familien der Opfer getroffen hat. Unsere einzige Sorge heute und in den kommenden Tagen ist es, die Familien mit all unseren Kräften, mit unseren Gedanken und Gebeten zu unterstützen und ihnen so gut wie möglich zu helfen.»

Auch in einer der Beizen des Dorfes ist das Unglück Thema. Eine Einheimische sagt zu Blick: «Der Tisch dieser Familie ist jetzt leer, drei Brüder sind tot. Nur die Schwester ist übriggeblieben. Man kann sich nicht vorstellen, was die Familie gerade durchmachen muss.» Zumal auch noch der Cousin und der Onkel verunglückt seien. «Das Dorf wird sich irgendwann erholen. Ich hoffe, dass die Familie dies ebenfalls schafft», ergänzt ein Nachbar der Verunglückten.

Junge Frau aus dem Kanton Freiburg

Auch die Freundin von Louis, Christine H., war mit auf der verhängnisvollen Tour. Die junge Juristin aus dem Kanton Freiburg war begeistert vom Sport in den Bergen. In den sozialen Medien teilte sie noch kürzlich Videos von sich beim Tourenskifahren.

Die Beerdigungen der geborgenen Todesopfer finden Ende dieser Woche, respektive Anfang der kommenden Woche statt.

*Namen geändert 

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