Das war eine böse Überraschung für Fabian Molinari (50) aus Ried-Brig VS. Plötzlich flatterte ihm ein Zahlungsbefehl der Versicherung Groupe Mutuel ins Haus. Letzte Chance, die Rechnung für seine kürzlich abgeschlossene Rechtsschutzversicherung zu bezahlen, hiess es darin.
Das Problem: Eine solche Versicherung hat Molinari nie abgeschlossen. Er legt Rechtsvorschlag gegen das Betreibungsbegehren ein und findet heraus, dass seine Unterschrift auf dem Versicherungsvertrag gefälscht wurde. «Unfassbar, wie dreist manche Menschen vorgehen», sagt er und ärgert sich.
Ein vermeintlich unverbindliches Gespräch
Anfang Jahr stösst Molinari auf den sozialen Medien auf ein Inserat für eine Rechtsschutzversicherung. Er hat Interesse, füllt ein Online-Formular mit seinen Daten aus. Zwei Monate später meldet sich eine Versicherungsbrokerin. «Als die Frau anrief, erklärte ich ihr, dass ich inzwischen kein Interesse mehr hätte», so Molinari im Gespräch mit Blick. Den Namen der französischsprachigen Frau merkt er sich gar nicht erst.
Die böse Überraschung folgt ein paar Wochen später, als plötzlich Rechnungen für eine Rechtsschutzversicherung der Groupe Mutuel in seinem Briefkasten landen. Molinari ignoriert diese. «Ich hatte ja nichts unterschrieben.»
Dann folgen die Mahnungen, aber auch auf diese reagiert Molinari nicht. Erst als die Betreibung eintrifft, sieht er sich gezwungen, aktiv zu werden. Er legt Rechtsvorschlag ein. «Obwohl ich erklärte, dass ich nie einen Vertrag abgeschlossen hatten, bestand die Versicherung darauf, dass ich zahlen muss», so Molinari.
Woher kommt die Unterschrift?
Das will der Metzgermeister nicht auf sich sitzenlassen. Er ruft bei der Versicherung an, wo ihm erklärt wird, dass er eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen habe. Molinari sagt: «Das konnte einfach nicht sein.» Er wird in der Zweigstelle der Groupe Mutuel in Brig-Glis VS vorstellig und staunt. «Es gab zwar eine entsprechende Police, aber die Unterschrift war nicht meine.» Die Brokerin, so Molinaris Vermutung, hat die Unterschrift selber gesetzt, um von der Versicherung die Provision zu kassieren!
Er zeigt seine ID vor, erklärt, dass er nichts unterschrieben habe, der Vertrag damit ungültig sei. «Das wurde so zur Kenntnis genommen und ich dachte, die Sache sei damit erledigt.» Auf eine Anzeige gegen die Brokerin verzichtet er, will die Sache zu den Akten legen. «Aus meiner Sicht ist es Sache der Groupe Mutuel, etwas gegen diese Person zu unternehmen.»
Geklärt ist die Sache aber vorerst für Molinari immer noch nicht. Obwohl die Versicherung weiss, dass die Unterschrift des Metzgermeisters gefälscht wurde, schickt sie ihm eine weitere Rechnung. Erst vor einigen Tagen erhält Molinari dann die Bestätigung, dass die Sache nun endgültig erledigt ist. «Der Vorfall zeigt, wie sehr man aufpassen muss, was man im Internet anklickt», warnt Molinari.
Versicherung sagt: «Ein Missverständnis»
Für die Brokerin hat die Sache keine Konsequenzen. Mutuel-Mediensprecher Serkan Isik erklärt auf Anfrage von Blick: «In diesem Fall hat sich der Verdacht auf Unterschriftenfälschung nicht erhärtet. Wir haben eine digitale Unterschrift des Betroffenen, die während eines telefonischen Verkaufsgesprächs und eines gleichzeitigen digitalen Austausches entstanden ist.»
Die Versicherung geht deshalb davon aus, dass es sich um ein Missverständnis handelt und sich Fabian Molinari nicht bewusst war, dass er mit dieser digitalen Unterschrift einen Vertrag eingeht. Der Vertrag sei deshalb aufgelöst worden.
Diese Haltung der Versicherung lässt Fabian Molinari sprachlos zurück. Eine digitale Unterschrift habe er noch nie verwendet. «Jemand hat für mich unterschrieben, ob analog oder digital», hält er fest. «Und das war nicht rechtens!»