Mit einfachem Trick
Projektleiter zockt Unispital Zürich ab – und kassiert Millionen

Der Zürcher «Baufall» schlägt derzeit hohe Wellen. Ein Projektleiter soll das Unispital Zürich abgezockt haben, indem er frei erfundene Leistungen in Rechnung stellte. Der Projektleiter steht jetzt vor Gericht.
Publiziert: 09.06.2023 um 17:47 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2023 um 12:15 Uhr
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Ein Projektleiter soll das Unispital Zürich abgezockt haben.
Foto: Keystone

Die Vorwürfe wiegen schwer – und haben es in sich. Ein Projektleiter soll das Unispital Zürich um 1,2 Millionen Franken betrogen haben. Doch nicht nur das: Eine private Baufirma, für die der Projektleiter tätig war, wurde ebenfalls um eine empfindliche Summe erleichtert, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Für dieses eigennützige Verhalten muss sich der Hauptangeklagte jetzt vor dem Zürcher Bezirksgericht verantworten.

Der Besitzer eines Maler- und Gipsergeschäfts spielte dabei eine zentrale Rolle. Der Assistent des Projektleiters soll 2015 fiktive Handwerkerarbeiten in Rechnung gestellt haben, heisst es in der Anklageschrift. Dabei soll es sich insgesamt um Beträge von mehreren Hunderttausend Franken gehandelt haben. Brisant: Die Rechnungen wurden vom Projektleiter selber kontrolliert.

Kaltschnäuzige Masche

Das Geld wanderte in die Tasche der drei Männer. 80’000 Franken kassierte der Projektleiter ab, 40’000 Franken der Handwerker und 52’160 Franken der Besitzer selbst. Sieben Jahre konnten die Partner ihr Geschäft im Geheimen durchziehen – der Trick funktionierte problemlos. Sogar so gut, dass der Projektleiter Arbeiten an seinem eigenen Haus über das Bauunternehmen abrechnen liess. Insgesamt betrog er die Firma gemeinsam mit seinen Helfern um über eine Million Franken.

Doch auch bei einem öffentlichen Projekt wandte er die kaltschnäuzige Masche an. Der Projektleiter war für ein Umbauprojekt des Unispitals zuständig. Das Problem: Dieses Mal war sein Vorgesetzter für das Kontrollieren der Rechnungen zuständig – also begann er die Unterschriften seines Chefs zu fälschen – und liess sie über das Unternehmen seines Nachbars laufen.

Auf einmal flog alles auf: Einem Mitarbeiter des Kantons Zürich fiel plötzlich auf, dass das Unispital Zürich frei erfundene Rechnungen an den besagten Projektleiter bezahlte.

«Es ging alles so einfach»

Die Hauptverhandlung am Bezirksgericht Zürich wurde aufgrund des Ausfalls einer Verteidigerin auf den November verschoben. Das Gericht beriet dafür aber über zwei der insgesamt sechs Beschuldigten – den ehemaligen Projektleiterassistenten und den Inhaber der Einzelfirma.

Vor Gericht sagte der Assistent, dass die illegalen Machenschaften keinen grossen Aufwand bedeuteten. «Es ging alles so einfach, viel zu einfach», sagte der Angeklagte vor Gericht. Die beiden Männer wurden wegen mehrfachen gewerbsmässigen Betrugs und mehrfacher Urkundenfälschung zu einer Freiheitsstrafe von 17 beziehungsweise 12 Monaten verurteilt. Die Staatsanwaltschaft fordert für den Haupttäter eine Freiheitsstrafe von drei Jahren. (ene)

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