Auf einen Blick
- Ärztezentrum in Münster VS wird durch eine Einsprache blockiert
- Einziger Gegner ist Ex-Banker Hans D. aus Solothurn
- Hans D. fordert fast eine Million Franken für seine Wohnung
Im Goms VS herrscht dicke Luft. Grund dafür ist Ferienwohnungsbesitzer Hans D.* (70). Der ehemalige Banker, wohnhaft im Kanton Solothurn, wehrt sich gegen den Bau eines Ärztezentrums in Münster – und bringt damit die medizinische Grundversorgung im Ort ins Wanken.
D. macht mehrere Gründe gegen das grosse Bauprojekt geltend, in Goms sind diese jedoch nicht nachvollziehbar. Seine zahlreichen Einsprachen führen zu massiven Verzögerungen.
Ein Zentrum für die Zukunft
Zeit, die Goms nicht hat: Die einzigen Hausärzte in der Region Goms könnten eigentlich schon längst in Pension sein, beide sind über 70 Jahre alt. Noch tun die beiden Mediziner ihren Dienst. Allerdings bereiten sich die beiden Gemeinden Goms und Obergoms auf die Zeit danach vor.
Zentraler Punkt ist das geplante Ärztezentrum. Die Hoffnung: Die moderne Infrastruktur soll junge Ärztinnen und Ärzte dazu bewegen, sich hier niederzulassen.
Neben dem Ärztezentrum sollen zudem barrierefreie Alterswohnungen entstehen, und die Sanität soll in der Region einen neuen Stützpunkt erhalten. Wäre da nicht die Einsprache von Ex-Banker und Ferienwohnungsbesitzer Hans D.
Eine einzige Einsprache
Dieser bekämpft das Projekt seit der ersten Stunde. Seine Ferienwohnung liegt etwa 100 Meter vom geplanten Standort des Gesundheitszentrums entfernt.
Mit dem Bau des Zentrums ist D. aus mehreren Gründen nicht einverstanden, deshalb hat er schon mehrfach eingesprochen, das letzte Mal diesen April. Die Sache ist inzwischen beim Walliser Kantonsgericht hängig. Die Kantonale Baukommission wie auch der Staatsrat hatten die Einsprachen von D. vorgängig jeweils abgewiesen.
Der Solothurner Ferienwohnungsbesitzer ist dabei der einzige, der ein Problem mit dem Ärztezentrum hat, andere Einsprachen gibt es nicht. «Es ist unglaublich, dass ein Mann ein für die Allgemeinheit so wichtiges Projekt verhindern kann», sagt der Präsident der Gemeinde Goms, Gerhard Kiechler zu Blick. Kiechler ist auch der Präsident der Stiftung, die sich um den Bau des Zentrums kümmert. «Man muss die demokratischen Prozesse respektieren, aber in solchen Momenten stellt sich schon die Frage nach deren Sinn.»
«Fadenscheinige Gründe»
Kiechlers Ärger liegt nicht nur daran, dass lediglich ein Mann sein Herzensprojekt blockiert. Es sind auch die Gründe, die Hans D. ins Feld führt, die Kiechler nicht nachvollziehen kann. Er sagt: «Die Beweggründe sind fadenscheinig. Einerseits macht sich der Einsprecher Sorgen um das geschützte Ortsbild von Münster, doch die Dorfansicht, um die es geht, wäre durch den Bau nicht beeinträchtigt.» Tatsächlich befinden sich in unmittelbarer Nähe bereits ein Supermarkt, das Schulhaus und das Feuerwehrlokal von Münster.
Ausserdem hat Einsprecher Hans D. Angst, dass durch das Zentrum der Verkehrslärm steigt. «Wie viel zusätzlichen Lärm kann es auf einer vielbefahrenen Kantonsstrasse durch so ein Zentrum schon geben?», fragt Kiechler. Das geplante Zentrum sowie das Haus von Einsprecher D. liegen direkt an der Kantonsstrasse durchs Goms, dem Zubringer zu den Pässen Furka, Grimsel und Nufenen. Es gibt also bereits viel Verkehr.
Zudem habe man angeboten, den betroffenen Strassenabschnitt in eine 30er-Zone umzuwandeln, so Kiechler. Dies würde die Lärmbelastung massiv senken.
Was will Hans D.?
Dennoch sind Gespräche zwischen Hans D. und der Gemeinde bislang ohne Ergebnis geblieben. «Er scheint einfach von seinem demokratischen Recht Gebrauch machen zu wollen», sagt der Gemeindepräsident.
Blick-Recherchen zeigen aber: Hans D. geht es auch um Geld. Die Gemeinde Goms hat dem Ferienwohnungsbesitzer gar angeboten, ihm seine Wohnung abzukaufen. Doch D. war mit dem Preis nicht einverstanden. Gemäss gut informierten Kreisen soll er für seine 3,5-Zimmer-Wohnung fast eine Million Franken von der Gemeinde haben wollen, deutlich mehr, als entsprechende Objekte in Münster wert sind. Deshalb kam ein Kauf bislang nicht zustande.
Die Folge: Das Ärztezentrum bleibt blockiert. Kiechler hofft, dass das Walliser Kantonsgericht bis Ende Jahr über die Einsprache entscheidet. Aber: «Wir müssen damit rechnen, dass D. die Sache bis vor Bundesgericht zieht, sollte er erneut unterliegen.»
Eine gewisse Verzweiflung
Die Folgen für die Region wären katastrophal, betont der Gemeindepräsident. Denn ein Weiterzug ans Bundesgericht würde die Sache nochmals um zwei bis drei Jahre in die Länge ziehen.
Kiechler sagt: «Wir müssen unsere Gesundheitsversorgung aber jetzt für die Zukunft aufstellen, allein wegen des Alters unserer Hausärzte.» Wie in vielen Randregionen ist es auch im Goms schwer, Hausärzte zu finden. Bei Kiechler ist deshalb eine gewisse Verzweiflung zu spüren. Und auch Frust. «Das Zentrum ist so wichtig für alle hier. Ich weiss nicht, wie dieser Mann noch in den Spiegel schauen kann.»
Eine Stellungnahme von Einsprecher Hans D. lag bis Redaktionsschluss nicht vor.
* Name geändert