Unerfahren in den Bergen war David L. (†58) ganz sicher nicht. Der schweizerisch-britische Doppelbürger stand schon auf dem höchsten Berg der Welt, dem Mount Everest (8849 m ü. M.). Auch den Gipfel des Elbrus (5642 m ü. M.) in Russland bestieg L., ebenso wie den Denali (6190 m ü. M.) in Alaska in den USA. All diese Berge gehören zu den sogenannten «Seven Summits», den jeweils höchsten Gipfeln eines Kontinents. L. hat alle sieben gemeistert. «Warum ich Berge besteige? Weil sie da sind», schreibt L. auf seiner Homepage.
Umso tragischer, dass der erfahrene Extrembergsteiger nun sein Leben in einer Lawine im Skigebiet von Zermatt VS verloren hat. In einem Gebiet, das für Skifahrer gesperrt ist, da es sich um eine Wildruhezone handelt. Zudem herrschte am Ostermontag Lawinenwarnstufe 4, die zweithöchste. Sicher waren nur die wenige Meter entfernten Pisten. «Auf den Gipfel zu kommen ist optional, zurückzukommen nicht», schreibt L. weiter auf seiner Homepage. Ein Zitat, das zynisch klingt angesichts der Tatsache, dass die Lawinenopfer von Zermatt ein grosses Risiko eingegangen sind.
Erfahrener Manager
Zu Zermatt hatte L. offenbar eine tiefgreifende Verbindung – er unterhielt im Walliser Nobelkurort eine Zweitwohnung. Ein einheimischer Freund von L. sagt zu Blick. «Unfassbar, dass David in der Lawine sein Leben gelassen hat.»
Mit David L. hat aber nicht nur ein erfahrener Bergsportler sein Leben verloren. L. war auch in Wirtschaftskreisen angesehen. Über 20 Jahre hinweg war er als Manager für einen renommierten Schweizer Konzern in verschiedenen leitenden Funktionen tätig, vor gut zehn Jahren wechselte er dann die Branche, arbeitete seitdem für eine international tätige Firma mit Sitz im Kanton Zürich. Dort war L. Mitglied der Geschäftsleitung. Er besass einen Master of Business Administration und einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften.
Teenager stammt aus Illinois
Neben David L. verloren auch eine 25-jährige Kanadierin und ein 15-jähriger Teenager aus den USA ihr Leben in der Horror-Lawine von Zermatt. Über die Kanadierin ist bislang nichts bekannt.
Beim getöteten Teenager handelt es sich um Aleksas B.* aus dem US-Bundesstaat Illinois. Wie die «Daily Mail» schreibt, war B. der Sohn von Ned B., einem 52-jährigen ehemaligen Spitzenschwimmer aus Litauen, der 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona im Brustschwimmen gestartet ist. Er führt heute ein in Chicago ansässiges Unternehmen, das Häuser wieder instand setzt, nachdem diese beispielsweise durch Feuer beschädigt wurden.
Freunde des 15-Jährigen beschreiben in einer Spendenaktion den Verstorbenen als «herzlich und freundlich», der mit seinem «Lachen seine Mitmenschen» ansteckte. Weiter heisst es, dass sein plötzlicher Tod eine «unwiederbringliche Lücke in den Herzen seiner Familie und Freunde» hinterlasse. Die Spenden werden gesammelt, um die Überführung der Leiche in die Heimat zu finanzieren.
Es wird wieder gesucht
In welcher Verbindung die getöteten Opfer zueinander stehen, lässt sich im Moment nicht sagen. Auch nicht, in welcher Beziehung der verletzte 20-jährige Schweizer Überlebende zu den Todesopfern steht. Klar ist nur, dass drei der Verschütteten nah beieinander waren, als sie von den Schneemassen mitgerissen wurden. Das zeigen Videoaufnahmen des Unglücks.
Unterdessen ist zu befürchten, dass die Lawine noch ein weiteres Todesopfer gefordert hat. Am Mittwoch teilte die Kantonspolizei Wallis mit, dass ihr ein 30-jähriger Mann als vermisst gemeldet worden sei. «Es ist davon auszugehen, dass auch dieser von der Lawine erfasst worden ist.» Eine erneute Suchaktion im betroffenen Gebiet am Mittwoch blieb jedoch erfolglos.
* Namen bekannt
** Name geändert