Nach Spitalaufenthalt im Ausland
Schweizer Corona-Patienten schleppen Superkeime ein

Zahlreiche Corona-Patienten mussten nach den Sommerferien aus den ausländischen Spitälern nach Hause geflogen werden. Mit an Bord waren auch resistente Bakterien, die die Lage in den Schweizer Spitälern erschwerten.
Publiziert: 02.11.2021 um 16:31 Uhr
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Aktualisiert: 02.11.2021 um 16:47 Uhr
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Corona-Patienten brachten aus dem Ausland hochresistente Keime in die Schweiz.
Foto: Keystone

Sie brachten nicht nur Corona, sondern auch Superkeime aus den Ferien mit. Die Rede ist von Patienten, die sich im Urlaub mit dem Virus infiziert hatten und deswegen im Ausland ins Spital mussten. Als diese Menschen einige Zeit später mit einem Repatriierungsflug wieder nach Hause gebracht und in ein hiesiges Krankenhaus verlegt wurden, kamen auch die Bakterien mit.

Im Unispital Genf war die Situation offenbar besonders angespannt. «Seit August waren 100 Prozent aller Patientinnen und Patienten mit Covid, die aus ausländischen Intensivstationen hierher verlegt wurden, Träger von hochresistenten Bakterien», sagt Stephan Harbarth, leitender Arzt in der Spitalhygiene und Infektiologie am Unispital Genf, gegenüber «SRF».

Gängige Antibiotika wirken nicht

Im September waren die Intensivbetten am Genfer Spital zu einem Drittel von Corona-Patienten besetzt, die zuvor aus einem ausländischen Spital geholt wurden. Die Erkrankten waren davor vor allem in Süd- und Südosteuropa.

Das Problem bei solchen «Superkäfern», wie Harbarth die Keime nennt, ist, dass die üblichen Antibiotika dagegen nicht mehr wirken. Die Folge sind schwere Verläufe und Komplikationen. In solchen Situationen muss das Spital dann teilweise die letzten Reserve-Antibiotika aus den Apotheken holen oder gar aus dem Ausland importieren, weil sie nicht immer gleich zur Verfügung stehen, erklärt Harbarth.

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Erheblicher Mehraufwand für Personal

Die andere Herausforderung ist, rechtzeitig die Ausbreitung dieser Keime in der Schweiz zu verhindern. «Das ist ein erheblicher Mehraufwand, weil diese Patienten zum Teil in Einzelzimmer verlegt werden müssen und zum Teil einen erhöhten Pflegebedarf haben im Rahmen der ganzen Schutzmassnahmen», sagt Harbarth.

Solche Superkeime kommen im Ausland in den Spitälern häufig vor. Das kann mitunter an der ungenügenden Hygiene in den Krankenhäusern sowie am verbreiteten Antibiotikagebrauch im Ausland liegen. Das führt dazu, dass problematische Erreger weit verbreitet sind.

Philipp Jent, Infektiologe am Inselspital Bern, erklärte vor einigen Monaten gegenüber dem «Tages-Anzeiger» bereits: «Wer zum Beispiel in Indien oder Nordafrika im Spital war, ist praktisch immer mit resistenten Keimen besiedelt.» In Europa gibt es ähnlich problematische Länder. Italien, Griechenland oder eben der Balkan. Von wo aus die meisten Rückführungen stattgefunden haben.

Darmkeime standen im Fokus

In der Schweiz sind solche Keime sonst selten. Das bestätigt Jent gegenüber dem «SRF». «Das gibt es weltweit, und die Schweiz ist hier fast ein bisschen eine Insel. Deshalb wird bei Patienten, die im Ausland im Spital waren, ein Ausland-Screening gemacht.»

Das ist auch am Unispital in Zürich die Praxis. Vor knapp zwei Monaten sorgten die Keime auch dort für Beunruhigung. «Repatriierte Patienten werden bei uns systematisch getestet, und wir haben bereits wiederholt Keime gefunden, bei denen die gängigen Antibiotika nicht mehr wirken», sagte Walter Zingg, leitender Arzt Infektiologie und Spitalhygiene damals gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Vor allem Darmkeime, sogenannte Enterobakterien, standen im Fokus. Betroffene hatten diese Bakterien aber auch auf der Haut.

Grundsätzlich ist der Import dieser Bakterien nicht neu. Wegen der Corona-Situation hat aber die Zahl solcher Rückflüge in kurzer Zeit zugenommen. Entsprechend mehr multiresistente Erreger wurden eingeführt. (man)

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