Flutra A. bangt um das Leben ihrer Mutter
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Sie ist nicht geimpft:Flutra A. bangt um das Leben ihrer Mutter

Im Kosovo angesteckt – jetzt im künstlichen Koma
«Hätten wir gewusst, was passieren kann, wären wir früher geimpft gewesen»

Die Schweiz-Kosovarin Z. G. (59) aus dem Kanton Zürich erkrankt in der Heimat an Corona. Ihr Zustand verschlechtert sich derart, dass sie in die Schweiz geflogen werden muss. Doch so einfach war das in der derzeitigen Corona-Situation nicht.
Publiziert: 02.09.2021 um 01:45 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2021 um 17:54 Uhr
Rebecca Spring und Roman Neumann

Es ist der Albtraum einer jeden Familie: Die Mutter wird vom Coronavirus heimgesucht, erkrankt und muss ans Beatmungsgerät, die Lunge ist schwer geschädigt. Nun liegt sie auf der Intensivstation des Kantonsspitals Baden AG im künstlichen Koma. So ergeht es der schweizerisch-kosovarischen Familie G. aus dem Raum Zürich.

Mutter Z.G.* ist 59 Jahre alt – und ungeimpft. Sie erkrankte im Kosovo, hatte aber das Glück, dass sie von der Rega in die Schweiz geholt werden konnte. Aber erst nach Tagen der Unsicherheit, nach Tagen des Wartens. Tochter Flutra A.* (27), Innendienstmitarbeiterin bei einer Versicherung, erzählt Blick von den schlimmen Stunden für die Familie.

Tagelanges Warten auf erlösenden Anruf

Mutter Z. G. steckt sich am 20. August mit dem Virus an, bei ihr ist nur ihr Ehemann Ismaijl G.* (61). «Es ging ihr immer schlechter und schlechter, sie schaffte es nicht mehr aus dem Bett», erzählt Flutra bewegt. Als sich ihr Zustand verschlechtert, fliegt Flutras Bruder in das Dörfchen Shirokë, um seinem Vater bei der Pflege zu helfen. Denn die Spitäler sind voll, kein Platz für neue Patienten!

Die Familie versucht, einen Repatriierungsflug für die Mutter zu organisieren. Ihre Versicherung bietet einen Arzt auf, der die Mutter zu Hause besucht und den schlechten Zustand feststellt – die 59-Jährige ist in kritischem Zustand. Doch so einfach ist es nicht: Damit die Rega eine Patientin abholen kann, braucht es einen Platz in einem Spital in der Schweiz – und auch hier sind die Intensivstationen fast voll. Tagelang müssen sie warten, bis ein Spitalbett organisiert ist. «Wir hatten da die Hoffnung schon aufgegeben.»

Rückflug in die Schweiz neun Tage nach Test

Schliesslich der erlösende Anruf: Es gibt einen Platz im Spital in Uster ZH. Mit der Ambulanz wird die Schwerkranke im Kosovo in ihrem Haus abgeholt und zum wartenden Rega-Jet gebracht. Am 30. August, zehn Tage nach dem ersten positiven Test, ist es so weit.

Sie landet in der Schweiz, aber ihr Zustand ist so schlecht, dass sie auf die Intensivstation des Kantonsspitals Baden gebracht wird. Ihre Tochter sagt: «Ihre Lunge wurde durch das Virus schwer geschädigt. Die Ärzte haben entschieden, dass sie ins künstliche Koma gelegt wird, damit ihre Lunge geschont wird.»

Durch Fake News verunsichert

Sie hat ihre Mutter noch nicht gesehen, muss wie der Rest der Familie daheim ausharren und auf gute Nachrichten aus dem Spital warten. Flutra A. sagt: «Hätten wir gewusst, was passieren kann, wären wir früher geimpft gewesen.» Aber sie sagt auch, dass sie angebliche Nachrichten über Tote wegen Impfungen gelesen habe – und nicht richtig über die Impfung aufgeklärt worden sei.

In der kosovarischen Community kursieren viele Gerüchte und Verschwörungstheorien. Die Familie bleibt skeptisch. «Meine Mutter hat Vorerkrankungen und dann doch entschieden, mit der Impfung noch zu warten. Wir wünschten, sie wäre geimpft gewesen!» Es hätte sie wohl vor der Intensivstation bewahrt. Gerade solche Risikopersonen wären eigentlich in der Impfkampagne bevorzugt behandelt worden.

«Leute sind nicht richtig aufgeklärt»

Jetzt betet die Familie für die Genesung ihrer Mutter. Und blickt mit Sorge auf die Situation im Kosovo – dort sind die Infektionszahlen immer noch viel zu hoch. «Es hat vor allem damit zu tun, dass die Leute nicht richtig über die Impfung aufgeklärt sind.»

Sie ist der Rega und den Spitälern in der Schweiz unendlich dankbar. Mit wie viel Hingabe sich das Personal um ihre Mutter gekümmert habe, habe sie alle tief berührt. «Ich habe vor Freude geweint, als meine Mutter in die Schweiz geholt werden konnte. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens!»

*Name der Redaktion bekannt

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