Grosser Aufwand für Isolation
Antibiotikaresistente Keime bei rückgeführten Patienten befürchtet

Rund 80 Covid-Patienten sollen noch aus dem Ausland in die Schweiz zurückgeholt werden. Nun erwarten Infektiologen multiresistente Keime beim Grossteil dieser Patienten. Deswegen müssen die Schweizer Spitäler einen erheblichen Zusatzaufwand leisten.
Publiziert: 11.09.2021 um 13:52 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2021 um 21:02 Uhr
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Schon seit Wochen läuft die Rückführung von Schweizer Covid-Patienten aus dem Ausland.
Foto: Keystone

Schon seit Wochen läuft die Rückführung von Schweizer Covid-Patienten aus dem Ausland. Der koordinierte Sanitätsdienst (KSD) beim Bund berichtet: Von den 80 Patienten, die auf eine Intensivstation gebracht werden sollen, sind schon rund ein Fünftel zur Verlegung angemeldet worden, so der «Tages Anzeiger».

Die Kapazität der Spitäler sinkt. Doch es bleibt nicht das einzige Problem der Schweizer Spitäler: Die Patienten bringen antibiotikaresistente Keime aus dem Ausland mit. Das nationale Zentrum für Infektionsprävention Swissnoso rief diese Woche die Spitäler dazu auf, repatriierte Covid-Patienten gleich auf multiresistente Erreger zu testen und vorsorglich zu isolieren. In einer Mitteilung von Swissnoso heisst es: «Wir haben zahlreiche Meldungen erhalten von Covid-19-Patienten, welche aus dem Ausland repatriiert wurden und mit multiresistenten Erregern kolonisiert oder infiziert sind.»

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Resistente Keime, Bakterien und Pilze wurden gefunden

Doch nicht nur der Bund ist unruhig. Walter Zingg, leitender Arzt Infektiologie und Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich (USZ), ist besorgt. Er sagt: «Repatriierte Patienten werden bei uns systematisch getestet, und wir haben bereits wiederholt Keime gefunden, bei denen die gängigen Antibiotika nicht mehr wirken.» Vor allem Darmkeime, sogenannte Enterobakterien stehen im Fokus.

Aber nicht nur im Darm wurden Enterobakterien gefunden – Betroffene haben sie auch auf der Haut. Neben diesen Darmkeimen, finden die Ärzte weitere hochresistente Bakterien und Pilze, gegen die das Antibiotikum unwirksam ist. Bislang war die Situation in der Schweiz jedoch harmlos.

Aus Italien, Griechenland und Balkan importiert

Die Sorgen der Infektiologen haben einen Grund. Im internationalen Vergleich war die Situation in der Schweiz kontrolliert. Philipp Jent, Infektiologe am Inselspital Bern sagt: «Die resistentesten Bakterien werden hier im Gegensatz zu anderen Ländern meist nur in Einzelfällen nachgewiesen, oder allenfalls in kleineren Ausbrüchen.»

Weltweit haben viele Länder einen sehr verbreiteten Antibiotikagebrauch. Das führt dazu, dass problematische Erreger weit verbreitet sind. «Wer zum Beispiel in Indien oder Nordafrika im Spital war, ist praktisch immer mit resistenten Keimen besiedelt», so Jent. In Europa gibt es ähnlich problematische Länder. Italien, Griechenland oder eben der Balkan. Von wo aus die meisten Rückführungen stattgefunden hatte.

Patienten so schnell wie möglich isolieren

Patienten, die von multiresistenten Keimen ausschliesslich besiedelt sind und nicht erkrankt sind, bringen einen höheren Aufwand mit sich. Die Patienten müssen in Einzelzimmer verlegt werden und werden dort so schnellstmöglich isoliert. Infektiologe Jent sagt: «Das Wichtigste ist, Ausbrüche im Spital mit mehreren Übertragungen zu verhindern»

Trotzdem müssen zusätzliche Schutzmassnahmen in der Pflege befolgt werden, um zu verhindern, dass die Erreger durch direkten Kontakt oder Instrumente verbreitet werden. «Das Personal muss jedes Mal die ganze Schutzkleidung wechseln, wenn es zu einem anderen Patienten geht», erklärt Jent. Allein aufgrund von Covid wäre das oft nicht nötig. Walter Zingg vom Unispital Zürich bestätigt: «Der Zusatzaufwand und der Platzbedarf sind beträchtlich.» (was)

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