Die Nachricht ist für viele Menschen hierzulande bitter. Am Donnerstag veröffentlichte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Liste von 29 Corona-Risikoländern. Wer ab dem 6. Juli aus diesen Staaten in die Schweiz einreist, muss zehn Tage in Quarantäne. Für so manchen ist dies Grund genug, eine geplante Reise abzusagen.
Es sind Länder dabei wie Brasilien, die Dominikanische Republik, Israel, Serbien und Schweden. Auch der Kosovo ist aufgeführt. Ein schwerer Schlag für die Familie Ponik aus Berg im Kanton Thurgau. Am 1. August sollte in ihrer Heimat, in der 85'000-Einwohner-Stadt Prizren im Süden des Landes, eine Hochzeit steigen. «Mein Bruder Armend (32) wollte seine Verlobte Launora (28) heiraten», sagt Alban Ponik (37), «wir wollten mit der ganzen Familie in den Kosovo fahren.» Neun Personen. Doch nun bleiben alle zu Hause.
Fest mit 350 Gästen abgesagt
Die Hochzeit ist geplatzt. Die Braut wartet nun vergebens im Kosovo auf die Schweizer Verwandtschaft. «In dieser Situation können wir unmöglich feiern», sagt Alban Ponik weiter, «wir hatten rund 350 Gäste zum Fest geladen!» Zu viele in der dort erneut entflammten Corona-Krise. Jetzt seien nur 50 erlaubt. «Und das», so der Boden- und Parkettleger, «sind doch zu wenige für eine schöne Hochzeit.»
Zwei Jahre ist das Paar verlobt. Zuletzt hat Armend seine Launora Anfang Februar in den Armen halten dürfen. Dann brach die Pandemie aus und der Kosovare in der Schweiz konnte seine Braut im Kosovo nicht mehr sehen. «Geheiratet wird trotzdem», meint Alban Ponik, «mein Bruder will Launora in die Schweiz holen und ihr hier im Standesamt das Jawort geben.» Nach der vorgeschriebenen Quarantänezeit, versteht sich. Das grosse Fest würde halt bis auf weiteres verschoben
Corona-Krise im Balkan
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Die Kinder können nicht zu den Grosseltern nach Serbien
Auch Milenko Spasojevic (38) aus Lumino TI ist schwer enttäuscht, so auch seine vier Kinder (10, 7, 3 und 1). Die Reise ins Heimatland Serbien ist abgeblasen! «Jetzt haben wir Ferien im Tessin, und die Kleinen dürfen nicht nach Serbien zu den Grosseltern», sagt der Elektriker.
Als technischer Leiter auf verschiedenen Baustellen kann sich Spasojevic keine Quarantäne leisten und schon gar nicht eine Infektion. Schade sei dies, denn, so der Präsident der serbisch-orthodoxen Pfarrgemeinde des Tessins, «die Grosseltern leben auf dem Land, wo es viel Natur und Tiere gibt – das lieben die Kinder». Vor allem traurig sei, «dass wir meine Grossmutter nicht treffen können, sie ist ja schon 89 Jahre alt», sagt Spasojevic.
Die neuen Verschärfungen des BAG treffen nicht nur Kosovaren, die nun ihre Reisen absagen. Beim Belgrader Vladimir Miletic (37) steht das Telefon nicht still. «Meine Landsleute rufen mich an, wollen Rat», sagt der Gründer der Seite serbinfo.ch. Es gäbe da auch jene, denen die Quarantäne egal sei, weil sie eh im Homeoffice arbeiten würden. «Und viele sind bereits in der Heimat und erwägen, noch vor dem nächsten Montag heimzukehren, um die Quarantäne zu umgehen», sagt Miletic.