Die Zahl der Asylgesuche ist so hoch wie seit 2016 nicht mehr. Und die Zahlen dürften noch weiter steigen. Im Jahr 2023 rechnet das Staatssekretariat für Migration (SEM) mit rund 27'000 Asylgesuchen.
Die Gründe für diese Zunahme seien vielseitig, sagt Lukas Rieder vom SEM: «Reisen ist mit dem Ende der meisten einschränkenden, pandemiebedingten Massnahmen wieder einfacher geworden.» Der wesentliche Antreiber sei aber, dass viele Volkswirtschaften durch die Pandemie geschwächt seien. Die steigenden Preise als Folge des Ukraine-Kriegs würden den Druck zur Migration nun noch einmal erhöhen.
Ein Blick in die Statistik zeigt: Besonders markant nahmen die Gesuche von Schutzsuchenden aus Afghanistan zu – im Vergleich zum Vorjahr um 130 Prozent (siehe Grafik). Das SEM sagt dazu: «Viele afghanische Migranten sind bereits seit Jahren in Europa und sehen sich jetzt aufgrund dieses Drucks gezwungen, weiterzuwandern» – beispielsweise in die Schweiz.
Die Anzahl der Asylgesuche von Schutzsuchenden aus der Türkei stieg ebenfalls stark an. Das SEM geht davon aus, dass dies vor allem politische Gründe hat. Seit dem gescheiterten Putschversuch 2016 sei die Situation für gewisse Gruppen deutlich angespannter. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe schreibt auf ihrer Webseite, Beobachter stellten «immer stärkere autoritäre Tendenzen der Regierung sowie insbesondere im Südosten des Landes eine ernsthafte Verschlechterung der Menschenrechte» fest. Entsprechend schnellte auch die Zahl der Asylgesuche aus der Türkei in die Höhe – 2022 waren es mehr als doppelt so viele wie noch im Vorjahr.