Darum gehts
- Überschuldung in der Schweiz steigt, Männer stärker betroffen als Frauen
- Junge Erwachsene lernen oft erst spät, mit Geld umzugehen
- 414 364 Schweizer waren Ende Januar 2025 überschuldet
Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Und nicht jeder, der viel Geld ausgibt, bringt Ende Monat auch ein dickes Salär nach Hause. Das Auto wird geleast, der neue Fernseher auf Ratenzahlung und das teure Sofa mit einem Kleinkredit gekauft – viele Schweizerinnen und Schweizer sind verschuldet. Und es werden immer mehr. Der Wirtschaftsauskunftsdienst Crif kommt zum Schluss: Letztes Jahr waren über 414'000 Menschen hierzulande in den Miesen – 6000 mehr als im Vorjahr.
Auch betroffen sind die Jungen. Laut Studien gibt jeder vierte junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren mehr Geld aus, als hereinkommt. 11'000 galten 2024 als überschuldet. Die Dunkelziffer dürfte noch höher sein, denn gerade in jungen Jahren dürften Verwandte und Kollegen erste Anlaufstelle zum Geldausleihen sein.
Blick hat mit Eren* (25) und Monika (31) über ihre Schulden gesprochen. Beiden ist gemeinsam: Das geliehene Geld ging vor allem für Unnötiges drauf.
«Ich habe 40'000 Franken Schulden»
Eren* schloss mit 18 Jahren eine Lehre als Unterhaltspraktiker – also als Hauswart – ab. Durch Freunde fand der heute 25-Jährige den Weg zu einer Umzugsfirma. «Dort wurde ich jeden Tag auf die Hand bezahlt. Ich überlegte nicht langfristig, gab das Geld rasch aus. Etwa indem ich mit Freunden essen und trinken ging.» Auch gönnte er sich ab und zu etwas Luxus: «Ich liebe Sneakers, da schaue ich dann auch nicht auf den Preis.»
Manche Rechnungen liess er liegen, so wie Steuern oder Bussen. Andere wiederum nahm er ernst: beispielsweise die Krankenkasse. «Ich habe die Rechnungen bezahlt, manchmal reichte es einfach nicht aus, um alles zu begleichen», sagt Eren. «Blieben Rechnungen unbezahlt, zerbrach ich mir den Kopf und suchte nach Lösungen. Ich kontaktierte etwa die Rechnungssteller. Doch es sind nicht alle entgegenkommend.» Der Aargauer hatte nach eigener Aussage trotzdem stets den Überblick über seine Finanzen.
Ab seinem 20. Geburtstag folgten über Jahre Stellenwechsel und auch berufliche Aussetzer. «Ich war irgendwie unruhig, machte viel Scheiss. Mitunter auch, weil ich mit den falschen Leuten abhing.» Im März 2024 wurde Eren ausgesteuert. Heisst: Er hatte keinen Anspruch mehr auf Taggeld der Arbeitslosenversicherung, sein Konto war aufgebraucht. In solchen Fällen muss der Lebensunterhalt mit Eigenkapital oder Sozialhilfe bestritten werden.
Seine heutige Situation? «Ich habe insgesamt rund 40'000 Franken Schulden, darunter auch Betreibungen.» Trotzdem schaut Eren positiv in die Zukunft: «Ich weiss, dass ich meine Schulden alle zurückzahlen kann. Ich muss zwar ein paar Jahre unten durch, aber dazu bin ich bereit. Schliesslich habe ich es selbst verursacht.» Aktuell ist Eren auf Jobsuche.
«Ich stattete unsere Wohnung auf Raten aus»
Monika (31) verlor bereits während der Lehre durch viele kleinere Beträge – auch durch Kartenzahlung – den Überblick über ihre Finanzen. Der Aargauerin fehlte lange der «bewusste Umgang» mit Geld.
Weil ihr Umfeld Monika signalisierte, wie wichtig eine schöne Wohnung und schöne Kleider sind, kommen für die junge Erwachsene weitere Beträge hinzu: «Als ich mit meinem damaligen Freund zusammenzog, stattete ich etwa unsere Wohnung – die gesamten Möbel und die Elektronik – per Karte mit Ratenzahlungen komplett aus.»
Gleichzeitig kaufte sie auch online viel ein – etwa auf Zalando. Rund ums Thema Onlineshopping gab Monika Mitte Februar Auskunft im Blick. Oft waren es drei- bis vierstellige Beträge, mit einem Lohn von rund 5000 Franken eigentlich kein Problem. Doch: «Ich verlor immer mehr den Überblick und lebte verschwenderisch.»
Als ihr Ex und sie sich während ihrer Schwangerschaft Ende 2017 trennten, versuchte Monika ihren Liebeskummer zu verdrängen. Sie reiste, ass auswärts und ging shoppen. Auch als sie einen Kredit für eine Weiterbildung erhielt, verprasste sie das restliche Geld.
Als Alleinerziehende arbeitete Monika Teilzeit, musste aber vom Sozialamt unterstützt werden. Kreditraten und Kreditkartenzahlungen blieben offen. Monika begann, ihre Markenartikel zu verkaufen, und bot selbst gemachte Torten zum Verkauf an – aber der Schuldenberg war mit rund 30'000 Franken bereits zu gross. «Psychisch konnte ich das nicht lange durchhalten. Die Schuldenberatung empfahl mir, mich betreiben zu lassen.»
Durch ihre Tochter begann die Influencerin, ihr Kaufverhalten zu hinterfragen. Heute – als Vierfachmutter – hat Monika einen bewussteren Umgang mit Geld. Als sie ihre jetzige Liebe heiratete, legten sie ihre gemeinsamen Schulden zusammen. Aktuell ist ihr Mann der Hauptverdiener. Monika sagt: «Bis im Sommer werden wir schuldenfrei sein.»
*Name geändert
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