Darum gehts
- Ehemaliger Fernsehkoch Joel Kraaz betrügt seit Jahren Gastronomen
- Kraaz verlangt Vorschüsse für Aushilfsjobs, taucht dann nicht zur Arbeit auf
- Er wurde verurteilt und hat zahlreiche Anzeigen am Hals
Der ehemalige Fernsehkoch Joel Kraaz (37) hat so einiges auf dem Kerbholz. Seit sieben Jahren zockt er immer wieder Leute ab. Einmal wird er verurteilt, kassiert eine bedingte Strafe. Doch Kraaz macht unbeirrt weiter. Im Netz warnt mittlerweile sogar eine Website mit dem Namen Kraaz.ch vor seinen Machenschaften. Und doch kommt das ausgekochte Schlitzohr immer wieder davon!
Das sei ein bekanntes Phänomen, sagt Dr. Roland Ryser, Anwalt und Experte im Bereich Wirtschaftskriminalität. Zum konkreten Fall kann er sich nicht äussern, erklärt aber allgemein: «Nicht selten werden Betrüger erst einmal zu einer Geld- oder bedingten Freiheitsstrafe verurteilt. Dann ist es schwierig zu verhindern, dass sie erneut eine Straftat begehen.»
Immer dieselbe Masche
Joel Kraaz geht meist nach demselben Muster vor. Er bewirbt sich als Aushilfe in einem Betrieb und verlangt einen Vorschuss. Der Wirt bezahlt – doch Kraaz taucht nicht zur Arbeit auf. Das Geld behält er für sich.
Bereits 2018 haben mehrere Gläubiger die Masche gegenüber Blick beschrieben. In einem Fall verurteilt ihn das Kantonsgericht Luzern wegen Betrugs zu einer bedingten Geldstrafe.
Nur ein Jahr später, 2022, zieht der Betrüger-Koch zwei weitere Wirte über den Tisch: Der Berner Gastronom Daniel Bernoulli zahlt ihm vorab rund 8000 Franken. Am vierten Arbeitstag kündigt Kraaz – und behält das Geld für sich.
Auch Reto Bauert, Wirt des Restaurants Braui in Pfäffikon ZH, schiesst ihm einen ganzen Monatslohn voraus. Kraaz erscheint gar nie zur Arbeit. Beide Wirte erstatten Anzeige.
Je höher Deliktsumme, desto schneller Verfahren
Nun meldet sich Gastronom Oswald Ehrler (71) bei Blick. Der Wirt des Berggasthofs Alpenblick in Arni UR stellt den Betrüger diesen März als Aushilfskoch ein. Anzahlung: 870 Franken. Kraaz meldet sich krank.
Laut Anwalt Roland Ryser spielt die Deliktsumme eine wichtige Rolle, ob ein möglicher Betrugsfall von den Behörden priorisiert wird. «Aus meiner Wahrnehmung steigt das Interesse und der Druck der Strafverfolger, wenn die Deliktsumme eines Falls höher ist», erklärt er.
Kraaz könnte sich auch im Ausland befinden. Das spricht sich zumindest in seinem Freundeskreis herum. Auch das ein erschwerender Faktor für die Strafverfolger.
Zwar kann die Staatsanwaltschaft in einem Betrugsverfahren ein Auslieferungsgesuch stellen. Doch oft seien solche Auslieferungsverfahren sehr langwierig, sagt Ryser. Ob dieser Weg beschritten werde, hänge vom Fall ab und stünde im Ermessen der zuständigen Staatsanwaltschaft.
Wie die Gläubiger vor ihm hofft auch Oswald Ehrler, dass dem Betrüger endlich das Handwerk gelegt wird. Doch noch kann Joel Kraaz weiter Aushilfe-Inserate aufschalten und abwarten, bis das nächste Opfer anbeisst.