Von ihrer Wohnung in Wollerau SZ aus hat Susanna Kley (57) einen fantastischen Blick auf den Zürichsee. Doch während die Aussicht Idylle pur vermittelt, geht es hier alles andere als harmonisch zu. Seit Jahren tobt ein Streit zwischen Kley, Bauherren, Juristen und Politikern.
Susanna Kley wuchs in Brunnen SZ auf. Kaum flügge, macht sie sich als Reiseleiterin auf, die Welt zu erkunden. Sie lebt zwischenzeitlich unter anderem in Israel und Malaysia und eröffnet mit gerade einmal 30 Jahren eine eigene HR-Consulting-Firma, die sie bis heute erfolgreich betreibt – eine Selfmade-Story.
Als sie vor ein paar Jahren zufällig auf die geplante Luxus-Überbauung «Panorama» in Wollerau aufmerksam gemacht wird, ist sie begeistert. Sie entscheidet sich für eine der «kleineren» Wohnungen mit freiem Blick auf den Zürichsee: «Ein Wohntraum ging für mich in Erfüllung.»
Juristische Laiin lehrt einer Übermacht das Fürchten
Die Euphorie hält nicht lange. Es ist November 2020, als Susanna Kley erste Unregelmässigkeiten auffallen. Die von der Verwaltung veranschlagten Kosten für die Umgebungsarbeiten scheinen ihr überrissen zu sein. Kley rechnet nach und stellt fest: Die Kosten waren wohl doppelt so hoch wie eigentlich nötig. Die Bewohner hätten dank ihr rund 70'000 Franken gespart, so Kley.
Gleichzeitig bemerkt sie, dass einige Kellerräumlichkeiten mutmasslich ohne gültige Baubewilligung ausgebaut worden seien – teilweise mit kompletten Bodenheizungen. Sie gelangt damit an die Baufirma. Als diese mehrmals abwiegelt, beschwert sich Kley ein Jahr danach direkt beim Gemeinderat. Ab da beginnt ihre juristische Odyssee.
Anfangs liess sich Kley noch von einem Anwalt beraten. Nachdem ihr dieser aber davon abgeraten hatte, ihre Beschwerden weiterzuziehen, weil diese «chancenlos» seien, manövriert sie sich als Laiin alleine durch den Paragrafendschungel des Baugesetzes – und das sehr erfolgreich. Nachdem ihre Beschwerde vom zuständigen Gemeinderat abgeschmettert wurde, erhielt Kley in zweiter Instanz beim Regierungsrat auf ganzer Linie recht.
Regierung kritisiert Gemeinderat offen
Das Verdikt der Schwyzer Regierung zuhanden des Gemeinderates liest sich stellenweise wie eine offene Kritik: «Ohne nachvollziehbare Begründung kam die Vorinstanz zum Schluss, dass der Einbau einer Bodenheizung in einem Keller nicht grundsätzlich verboten sei.» Zudem übt die Regierung deutliche Kritik am Baubewilligungsverfahren: «Zunächst einmal hat die Vorinstanz ein korrektes nachträgliches Baubewilligungsverfahren durchzuführen. (…) Zum anderen ist es ohnehin nicht die Aufgabe des Regierungsrates, die Versäumnisse der Vorinstanz im Rechtsmittelverfahren nachzuholen.»
Kley erhält dementsprechend in allen relevanten Punkten Recht, zurzeit muss sich der Gemeinderat ein weiteres Mal mit den mutmasslich illegalen Kellerausbauten beschäftigen. Im äussersten Fall müssen diese komplett zurückgebaut werden. Ein teures Unterfangen für alle Beteiligten. Der Gemeinderat selbst, darf sich aufgrund des laufenden Verfahrens aktuell nicht zu der Geschichte äussern, wie dieser auf Blick-Anfrage schreibt.
Mittlerweile wird Kley, unter anderem wegen Verleumdung, mit Strafanzeigen eingedeckt. Kley trägt ihr Herz auf der Zunge und geht auch in offiziellen Schriftwechseln wenig zimperlich mit Vorwürfen an die Adresse der Gegenseite um. Dreimal musste sie inzwischen schon bei der Polizei zur Einvernahme antraben. «Es ist das erste Mal überhaupt, dass ich mit der Polizei oder der Justiz zu tun habe», sagt sie.
Politiker wollen Kley & Co. zum Schweigen bringen
Im Schwyzer Kantonsrat ist eine Motion – notabene kurz nach Kleys Beschwerde – eingereicht worden, die es Privatpersonen zukünftig erschweren soll, Verstösse gegen das Baugesetz direkt anzuzeigen. Mitunterzeichner ist Roger Brändli (47), frisch zurückgetretener Kantonsratspräsident und, laut Kleys Aussagen, der persönliche Anwalt eines der Verwaltungsräte der Firma, die die Überbauung erstellt hat. Brändli selbst weist auf Anfrage einen Zusammenhang mit den Vorgängen in der Überbauung Panorama zurück. «Ich kenne den erwähnten Kellerausbauten-Fall nicht einmal», versichert er im Gespräch mit Blick.
Kley indes ist verzweifelt. Man wolle sie mittlerweile einfach nur mit allen Mitteln aus ihrer Wohnung ekeln, behauptet sie: «Aus meiner Sicht wurde ich nur angezeigt, weil ich mich beschwert habe. Nichts, was ich gesagt habe, rechtfertigt eine Anzeige», ist sie sich sicher – und betont einmal mehr: «Ich werde aber nicht klein beigeben. Diesen elitären Mauscheleien muss ein Ende gesetzt werden.»