Blick fragt bei den Betroffenen nach
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Erhöhung des Rentenalters:Blick fragt bei den Betroffenen nach

Rentenalter für Frauen soll auf 65 erhöht werden – die Betroffenen zeigen sich in einer Blick-Umfrage kritisch
«Frauen schuften sowieso schon viel»

Die Gleichberechtigung soll auch beim Rentenalter Einzug halten: Das Parlament hat beschlossen, dass künftig Frauen ebenfalls erst mit 65 pensioniert werden sollen. Das letzte Wort wird aber das Volk haben. Blick hat bei Frauen nachgefragt, was sie davon halten.
Publiziert: 10.06.2021 um 19:07 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2021 um 19:10 Uhr
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Tanja Rickenbacher (49), Verwaltungsangestellte aus Rümlingen BL: «Grundsätzlich finde ich das nicht schlimm, denn das ist ja Gleichberechtigung.»
Foto: Luisa Ita
Luisa Ita

Auf den 64. Geburtstag warten manche Frauen sehnsüchtig: Es ist nämlich der Geburtstag, der einem bis anhin den wohlverdienten Ruhestand bringt. Doch dies soll sich nun ändern: National- und Ständerat haben diese Woche beschlossen, dass das Rentenalter für Frauen um ein Jahr erhöht wird. Künftig sollen also, unabhängig vom Geschlecht, alle mit 65 Jahren pensioniert werden.

Während die bürgerlichen Parteien dies befürworten, gibt es Widerstand von Links-Grün. Denn mit der Reform droht den Frauen ein AHV-Schock: Das erhöhte Rentenalter bedeutet im Schnitt ein jährliches Minus von 1200 Franken, wie der Gewerkschaftsbund berechnet hat.

Das Referendum ist daher bereits beschlossene Sache – das letzte Wort in dieser Debatte wird also das Volk haben. Frühestens ab 2023 müssten die ersten Betroffenen ein Jahr länger auf ihre Pensionierung warten.

Wie die Frauen über die drohende Erhöhung des Rentenalters denken, zeigt nun eine Umfrage von Blick.

Renate Marti (55), Serviceangestellte aus Huttwil BE

«Ich habe da nichts dagegen. Ich habe schon immer gesagt, dass mir jetzt sicher noch zehn Jahre bevorstehen. Es stand ja schon lange zur Diskussion und ich habe damit gerechnet, dass das irgendwann noch erhöht wird. Seit ich aus der Schule gekommen bin, habe ich immer gearbeitet, und jetzt nehme ich es einfach, wie es kommt. Was will man anderes machen? Man muss es akzeptieren. Die Gesundheit muss es aber auch erlauben. Wenn ich dann einmal pensioniert bin, habe ich mir vorgenommen, mir einen Computer zuzulegen. Bislang habe ich noch keinen, und als Rentnerin hätte ich dann vielleicht Zeit dafür.»

Erna Wyssen (65), Köchin aus Roggwil BE

«Ich wäre schon pensioniert, eigentlich. Aber ich wollte kein abruptes Ende und habe mich deswegen entschieden, weiterhin in meinem Beruf zu bleiben. Ich arbeite aber nicht mehr Vollzeit, sondern einfach etwa 30 oder 40 Prozent. Die Erhöhung des Rentenalters finde ich nicht unbedingt schlecht, solange es die Gesundheit erlaubt. Ich denke aber, dass die Erhöhung des Rentenalters freiwillig sein sollte. Frauen verdienen oft viel weniger als Männer, und es wäre keine Gleichberechtigung, wenn sie dann auch noch ein Jahr länger arbeiten müssten. Wir Frauen in der Küche müssen genau gleich viel leisten wie ein Mann, manchmal sogar mehr. Darum finde ich, dass die Gleichberechtigung noch lange nicht da ist. Sonst sollte man das Rentenalter der Männer auch noch einmal heraufsetzen.»

Nilgün Celebi (52), Sachbearbeiterin aus Langenthal BE

«Ich finde es nicht korrekt. Man spricht immer von Gleichberechtigung. Aber Frauen schuften sowieso schon viel. Wir machen den Haushalt und kümmern uns um die Kinder, zudem verdienen wir im Job oft schlechter als Männer. Und dann müssten wir noch länger arbeiten? Das finde ich nicht gut. Für mich selbst ist die Pensionierung noch weit weg, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, freiwillig noch ein bisschen länger weiterzuarbeiten. Schliesslich gibt einem die Arbeit auch eine Tagesstruktur. Daher bin ich ein wenig geteilter Meinung. Mein Plan für meine eigene Pensionierung ist Auswandern. Mich zieht es in mein Heimatland, in die Türkei.»

Tanja Rickenbacher (49), Verwaltungsangestellte aus Rümlingen BL

«Grundsätzlich finde ich das nicht schlimm, denn das ist ja Gleichberechtigung. Ich persönlich denke aber, dass man zuerst einmal mit den Löhnen schauen müsste, dass diese ausgeglichen sind. Dann kann man alles andere auch machen. Und vermutlich reicht ja die Rentenalter-Erhöhung alleine sowieso nicht aus, um die ganze AHV-Problematik zu lösen. Bei mir geht es jetzt ja noch eine Weile, bis ich pensioniert werde. Vielleicht gehe ich auch schon frühzeitig in Rente, je nachdem, wie es sich ergibt. Für mich spielt schlussendlich ein Jahr mehr oder weniger arbeiten sowieso keine grosse Rolle.»

Sabrina Neuenschwander (24), Aussendienstmitarbeiterin aus Spiez BE

«Ich finde es grundsätzlich nicht gut, dass man das Rentenalter immer weiter erhöht. Denn mein Ziel ist es, dass ich irgendwann Zeit habe, das Leben noch ein wenig zu geniessen. Sollte das jetzt mit den Erhöhungen so weitergehen und das Alter stetig hochgeschraubt werden, dann arbeiten wir Jungen vermutlich irgendwann bis zum Lebensende. Hätte man zuerst bei den Löhnen für Gleichberechtigung gesorgt und erst danach das Rentenalter erhöht, wäre vielleicht mehr Verständnis da gewesen. Aber so ist es schwierig. Wenn es zu einer Volksabstimmung kommt, werde ich die Erhöhung ablehnen.»

Christine Schwarz (34), Augenoptiker-Meisterin aus Solothurn SO

«Grundsätzlich bin ich dafür. Ich bin für Gleichberechtigung und sehe nicht ein, warum ich dann weniger lang arbeiten sollte als ein Mann. Aber: Auch die Löhne sollten dann wirklich gleichgestellt sein. Zudem erhalten Frauen, wenn sie wegen der Kinder nicht oder nur wenig gearbeitet haben, weniger Pensionskasse. Das kenne ich von meiner Mutter. Sie hatte vier Jobs, konnte aber wegen uns drei Kindern immer nur Teilzeit arbeiten. Sie war ein Leben lang berufstätig und bekommt nun trotzdem nur das Minimum. Das finde ich nicht richtig, das sollte man angehen. Den Jungen wird auch immer Angst gemacht, dass man im Alter nicht genug hat, wenn man nicht aufpasst – und wir können uns darum gar nicht richtig auf die Pensionierung freuen. Ich war kaum aus der Lehre, hiess es schon, dass ich in die dritte Säule einbezahlen solle. Da gibt es bestimmt insgesamt noch viel Optimierungspotenzial.»

Maira Trachsel (30), Mutter, Hausfrau und Teilzeitangestellte aus Roggwil BE

«Ich finde es, ehrlich gesagt, nicht wirklich gerecht. Gerade wenn man nur Teilzeit angestellt ist, ist es unfair. Kommt hinzu, dass wir Frauen ja sowieso oft schon weniger verdienen als Männer und wir dann eine tiefere Rente haben. Frauen leisten auch viele unbezahlte Arbeiten, wie beispielsweise die Pflege von Angehörigen, und als Mutter arbeitet man ja sowieso viel und ohne Lohn. Das alles zusammen rechtfertigt es für mich eigentlich nicht, dass wir am Schluss auch noch gleich lange arbeiten sollen. Mich persönlich würde jetzt dieses eine Jahr mehr oder weniger zwar nicht wirklich stören, mir geht es hier aber um das Prinzip. Bei einer Volksabstimmung würde ich daher gegen die Erhöhung des Rentenalters stimmen.»


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