Priester vor Gericht
Hat Thomas Jäger (50) Ministrantin (8) missbraucht?

Hitlers «Mein Kampf», Brustmassage, Kinderpornos: Liechtenstein hat bei der Aufarbeitung eines Missbrauchsfalls versagt. Am Mittwoch steht Thomas Jäger in Deutschland vor Gericht.
Publiziert: 23.03.2025 um 16:22 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2025 um 16:30 Uhr
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Der Priester Thomas Jäger soll eine achtjährige Ministrantin missbraucht haben.
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Hat der Priester Thomas Jäger (50) eine Ministrantin (8) ins Pfarrhaus gelockt und ihre Brust massiert? Seit sechs Jahren beteuert der ehemalige Pfarrer von Ruggell (Liechtenstein) seine Unschuld, die Justiz im Ländle wirkte bei der Aufarbeitung des Falls überfordert. Zeitweise behauptete diese: «Die Brust des Mädchens war noch nicht entwickelt.» Aus Mangel an Beweisen stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren ein.

Nach rechtlichen Schritten der Eltern nahm sich die Liechtensteiner Justiz des Falls nochmals an – doch der aus Deutschland stammende Priester liess den Gerichtstermin in Vaduz platzen. Er lebt mittlerweile wieder bei seinen Eltern in Rheinland-Pfalz, die deutsche Justiz hat den Fall übernommen. Am Mittwoch steht Jäger in Montabaur vor Gericht. «Ihm wird zur Last gelegt, im Jahr 2019 während seiner Tätigkeit als Pfarrer im Fürstentum Liechtenstein sexuelle Handlungen an einem Kind vorgenommen zu haben», teilt der Direktor des Amtsgerichts, Ralf Tries, Blick mit.

Jägers Anwalt weist die Vorwürfe zurück. «Das Verfahren in Liechtenstein war bereits rechtskräftig eingestellt worden. Aus Sicht der Verteidigung besteht für ein Verfahren in Deutschland ein Verfahrenshindernis», teilt Moritz David Schmitt-Fricke mit. Der Rechtsanwalt zweifelt die Glaubwürdigkeit der Ex-Ministrantin an: «Aufgrund bestehender Auffälligkeiten im Aussageverhalten der Belastungszeugin hätte ein aussagepsychologisches Sachverständigengutachten eingeholt werden müssen, was bisher leider nicht geschehen ist.»

Sympathien mit rechtsextremen Kreisen

Der Rechtsanwalt ist kein Unbekannter: Schmitt-Fricke hat den ehemaligen Bundeswehroffizier Franco A.* verteidigt, der im Juli 2022 wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, unerlaubten Waffenbesitzes und Betrug zu einer Haftstrafe von fünfeinhalb Jahren verurteilt worden war.

Auch der ehemalige Soldat Thomas Jäger soll mit rechtsextremen Kreisen sympathisieren: Bei einer Hausdurchsuchung in Liechtenstein wurde bei ihm Hitlers «Mein Kampf» gefunden, ausserdem ein Hörspiel der Hitler-Parodie «Er ist wieder da», eine Pfefferspray-Pistole und eine «Liste von inländischen Neonazis», wie die «Liechtensteinische Juristenzeitung» berichtete.

Jäger zieht Aussagen zurück

Bei dem Verfahren in Deutschland geht es ausschliesslich um den Missbrauchsvorwurf und nicht um den Konsum von Kinderpornos. Auf Jägers Handy waren 2019 im Browserverlauf Hinweise auf Kinderpornos gefunden worden. «Zudem waren ein Nacktvideo von Minderjährigen, ein Pornovideo sowie drei selbst aufgenommene Videos von minderjährigen Mädchen mit Fokus auf den Ausschnitt der T-Shirts der Minderjährigen bzw. auf die kindliche Mädchenbrust auf dem Mobiltelefon gespeichert», wie die «Liechtensteinische Juristen-Zeitung» schreibt. Bei einem Verhör gab Jäger zunächst zu, Kinderpornos aufgerufen zu haben. Später widerrief er die Aussage. Aus Mangel an Beweisen wurde Jäger später in Vaduz freigesprochen.

Der Fall wirft ein schlechtes Licht auf die Personalpolitik von Wolfgang Haas (76), dem früheren Erzbischof von Vaduz. In Deutschland war Jäger wegen massiver Bedenken nicht zum Priester geweiht worden – daher ging er nach Liechtenstein. Haas weihte trotz Kritik aus Deutschland Jäger zum Priester. Für Jäger gilt die Unschuldsvermutung.

* Name geändert

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