Nach Impfung für Milliardär
Hirslanden-CEO entschuldigt sich und gesteht Fehler ein

Einen Tag, nachdem bekannt wurde, dass die Hirslanden-Gruppe dem südafrikanischen Milliardär Johann Rupert eine Vorzugsbehandlung bei der Impfung zukommen liess, hat sich der Hirslanden-CEO bei den «Bürgerinnen und Bürgern» des Thurgaus entschuldigt.
Publiziert: 22.01.2021 um 15:33 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2021 um 16:46 Uhr
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Daniel Liedtke entschuldigt sich für die Vorzugsbehandlung des südafrikanischen Milliardärs Johann Rupert.
Foto: Keystone
Fabian Vogt

Einen Tag, nachdem bekannt wurde, dass die Hirslanden-Gruppe dem Milliardär Johann Rupert eine Vorzugsbehandlung bei der Impfung zukommen liess, hat sich der Hirslanden-CEO Daniel Liedtke mit einem offenen Brief bei den «Bürgerinnen und Bürgern» des Kantons Thurgaus sowie bei «Regierungsrat Urs Martin» entschuldigt. «Wir haben hier Fehler begangen, für die ich persönlich als CEO der Hirslanden-Gruppe geradestehe. Die Hauptverantwortung liegt bei mir, das ist meine Aufgabe und diese nehme ich ausdrücklich wahr», schreibt Liedtke.

Der CEO erklärt, dass man am 24. Dezember 2020 von Rupert angefragt wurde, ob man ihn als Risikopatienten impfen lassen könne. Er wollte damit ein Zeichen für die Mitarbeiter seiner Unternehmen setzen und sie zur Impfung ermuntern. Als man am 7. Januar vom Thurgauer Gesundheitsdirektor Urs Martin informiert wurde, dass man zwölf Personen der eigenen Wahl als Versuchspersonen auswählen könne, habe man wieder an Rupert gedacht.

Symbolik unterschätzt und falscher Wohnort

Dabei seien zwei Fehler begangen worden: Man habe unterschätzt, «welche Symbolkraft mit der Impfung eines vermögenden Patienten verbunden ist. Der Überlegungsfehler wiegt umso schwerer, als Herr Rupert Miteigentümer unserer Gruppe ist und damit unweigerlich der Eindruck entstand, wir hätten ihn privilegiert behandelt.» Zudem wohne Rupert in Genf und nicht im Thurgau. «Es wäre deshalb rückblickend betrachtet klüger gewesen, Herrn Rupert zu empfehlen, sich über seinen Arzt für die ordentliche Impfung im Kanton Genf anzumelden.»

Man habe die Lehren aus dem Fall gezogen und werde in anderen Kantonen, in denen die Hirslanden Impfzentren betreibe, die Testpersonen «ausschliesslich vom Kanton festlegen lassen».

Liedtke schliesst mit: «Zu guter Letzt möchte ich betonen, dass ich selbst noch keine Impfung erhalten habe.»

Erzürnung über Vorzugsbehandlung

Die zwölf Personen wurden von der Hirslanden-Gruppe am 11. Januar im Spital Münsterlingen mit dem Pfizer-Wirkstoff geimpft. Sieben personen waren Testpersonen von Hirslanden, darunter Rupert. Vier waren Testpersonen der Spital Thurgau AG und eine Person war ein Patient.

Rupert gab anschliessend der Hirslanden-Gruppe die Erlaubnis, seinen Namen zu kommunizieren. Er ist über ein Firmengeflecht an der Hirslanden-Gruppe beteiligt. Das sorgte für Erzürnung in breiten Teilen der Schweiz, weil es schien, als hätte ein Milliardär seine Macht genutzt, um sich frühzeitig eine Impfung zu sichern. Verschieden Politiker forderten anschliessend, dass die Sache untersucht werde.

Pikant an der Geschichte ist auch, dass der Thurgauer Gesundheitsdirektor Urs Martin (SVP) vor seiner Wahl in die Regierung im März 2020 selber für die Hirslanden-Gruppe tätig war. Beim Entscheid des Kantons, Hirslanden mit dem Betrieb der Impfzentren zu beauftragen, trat Martin nach eigenen Angaben in den Ausstand.

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