Wolfgang Matt (65) war spitz auf den Piks. Der Bürgermeister der österreichischen Stadt Feldkirch liess sich am Wochenende in einem Altersheim gegen Covid-19 impfen – obwohl er altersmässig noch nicht an der Reihe war.
Ein Bericht der «Vorarlberger Nachrichten» über den Impfdrängler wirft hohe Wellen im ganzen Land. Sogar Bundeskanzler Sebastian Kurz (34), ein ÖVP-Parteikollege von Matt, kritisiert den Bürgermeister scharf: «Wenn sich jemand vordrängt, ist das moralisch enttäuschend», sagt Kurz gegenüber der «Kronen Zeitung». «Es macht mich wütend und zornig. Wenn Impfstoffe übrig bleiben, ist es wichtig, sie schnell zu verimpfen. Aber sie müssen für ältere Menschen verwendet werden und nicht für Politiker, deren Ehefrauen oder regionale Promis.»
«Schmeisse auch kein altes Brot weg»
Im Nachrichtenjournal «Zib 2» auf ORF 2 rechtfertigt sich Matt: Er habe niemandem etwas weggenommen und hätte auf die Impfung verzichtet, wenn andere die Impfung hätten haben wollen. Es sei aber niemand da gewesen und man habe so schnell niemanden auftreiben können. «Ich schmeisse auch kein altes Brot weg, daraus wird Toast gemacht», sagt Matt. Einen Rücktritt schliesst der Bürgermeister aus.
In einer schriftlichen Stellungnahme betont Matt zudem, er habe nur mit gutem Beispiel vorangehen wollen: «Ich habe mich, noch zu einer Zeit, als eine grosse Skepsis in Sachen Covid-Schutzimpfung in der Gesellschaft erkennbar war, auf eine Liste der Seniorenbetreuung Feldkirch setzen lassen, mit dem Hinweis, dass ich mich im Sinne einer gewissen Vorbildwirkung jederzeit impfen lassen würde, sollten bei einer Impfaktion einzelne Dosen nicht verwertet werden können.»
In einem späteren Schreiben entschuldigt sich der Bürgermeister auch noch für sein Verhalten. Sein Handeln sei «unüberlegt» gewesen. Er habe sich zu keinem Zeitpunkt einen persönlichen Vorteil verschaffen wollen.
Auch weitere Fälle sorgen für Unmut
Kein Verständnis für Matts Vordrängeln zeigt auch der Landeshauptmann von Vorarlberg, Markus Wallner (53, ÖVP). «Der Impfstoff ist knapp verfügbar. Es gibt einen klar definierten Impfplan, an den man sich zu halten hat», sagt Wallner. Falls bei einer Impfaktion tatsächlich einzelne Dosen übrig blieben, so seien diese in der Zielgruppe zu verimpfen.
Matt ist nicht der einzige österreichische Bürgermeister, der als Impdrängler für Aufsehen sorgt: Auch die Bürgermeisterin der Vorarlberger Gemeinde Rankweil, Katharina Wöss-Krall, musste unlängst zugeben, dass sie sich vorzeitig in einem Altersheim hatte impfen lassen. Bereits in der vergangenen Woche hatte es in Vorarlberg zudem Aufregung gegeben, weil Rot-Kreuz-Direktor Roland Gozzi nicht nur seine Mitarbeiter, sondern auch deren Angehörige zur Impfung eingeladen hatte. (noo)