Kritik an digitalem Impfbüchlein
Pharma zahlt knappe Million Franken

Die Stiftung, die den digitalen Impfausweis herausgibt, erhält eine knappe Million Franken von Pharmakonzernen. Experten kritisieren zudem den fehlenden Datenschutz.
Publiziert: 20.01.2021 um 14:39 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2021 um 23:23 Uhr
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Der Pharma-Gigant Pfizer unterstützte den digitalen Impfpass von der Stiftung «Meineimpfungen» mit 160'000 Franken.
Foto: Keystone

Im Dezember startete die schweizweite Corona-Impfkampagne. Und mit der erhält das elektronische Impfbüchlein neuen Auftrieb. Denn jeder Geimpfte wird angehalten, seine Impfung in einen digitalen Impfpass eintragen zu lassen – der später mit dem seit 2013 bestehenden elektronischen Impfbüchlein verbunden werden kann. Eine grosse Chance für die Stiftung «Meineimpfungen», die das digitale Impfbuch vertreibt, welches allerdings nur knapp 300'000 Personen nutzen.

Kritik an «meineimpfungen» gibt es seit einigen Wochen. Etwa, weil grosse Pharmakonzerne die Stiftung und die Website sponsern. Wie die Konsumentenzeitschrift «Saldo» jetzt aufdeckt, haben Glaxo Smith Kline, Sanofi-Aventis, Pfizer und Merck Sharp & Dohme in den letzten Jahren eine knappe Million Franken an «Meineimpfungen» gezahlt.

Gross-Sponsor Glaxo Schmith Kline

Glaxo Smith Kline zahlte seit 2016 allein rund 650'000 Franken an die Stiftung. Pfizer überwies von 2016 bis 2019 rund 160'000 Franken, Sanofi bis 2020 rund 120'000 Franken und Merck Sharp & Dohme 46'000 Franken. Für 20 Prozent des Gesamtbudgets käme die Pharmaindustrie auf, sagte Stiftungsrat Hannes Bösch zu «Saldo». Wie hoch dieses insgesamt ist, wollte er aber nicht offenlegen.

Glaxo Smith Kline sagt gegenüber der Zeitschrift, dass man für die finanzielle Unterstützung keine Gegenleistung erhalte. «Wir unterstützen das Ziel, die Bevölkerung vo einer Infektionskrankheit zu schützen», heisst es lediglich. Auch Stiftungsrat Bösch beteuere, dass die Firmen weder Einfluss nehmen können noch Einsicht in die Daten erhalten. Allerdings: Beide Seiten wollen die Verträge nicht offenlegen.

Website soll sicherer werden

Anlass zu Kritik gibt auch, dass nicht klar ist, wer auf die Daten Zugriff erhält. Denn im Gegensatz zum alten Impfbüchlein, das der Patient ja bei sich hat, liegen die Daten auf dem Server der Stiftung. IT-Experten zeigen sich daher wenig begeistert von der Plattform. Volker Birk vom Chaos Computer Club Schweiz kritisiert gegenüber dem Magazin, dass jede Person Zugriff auf die Gesundheitsdaten erhält, die das Passwort eines Registrierten kennt. «Das allein disqualifiziert das Projekt schon», findet er.

Ausserdem seien App und Internetseite sicherheitstechnisch veraltet, meint der Zuger IT-Unternehmer und GLP-Kantonsrat in Schwyz Lorenz Ilg. Es bestünden diverse Sicherheitslücken. «Ich würde meine Daten hier sicher nicht speichern», sagt er gegenüber «Saldo».

Immerhin: Die Stiftung verspricht Besserung. Internetseite und App würden demnächst komplett überarbeitet, so Stiftungsrat Bösch: «Dann wird ein sicheres Login mit Zwei-Faktor-Authentifizierung eingeführt.» (dbn)

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