Das Warten hat endlich ein Ende! Wochenlang haben die Behörden die Bevölkerung vertröstet. Gleich mehrere Kantone wollten keine Zahlen rausrücken. Jetzt hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitagmorgen die sehnlichst erwartete Impfstatistik aufgeschaltet. Diese zeigt: Die Corona-Massenimpfung nimmt nur langsam Fahrt auf.
Bis jetzt hat der Bund den Kantonen rund 459’700 Impfdosen geliefert. Bis am Donnerstag wurden schweizweit rund 170'000 Impfungen. Das sind lediglich 37 Prozent. Und entspricht bis jetzt 1,9 Prozent der Bevölkerung.
Basel-Stadt ist Spitzenreiter
Im landesweiten Durchschnitt seien bisher 1,97 Impfungen pro 100 Einwohner verabreicht worden, führt das BAG aus. Allerdings zeigt die Statistik auch grosse Unterschiede unter den einzelnen Kantonen auf. Aufs Tempo gedrückt haben dabei vor allem kleinere Kantone.
Spitzenreiter ist nach wie vor der Kanton Basel-Stadt. Hier wurden anteilmässig mit 5,54 Dosen pro 100 Einwohner die meisten Personen geimpft. In absoluten Zahlen: Von 13'000 erhaltenen Dosen hat Basel-Stadt bereits 10'646 verimpft. Das sind über 80 Prozent. Dabei sind 2138 Personen schon zweimal geimpft worden.
Auch im Kanton Appenzell Innerrhoden sind bereits 5,10 Dosen pro 100 Einwohner verabreicht worden, in Obwalden immerhin 4,92.
Zürich ist kein Musterschüler
Weniger gut sieht es im Kanton Thurgau aus mit 1,07 verabreichten Dosen auf 100 Einwohner, was 19,8 Prozent der erhaltenen Dosen entspricht. Im Kanton Bern sind es 1,11 oder im Kanton Neuenburg 1,16 verabreichte Dosen auf 100 Einwohner.
Mengenmässig am meisten geimpft hat bisher der Kanton Zürich mit rund 25'000 der 66'000 erhaltenen Dosen. Das sind rund 38 Prozent der verfügbaren Impfungen. Damit steht der Kanton gar nicht als Musterschüler da. Auf 100 Einwohner entfallen nur 1,62 geimpfte Dosen. Zürich war denn auch einer jener weniger Kantone, welche die Zahlen bis zuletzt geheim gehalten hatten.
Der Kanton Zürich hat am Freitag zudem mitteilen müssen, dass man wegen Lieferverzögerungen beim Pfizer/Biontech-Impfstoff die Impfstrategie anpassen müsse. Seniorinnen und Senioren in Altersheimen erhalten die zweite Impfdosis eine Woche später als ursprünglich vorgesehen. Eine solche minimale Verzögerung ist medizinisch kein Problem. Im Februar sollen dann wieder genügend Dosen verfügbar sein. Wegen des fehlenden Serums können vorerst aber keine weiteren Impftermine vergeben werden.
Verschiedene Strategien eingeschlagen
Für die Abweichungen zwischen den Kantonen gibt es mehrere Gründe: Einige haben schneller als andere die nötige Infrastruktur aufgebaut, um mit dem Impfen beginnen zu können. Es gab auch technische Probleme. Die Impfplattform des Bundes funktionierte vorübergehend nicht, weshalb man sich teilweise nicht anmelden konnte.
Zudem werden unterschiedliche Strategien verfolgt: Einige Kantone verabreichen die verfügbaren Dosen so rasch wie möglich, andere wollen sich die Dosen einteilen und passen ihren Plan den in Aussicht gestellten Lieferungen an.
Kantone verteidigen unterschiedliches Tempo
Die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK) betont, die Kantone seien noch daran, ihre Impfstrukturen aufzubauen und die Kapazitäten täglich zu erhöhen: «Innerhalb der nächsten Woche dürfte alle etwa das gleiche Verimpfungsniveau erreicht haben», versichert die GDK. Angesichts angekündigter Lieferengpässe könne es durchaus sinnvoll sein, nicht alle gelieferten Dosen zu verimpfen, sondern eine Reserve für die zweite Infektion zurückzuhalten.
International gesehen bewegt sich die Schweiz etwa im Mittelfeld. Sie hat bisher 1,9 Prozent ihrer Bevölkerung mindestens eine Dosis verabreicht. Das ist mehr als etwa in Frankreich (1,2 Prozent) oder Deutschland (1,6 Prozent). es ist aber weniger als in Italien (2,1 Prozent) oder Dänemark (3,1 Prozent). Die USA liegen bereits bei 4,6 Prozent, Grossbritannien bei 7,3 Prozent und Israel sogar schon bei 28,2 Prozent.
Entspannung bei den Fallzahlen
Gleichzeitig deutet sich in der Schweiz eine Entspannung bei den Fallzahlen an. Das BAG hat am Freitag 2156 bestätigte Neuinfektionen gemeldet. Die Zahlen sind wesentlich geringer als in den Vorwochen, als oftmals mehr als 4000 oder gar 5000 Fälle pro Tag gemeldet wurden. (SDA/dba)