In der Schweiz sind die Corona-Fallzahlen in den letzten Tagen rückläufig. Gleichzeitig bereitet allerdings die mutierte Variante des Coronavirus Sorge. «Das mutierte Virus wird zu mehr Ansteckungen führen. Es braucht strengere Massnahmen», sagte SP-Bundesrat Alain Berset (48) am Montag bei einem Besuch im Wallis. Auch die Auswirkungen der Mutation auf die Impfung sei noch unklar.
An einer Medienkonferenz von Fachleuten des Bundes mochte auch Patrick Mathys, Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im Bundesamt für Gesundheit (BAG) keine Entwarnung geben. Zwar scheinen die Zahlen der Hospitalisationen und der Todesfälle etwas abzunehmen, was Mathys positiv würdigt.
Die mutierte Virusform bereitet den Behörden aber grosse Sorgen. Mittlerweile sind in der Schweiz 127 Fälle von Mutationen bekannt. 86 betreffen demnach die Virusform aus Grossbritannien, 5 diejenige aus Südafrika. In 36 Fällen konnte die Mutation bisher noch nicht einem der beiden Formen zugeschrieben werden.
Es sei «nicht ausgeschlossen», dass neue Mutationen dazukämen, sagte Mathys. Wahrscheinlich sei es aber, dass es sich bei den 36 Fällen um Mutationen aus Grossbritannien oder Südafrika handle. Die Sequentierung werde dies zeigen.
5 bis 6 Prozent Infizierte mit Virusvariante
Mathys stellte klar, dass viele der registrierten Varianten keinen Link zu Reisen in die betroffenen Länder hätten. «Die Übertragung hat in der Schweiz stattgefunden.» Nicht mehr alle Übertragungsketten seien nachweisbar. Es sei daher nicht zu verhindern, dass sich das mutierte Virus weiter ausbreite. «Das Ziel muss es sein, dass die Ausbreitung so langsam wie möglich passiert.»
In der ersten Januarwoche wurden die Virusvarianten in 1,4 Prozent der untersuchten Proben nachgewiesen. Es sei «nicht unwahrscheinlich», dass aktuell bereits 5 bis 6 Prozent der positiven Proben das mutierte Virus betreffen, sagte Mathys. Breite sich die Mutation weiter aus, habe dies eine rasante Zunahme der Fallzahlen zur Folge. Das zeige ein Blick auf die meistbetroffenen Länder wie Irland.
Aber auch der Superspreader-Fall in Wengen BE verdeutlich die Problematik. Eine Person aus Grossbritannien, die sich zu spät in Quarantäne begab, hat die neue Virusvariante dorthin gebracht.
Der Bund will zudem seine Teststrategie anpassen. Etwa in Altersheimen oder Schulen will man breiter testen. Die neue Schweizer Teststrategie sei aber noch nicht ganz spruchreif, werde aber baldmöglichst kommuniziert, so Mathys.
Bis Ende Februar alle über 75 impfen
Der grosse Hoffnungsschimmer ist dagegen die am Dienstag erfolgte Zulassung eines zweiten Covid-Impfstoffes von Moderna. Damit dürfte die nur langsam gestartete Impfkampagne deutlich an Fahrt gewinnen.
Per 18. Januar soll die Schweiz über insgesamt rund 560'000 Impfdosen verfügen. «Damit können rund vier Prozent der erwachsenen Bevölkerung geimpft werden» erklärte BAG-Vizedirektorin Nora Kronig.
Eine weitere Million Dosen soll im Februar im Land eintreffen, so Kronig. Bis Ende Februar könnten alle über 75-Jährigen geimpft sein – wenn sie dies denn auch wollten.
Eine nationale Corona-Impfstatistik liegt aber weiterhin nicht vor, obwohl diese eigentlich auf Anfang Woche angekündigt war. Man warte nun gespannt auf die Zahlen der Kantone über die laufenden Verimpfungen, so Kronig. Es sei beabsichtigt, einmal wöchentlich über den Stand zu informieren.