Nur im Notfall Fernunterricht
Schulen bereiten sich auf dritte Welle vor

Sollten die Fallzahlen wieder stark steigen, kommen auch die Schulen nicht um einschneidende Massnahmen herum. Der Bundesrat fordert die Kantone auf, für den Ernstfall vorzusorgen. Fernunterricht ist dabei nur das letzte Mittel.
Publiziert: 09.01.2021 um 10:37 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2021 um 17:11 Uhr
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Gesundheitsminister Alain Berset hat am Mittwoch mitgeteilt, dass die Kantone nun in der Pflicht stünden, Notfallpläne auszuarbeiten, wenn sich die Situation verschärft.
Foto: Keystone
Lea Hartmann

Längere Ferien wegen Corona: Angesichts der angespannten Lage haben einige Kantone den Schulstart der Primar- und Oberstufe um einige Tage verschoben. Berufsschülerinnen und Gymischüler beginnen das neue Jahr wegen Corona vielerorts im Fernunterricht.

Doch spätestens am 18. Januar kehren Schüler und Lehrer in sämtlichen Kantonen ins Klassenzimmer zurück. Zumindest ist das der Plan. Denn sollte sich die Lage weiter verschlechtern, müssen auch die Schulen handeln. Der Bundesrat hat die Kantone am Mittwoch dazu aufgefordert, sich einen Notfallplan zurechtzulegen. Welche Massnahmen könnten getroffen werden, wenn Verschärfungen unumgänglich sind?

Ein komplette Umstellung auf Fernunterricht, wie das im Frühling der Fall war, ist nicht nur aus Sicht des Lehrerverbands die «ultima ratio». Auch die kantonalen Erziehungsdirektoren betonen, man gebe den Präsenzunterricht nur auf, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. Denn Studien zeigen, dass viele Schülerinnen und Schüler im Lockdown praktisch nichts gelernt haben. Laut einer Umfrage hat jeder fünfte Schüler weniger als neun Stunden pro Woche für die Schule aufgewendet.

Diese Massnahmen sind möglich

Die Kantone überlegen sich deshalb, welche Alternativen es zum Fernunterricht gäbe. Während einige Kantonen die Konzepte für den Ernstfall bereits parat haben, sind anderen noch dran.

Diskutiert werden verschiedene Massnahmen:

Schutzkonzepte verstärken: Der Bund schreibt derzeit nur eine Maskenpflicht für Schüler ab der Sekundarstufe II vor, also für Gymnasiastinnen, Berufsschüler und Hochschulstudenten. Die Kantone haben diese aber auf die Oberstufe ausgeweitet. Nun könnten auch die oberen Primarschulklassen folgen. Ausserdem könnte man festschreiben, dass regelmässiger gelüftet werden muss. Der Kanton Bern beispielsweise hat eben erst eine Verschärfung für Schulkantinen beschlossen: Auch hier müssen die Schüler nun Abstand halten.

Halbklassen oder gestaffelter Unterricht: Nach dem Lockdown im Frühling ist der Unterricht in einigen Kantonen zuerst in Halbklassen wieder angelaufen. Das könnte auch jetzt eine Option sein – die Lehrpersonen warnen aber davor. Denn der Organisationsaufwand ist gross. Der Zuger Bildungsdirektor Stephan Schleiss (48, SVP) hat deshalb klargemacht, das käme nicht in Betracht. Die Mittelschulen seien zum Schluss gekommen, dass sie dann lieber gleich in den Fernunterricht wechselten, sagte er der «Luzerner Zeitung». In Bern steht Halbklassen-Unterricht derweil trotzdem im Notfallplan. Eine Alternative wäre, dass die Schüler gestaffelt zur Schule kommen oder in die Pause gehen.

Verschärfung der Quarantäne-Regel und mehr Testen: Heute werden Kinder weniger konsequent auf Corona getestet als Erwachsene. Die dringende Empfehlung, bei den kleinsten Symptomen sofort einen Test zu machen, gilt für Kinder unter 12 Jahren nicht. Das könnte man ändern, denn es besteht das Risiko, dass die Kleinen Eltern und Lehrkräfte infizieren.

«Top down» beim Fernunterricht

Doch am Schluss gilt für Gross und Klein: Kontakte vermeiden. Kommt man um den Fernunterricht in der obligatorischen Schule doch nicht mehr herum, dürfte er von oben nach unten angeordnet werden. Der Aargau hat diese Strategie verkündet: Je jünger die Schüler sind, desto länger will man mit dem Fernunterricht warten.

Ob es dabei wieder zu einem kantonalen Massnahmen-Durcheinander kommt oder die Kantone die Verschärfungen regional untereinander koordinieren, ist noch unklar. Zwar strebt man in der Nordwestschweiz eine regionale Lösung an. Der Zuger Regierungsrat Schleiss hat aber bereits angekündigt, dass es in der Zentralschweiz kaum Absprachen geben werde.

Primarschüler lernen im Fernunterricht kaum etwas
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Corona-Lockdown mit Folgen:Primarschüler lernen im Fernunterricht kaum etwas
Masken machen müde

Wer erinnert sich nicht mit Grauen? Mathestunde am Montagmorgen um sieben in der Früh – noch im Halbschlaf. Müde Schüler gibt es seit Menschengedenken. Doch in der Corona-Krise hat das Phänomen zugenommen. Die auf höheren Schulstufen obligatorische Maske erschwere die Sauerstoffzufuhr – was zur Müdigkeit beitrage. Da wundert es wenig, dass immer mal wieder Schüler in Stunden einschlafen sollen, wie BLICK von Eltern erfährt.

Das Phänomen ist auch dem Dachverband Lehrerinnen und Lehrer (LCH) bekannt. «Dass das lange Tragen von Masken müde macht, ist richtig. Das erleben nicht nur Kinder», sagt LCH-Zentralsekretärin Franziska Peterhans. Die Schutzkonzepte seien aber nötig, um die Kinder gut und möglichst sicher durch den Schultag zu bringen. Da seien eben Lüften und Pausen im Freien umso wichtiger. «Aber in diesen kalten Wintertagen ist auch diese Möglichkeit beschränkt. Die Kinder sollen ja nicht krank werden», sagt Peterhans.

«Es kommt mit einer gewissen Regelmässigkeit vor, dass die Lehrpersonen feststellen, dass Schülerinnen und Schüler übermüdet sind und doch handelt es sich um Einzelfälle», sagt auch Thomas Minder vom Verband Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz.

Dass Kinder zu wenig ausgeruht sind, müsse aber nicht im Zusammenhang mit dem Tragen von Masken stehen. In der Verantwortung sieht Minder auch die Eltern. Er verweist dabei auf das Volksschulgesetz im Kanton Thurgau, dass Erziehungsberechtigte dazu verpflichtet, dass die Kinder nicht nur verpflegt und pünktlich in der Schule erscheinen, sondern auch ausgeruht. (dba)

Wer erinnert sich nicht mit Grauen? Mathestunde am Montagmorgen um sieben in der Früh – noch im Halbschlaf. Müde Schüler gibt es seit Menschengedenken. Doch in der Corona-Krise hat das Phänomen zugenommen. Die auf höheren Schulstufen obligatorische Maske erschwere die Sauerstoffzufuhr – was zur Müdigkeit beitrage. Da wundert es wenig, dass immer mal wieder Schüler in Stunden einschlafen sollen, wie BLICK von Eltern erfährt.

Das Phänomen ist auch dem Dachverband Lehrerinnen und Lehrer (LCH) bekannt. «Dass das lange Tragen von Masken müde macht, ist richtig. Das erleben nicht nur Kinder», sagt LCH-Zentralsekretärin Franziska Peterhans. Die Schutzkonzepte seien aber nötig, um die Kinder gut und möglichst sicher durch den Schultag zu bringen. Da seien eben Lüften und Pausen im Freien umso wichtiger. «Aber in diesen kalten Wintertagen ist auch diese Möglichkeit beschränkt. Die Kinder sollen ja nicht krank werden», sagt Peterhans.

«Es kommt mit einer gewissen Regelmässigkeit vor, dass die Lehrpersonen feststellen, dass Schülerinnen und Schüler übermüdet sind und doch handelt es sich um Einzelfälle», sagt auch Thomas Minder vom Verband Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz.

Dass Kinder zu wenig ausgeruht sind, müsse aber nicht im Zusammenhang mit dem Tragen von Masken stehen. In der Verantwortung sieht Minder auch die Eltern. Er verweist dabei auf das Volksschulgesetz im Kanton Thurgau, dass Erziehungsberechtigte dazu verpflichtet, dass die Kinder nicht nur verpflegt und pünktlich in der Schule erscheinen, sondern auch ausgeruht. (dba)

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