Kormorane sind Wasservögel, die sich ausschliesslich von Fischen ernähren. Ausgewachsene Tiere können pro Tag über ein halbes Kilo Fisch vertilgen. Ein Problem für Fischer. Darum wurden die Vögel auch gejagt und vor 100 Jahren in Mitteleuropa beinahe ausgerottet. Inzwischen steht der Kormoran in der EU unter Schutz.
Mittlerweile wurde der Schutz aufgrund der sich erholenden Bestände in vielen Ländern wieder gelockert. So dürfen Kormorane in der Schweiz im Winter und auf Anordnung eines Kantons bei von einem Tier verursachten, erheblichen Schaden ganzjährlich gejagt werden. So wurde etwa vor einigen Jahren die Jagd auf die Kormorane des Neuenburgersees eröffnet.
Kormoran in Deutschland noch immer geschützt
In Deutschland zählt der Kormoran allerdings nach wie vor zu den besonders geschützten Arten. Das bedeutet, es ist verboten, den Kormoran in jeglicher Weise zu fangen, zu verletzen oder seine Brutstätten zu stören. Die Folge: Es gibt immer mehr Vögel.
Laut der Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg soll die Zahl der Brutpaare der grössten Kolonie im vergangenen Frühjahr/Sommer auf rund 800 angestiegen sein. Und die Fischer rund um den See sind in Sorge, um ihren Fang. Sie fordern einen kontrollierten Abschuss der Kormorane.
«Katastrophales» Fang-Jahr 2022 im Bodensee
Kein Wunder: Wie die «Bild» schreibt, war das Fang-Jahr 2022 für die bayerischen und badischen Bodenseefischer «katastrophal». So hätte etwa die bayerische Fischereigenossenschaft im gesamten Jahr nur 2,7 Tonnen Felchen aus dem See geholt – so viel wie im Jahr zuvor ein einzelner der insgesamt acht bayerischen Fischer. Deswegen wurde Mitte Oktober spezifisch für die Felchen sogar ein dreijähriges Fangverbot ausgesprochen.
Nicht die Fische müssen geschützt, sondern der Kormoran nicht mehr länger geschützt werden, sind die Berufsfischer der Meinung. Nicht allein durch den kontrollierten Abschuss, sondern auch durch gezielte Störaktionen – und zwar mittels Drohnen, die über die Nester fliegen sollen, um den Vogel beim Brüten zu stören. Eine weitere Idee: Die Eier durch Gips-Eier auszutauschen.
«Hetzjagd» nützt Fischern laut Naturschutz nichts
Experten sind aber skekptisch, ob diese Massnahmen überhaupt den Fischern helfen würden. So zum Beispiel Eberhard Klein vom Naturschutzbund Deutschland in Konstanz. Er ist davon überzeugt, dass eine solche «Hetzjagd auf den Kormoran» den Fischern nichts nützen, sondern nur den Vögeln schaden.
Ein systematischer Abschluss könnte demnach auch starke Auswirkungen auf viele andere Vogelarten haben. Was gerade am Bodensee als bedeutende Winter-Vogelschutz-Region ein Problem sei. Die Reduktion der Kormoran-Bestände könne nicht das Ziel sein. (keg)