Das Restaurant San Marco liegt majestätisch direkt an der Uferpromenade von Rapperswil SG. Trotzdem beklagten sich in den letzten Jahren viele Gäste auf Bewertungsportalen über mieses Essen und schlechten Service.
Zu Recht, wie ein kürzlich erlassener Strafbefehl gegen Wirt Giuseppe F.* (38) nun zeigt: Von Juli 2017 bis November 2018 war das St. Galler Amt für Verbraucherschutz nicht weniger als elf (!) Mal im vermeintlichen Edel-Restaurant zu Besuch.
Speisen mit blossen Händen zubereitet
Und jedes Mal wurden neue Missstände festgestellt. Die seitenlangen Mängel reichen von schlechter bis gar keiner Kühlung, teilweise abgelaufenen Lebensmitteln, ungenügender Reinigung von Küchengeräten bis hin zu Speisen mit Bakterienbefall.
Bei sieben Proben wurden die Grenzwerte sogenannter Enterobacteriaceae teils massiv überschritten. Gefunden wurden sie mitunter in der Panna cotta, im Gemüse und im Reis.
Am 17. September 2018 stellt der Kontrolleur gar fest, dass das Küchenteam Teigwaren und vorgekochtes Gemüse mit blossen Händen schöpft! «Es wird eine Personalschulung in die Wege geleitet, welche folgende Punkte beinhaltet: Händehygiene, Kühlhaltung, Handschuhkonzept und Warenfluss», heisst es dazu.
Grüsel-Wirt hinterlässt Scherbenhaufen
Zwei Monate später wird festgestellt: «Personalschulung nicht durchgeführt.» Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie Grüsel-Wirt Giuseppe F. permanent Beanstandungen ignoriert.
Bis er Mitte des letzten Jahres einen Schlussstrich zieht und von sich aus kündigt. Die Mängel-Suppe musste in den vergangenen Monaten der neue Geschäftsführer (46) auslöffeln, der namentlich aber nicht genannt werden möchte.
Man habe alles daran gesetzt, «die massiv vernachlässigte Führung des Betriebs» wieder in Ordnung zu bringen, schreibt dieser in einer Stellungnahme an BLICK. Dafür habe man sich von insgesamt 14 Angestellten getrennt – darunter die Küchencrew samt Küchenchef.
Crew wurde ausgetauscht und Restaurant saniert
Bei den Entlassenen soll es sich zumeist um ausländische Arbeitskräfte ohne entsprechende Berufsausbildung und Verständnis für Hygienefragen gehandelt haben.
«Wir haben viele einzelne Schritte umgesetzt und beachtliche Investitionen getätigt», sagt der neue Geschäftsführer. Und weist bei einem Augenschein vor Ort darauf hin, dass nebst dem Team auch die Infrastruktur verbessert wurde.
Fabrizio Scattina, dem neben weiteren Restaurants auch das San Marco gehört, macht geltend, erst Ende 2018 von den Missständen erfahren zu haben. «Es wurden Sofortmassnahmen ergriffen mit dem Resultat, dass bei sämtlichen Inspektionen im Ristorante San Marco seit Januar 2019 keine weiteren Mängel festgestellt wurden.»
Ex-Wirt Giuseppe F. war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Seine Wohnung in Rüti ZH, an welche die Busse von 3600 Franken wegen Übertretungen des Lebensmittelgesetzes geschickt wurde, steht leer. Gerüchten zufolge soll F. Pläne für ein neues Lokal in Italien schmieden.
* Name geändert