Jetzt spricht der Winterthurer Bären-Wirt
«Ich bin kein Gammel-Beizer»

Der Bären in Winterthur wurde vom Lebensmittelinspektorat dichtgemacht. Jetzt wehrt sich Bären-Wirt Arbanit K. (38) im BLICK gegen die Vorwürfe von Eigentümer Karl Sax (63).
Publiziert: 02.05.2019 um 23:43 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2020 um 08:50 Uhr
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Grüsel-Fund: Die Kantonspolizei Zürich entdeckte am Freitag in einem Restaurant in Winterthur ZH rund 100 Kilogramm Gammelfleisch. (Symbolbild)
Foto: Getty Images
Nicolas Lurati, Anastasia Mamonova, Helena Schmid

Eine Beiz ekelt die Schweiz. Die Kantonspolizei Zürich entdeckte Ende letzter Woche im Restaurant Bären an der Riedhofstrasse in Winterthur ZH rund 100 Kilogramm Gammelfleisch. Am Montag schritt dann auch das Lebensmittelinspektorat zur Tat – und schloss den Betrieb wegen allgemeiner hygienischer Mängel. Unter anderem auf der Ekel-Liste: sauer riechende Tomatensuppe, verfärbtes Fleisch, warmer Käse – und schimmeliges Gemüse.

Eigentümer Karl Sax (63) erhob nach der Schliessung im BLICK schwere Vorwürfe gegen seinen Pächter Arbanit K.* (38): «Er versteht nichts vom Wirten und hat bestimmt billige Ware eingekauft.» Überhaupt wollte er den Pächter schon lange loswerden.

Laut Wirt kamen die Gäste gerne zum Essen

Auch Bären-Wirt Arbanit K. meldet sich zu Wort. Als BLICK ihn besucht, ist er sichtlich niedergeschlagen. Mit traurigen Augen und leiser Stimme sagt er: «Meine Frau und ich sind am Boden zerstört. Wir sind garantiert keine Gammelbeizer! Ganz im Gegenteil – wir geniessen bei unserer Kundschaft einen hervorragenden Ruf. Die Leute kamen gerne in unser Restaurant essen.»

Die Vorwürfe des Eigentümers weist Arbanit K. zurück: «Ich verstehe sehr wohl etwas vom Wirten. Ansonsten wäre das Restaurant in den vier Jahren unter meiner Führung nicht derart gut gelaufen.» Und: «Ich habe kein Billigfleisch gekauft, sondern Schweizer Qualitätsfleisch von Schweizer Grosshändlern.»

Kaputtes Kühlaggregat als Grund allen Übels

Die Menge an Fleisch, die die Polizei am Freitag fand, ist für Arbanit K. schleierhaft: «Es ist absolut unrealistisch für einen kleinen Betrieb wie unseren, dass 100 Kilogramm Fleisch auf einmal gelagert werden. Für unser Lokal würde das einem Vorrat von mindestens sechs Wochen entsprechen.»

Arbanit K. hat seine eigene Erklärung für den Horror-Fund des Amtes: «Das Kühlaggregat im Restaurant war kaputt. Am Freitag kam der Monteur vorbei, um es zu reparieren. Das ist auch auf der Quittung zu sehen.»

Keine Hoffnung mehr nach Imageschaden

Offenbar sei das Kühlaggregat trotz Reparatur wieder ausgestiegen, so der Wirt. «Dann ist klar, dass die Lebensmittel nicht mehr bei entsprechender Temperatur gelagert waren. Mein Anwalt wird sich mit der Firma, die das Kühlaggregat in meinem Restaurant hätte reparieren sollen, in Verbindung setzen.»

Momentan müsse man abwarten. Die Familie leidet. «Die Berichterstattung über die angeblichen Zustände im Restaurant war für mich als Wirt der wirtschaftliche Totschlag», so der Beizer. Er macht sich keine Illusion: «Ich sehe keine Hoffnung mehr. Das schmerzt sehr, denn ich bin Wirt aus Passion.»

Gegenüber BLICK sagt Eigentümer Karl Sax, er werde jetzt Arbanit K. kündigen. Das sei aber noch nicht passiert, so der Wirt. Trotzdem: «Das Kapitel Bären in Winterthur ist beendet, der Imageschaden ist einfach zu gross.»

*Name geändert

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