Billig-Käse für Aldi und Co.
Schweizer Käserei will Millionen Liter deutsche Milch importieren

Eine Käserei will für Billig-Produktionen Milch aus dem Ausland importieren. Die Schweizer Bauern sind mächtig sauer.
Publiziert: 21.01.2021 um 19:21 Uhr
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Aktualisiert: 03.03.2021 um 12:27 Uhr
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Die Käserei Imlig in Oberriet SG will 3 Millionen Liter ausländische Milch importieren.
Foto: Screenshot Google Maps
Sven Ziegler

Drei Millionen Liter Milch. So viel will die Käserei Imlig in Oberriet SG aus Deutschland importieren. Die Milch soll zu billigem Käse verarbeitet und anschliessend wieder nach Deutschland exportiert werden, schreibt die «Bauern-Zeitung». Das Gesuch für den Import ist derzeit bei der eidgenössischen Zollverwaltung hängig – und sorgt bei Schweizer Bauern für rote Köpfe.

Reto Burkhardt, Sprecher des Branchenverbandes Swissmilk, vermutet, dass die Käserei mittels billiger Milch den Gewinn maximieren will. Im Ausland könne sie den Käse dann als Schweizer Produkt verkaufen: «Zwar darf ein solches Produkt nicht mit einem Schweizer Kreuz versehen werden, sehr wohl allerdings mit einem Schriftzug wie etwa ‹Hergestellt in der Schweiz›. Die Konsumenten im Ausland könnten also getäuscht werden, indem sie glauben, es handle sich um ein reines Schweizer Produkt», sagt er.

Kein Milchmangel in der Schweiz

Burkhardt sagt, der Import und Export gehöre zwar auch im Milchwaren-Handel zum Geschäft, «aber das ist für uns eine ganz neue Dimension».

Dabei herrsche in der Schweiz kein Milchmangel. Die Produktion sei genügend hoch, um Schweizer Käse mit einheimischer Milch zu produzieren. «Allerdings ist der Preis für Schweizer Milch etwas höher als für ausländische Milch, auch, weil wir Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit legen.» Burkhardt vermutet daher: «Bei diesem Gesuch geht es darum, die von der Branche beschlossene Preiserhöhung nicht umzusetzen.»

Auch die Ostschweizer Milchbauern sind wütend. Urs Werder, Vizepräsident der Genossenschaft Vereinigte Milchbauern Mitte Ost, sagt: «Wir setzen uns für eine faire Entlöhnung und eine nachhaltige Produktion ein, das hat seinen Preis. Eine solche Aktion schadet allen Bauern in der Schweiz. Das macht uns wütend.»

Wird Ruf des Schweizer Käse ramponiert?

Der Schweizer Käse geniesse gerade im Ausland einen sehr guten Ruf. Werde nun ein vermeintlicher Schweizer Käse mit Billigmilch aus dem Ausland produziert, zerstöre man diesen Ruf. Darum ist für Werder klar: «Wir bauen Druck auf, dieser Import darf unter keinen Umständen genehmigt werden. Die Zollverwaltung weiss, welche Verantwortung sie trägt. Wir gehen daher davon aus, dass das Gesuch abgelehnt wird.»

Auf BLICK-Nachfrage will man bei der Eidgenössischen Zollverwaltung aufgrund des laufenden Prüfverfahrens keine Stellung nehmen.

Gerne hätte BLICK auch von der Käserei Imlig Auskunft über die Hintergründe erhalten – die Geschäftsleitung lehnte eine Stellungnahme allerdings ab.


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