Diese Trendwende ist ganz nach dem Geschmack traditioneller Schweizer Käsehersteller: Originalkäse wie Emmentaler litten die letzten Jahre unter Export- und Nachfrageeinbrüchen. Einzig «Switzerland Swiss» glänzte. Der industriell hergestellte Grosslochkäse, der als Billigimitat des Emmentalers gilt, verzeichnete seit 2013 jährlich zweistellige Wachstumsraten. Doch in diesem Jahr brechen Produktion und Exporte des viertgrössten Exportkäses – nach Gruyère, Emmentaler und Appenzeller – zweistellig ein.
Das gesamte Produktionsvolumen sank von Januar bis August gegenüber dem Vorjahr um 21,5 Prozent. Drei Viertel gehen in den Export, vor allem in die Gastronomie in den USA, die damit Sandwiches macht. Die Exportmenge sank in den ersten acht Monaten um 12,8 Prozent.
Emmi überschätzte Nachfrage
Die Hauptherstellerin des Emmentaler-Imitats ist Emmi. Die Sprecherin des grössten Schweizer Milchverarbeiters, Sibylle Umiker, begründet den Rückgang mit «etwas zu grossem Optimismus» an die Nachfrage und einer Überproduktion im letzten Jahr.
Da 2017 die Produktion gegenüber dem Vorjahr um fast 25 Prozent erhöht wurde, aber der Export nur um elf Prozent stieg, gab es dieses Jahr noch hohe Lagerbestände, wie Umiker sagt. Deshalb habe man heuer weniger produziert. Hinzu komme, dass auch die ausländischen Empfänger wie die US-amerikanische Tochtergesellschaft von Emmi noch «Switzerland Swiss» an Lager hätten.
Rasantes Wachstum passé
Nach dem diesjährigen Einbruch rechnet Emmi für die nächsten Jahre nur noch mit «moderatem Exportwachstum im einstelligen Prozentbereich».
Migros-Tochter Mifroma gilt als die zweitgrösste Produzentin des Grosslochkäses. Migros-Sprecher Patrick Stöpper hebt hervor, dass Mifroma Käse mit Herkunftsbezeichnung wie Gruyère AOP bevorzuge. «Switzerland Swiss» gilt bei Migros als zweitklassiges Industrieprodukt.
Als solches befindet sich der Industriekäse inmitten des internationalen Preiskampfs. Der Migros-Sprecher bestätigt, dass «Switzerland Swiss» sich den globalen Industrieprodukten annähert und stärker dem Preiswettbewerb ausgesetzt sei als AOP-Käse.
Gruyère-Erfolg ungebremst
Der Vizedirektor der Sortenorganisation Emmentaler Switzerland, Alfred Rufer, nimmt die Entwicklungen bei der Kopie gelassen: «Grundsätzlich ist Emmentaler einer der meistkopierten Käse der Welt.» Emmentaler AOP sei aber das Original aus der Schweiz. Im Ausland boomt aber nicht der Emmentaler-AOP, sondern der Gruyère-AOP. Kein Schweizer Käse wird im Ausland mehr verkauft.