Wer kennt es nicht, das obligate Schöggeli gegen Ende des Fluges? Oder die eingeschweissten Käse-Portiönchen. Auch das «Grüezi» der Crew erzeugt bei Passagieren ein heimeliges Gefühl: Hier betrete ich helvetisches Terrain.
Gäbe es die Swissness nicht, wäre die Swiss einfach eine beliebige Tochter der deutschen Lufthansa. Die Airline wird deshalb nicht müde, ihre Schweizer Eigenarten zu betonen, etwa wenn es ums Essen geht. «Noch mehr Swissness», wirbt sie auf ihrer Internetseite. «An Bord servieren wir Ihnen Gerichte und Snacks aus frischen, saisonalen Produkten in bester Schweizer Qualität.»
«Hauptmahlzeit beziehen wir aus Deutschland»
Wie Recherchen von SonntagsBlick zeigen, ist die Swiss jedoch längst nicht immer so schweizerisch aufgestellt, wie sie sich gibt. In ihren Langstreckenfliegern – also dort, wo es überhaupt noch richtige Menüs statt nur Sandwiches gibt – tischt sie ausländisches Futter auf.
«Die Hauptmahlzeit der Economy Class auf Langstreckenflügen beziehen wir aus Deutschland», bestätigt das Unternehmen. Man lässt also im Ausland kochen. Wo genau, verrät die Airline nicht. Zu Lieferanten und Herstellern mache man keine Angaben, auch nicht zu «Produzenten aus dem europäischen Raum.»
Tatsache ist: Das Essen wird mit Lastwagen Hunderte Kilometer nach Zürich gekarrt und in Kloten in die Kombüsen der Flieger geschoben. Nicht gerade Swiss Made!
Vegimenü wurde nur in der Schweiz «entwickelt»
Der Etikettenschwindel geht noch weiter: Normalerweise bietet die Swiss ein Fleischgericht und ein vegetarisches Menü an. Dieses – darauf ist man besonders stolz – stammt aus dem Hause Hiltl, ist also geadelt vom ältesten vegetarischen Restaurant der Welt. Doch auch hier «wird im europäischen Ausland produziert». Nur «entwickelt» wird das Vegimenü in der Schweiz.
Von SonntagsBlick damit konfrontiert, druckst die Swiss herum: Die Swissness beziehe sich nur auf Europaflüge. Zugegebenermassen sei dies auf der eigenen Internetseite «etwas irreführend dargestellt. Wir werden dies intern aufnehmen», verspricht die Airline.
Im Mutterhaus, bei der deutschen Lufthansa, gehen die Überlegungen der Manager schon wesentlich weiter. Denn die Lufthansa-Küche soll billiger werden, wie das Nachrichtenmagazin «Spiegel» berichtete. Weil das bei deutschen Löhnen nicht geht, zügelt die Küche in einen Industriepark nach Tschechien, gleich hinter der Grenze. Doch selbst tschechische Köche sind offenbar zu teuer. Zunehmend stehen nun Philippiner an den Töpfen. Das sei ein Experiment und Teil eines harten Sparprogramms mit dem treffenden Namen Optimus.
In der Branche wird geknausert
Immerhin stammen keine Swiss-Bordmahlzeiten aus dem tschechischen Industriepark. Swiss: «Das können wir ausschliessen.»
Der Trend im Nachbarland zeigt: In der Branche wird geknausert, wo es nur geht. Weil die Flüge immer günstiger werden, servieren Billigflieger meist nicht mal mehr Mineralwasser gratis.
Grosse Ausnahme sind Business und First Class. Anders als bei der Massenkundschaft mit ihren Aluschalen wird für diese Klientel meist frisch beim Caterer in Zürich gekocht. Irgendwie müssen die happigen Preisaufschläge ja gerechtfertigt werden. Die Swiss argumentiert allerdings nicht mit Kosten, wenn es um ausländische Menüs geht: Swiss Made sei bei den benötigten Mengen und aus logistischen Gründen leider nicht möglich.