Es war nicht das erste Todes-Drama dieses Jahr im Alpstein. Am 1. August stürzten eine Mutter (†32) und ihre Tochter (†5) aus dem Kanton Thurgau einen steilen Abhang hinunter. Die beiden konnten nur noch tot aus dem unwegsamen Gelände zwischen Aescher und Altenalp geborgen werden. Nach dem Unglück wurden Massnahmen gefordert – unter anderem bauliche Veränderungen an den Wanderwegen.
Daraus wird nichts. Der zuständige Bezirksrat Schwende-Rüte traf sich vergangene Woche, um allfällige Massnahmen zu diskutieren. Laut eines Berichts des «Tagblatt» hat die Behörde entschieden, auf grossflächige Veränderungen zu verzichten.
Die Montage von Fallschutznetzen oder anderen talseitigen Verbauungen löse ein falsches Sicherheitsempfinden aus und sei keine geeignete Massnahme, so die Begründung des Bezirksrats. «Im Gebirge gelten andere Gefahren und Voraussetzungen als auf einem Talwanderweg. Dies wird in der Klassifikation eines Wanderwegs berücksichtigt und kann durch die baulichen Massnahmen nur bedingt entschärft werden», zitiert die Zeitung aus einem Communiqué.
Klassifikation als «anspruchsvoller Bergweg»
Der Bezirksrat stuft die Wege vom Aescher zum Seealpsee und zur Altenalp als Bergwanderwege ein – dazu gehört die Klassifikation «anspruchsvoller Bergweg» und eine Weiss-Rot-Weiss-Markierung. In der Mitteilung macht der Bezirksrat auch auf die Eigenverantwortung der Wanderer aufmerksam. Die Bergwanderwege von der Ebenalp über den Aescher zum Seealpsee oder zur Altenalp würden konsequent nur erfahrenen Berggängern empfohlen. Alternativ könnten weniger geübte Berggänger den Seealpsee über eine befestigte Strasse erreichen.
Einer, der nach dem Drama vom 1. August Massnahmen forderte, war der Berner Wanderwegexperte Ruedi Spiess. «Wenn so oft Unglücke passieren, kann das nicht allein Schuld der Wanderer sein. Da muss mehr dahinter stecken», sagte er zum «Tagblatt». Bei einer Inspektion vor Ort fand er tatsächlich einige Stolperfallen und Abschnitte, die seiner Ansicht nach ausgebessert werden müssten. «Der Zahn der Zeit hat den baulichen Massnahmen deutlich zugesetzt, gerade auf der Wegpassage, wo es wenige Meter nebenan rund Hundert Meter in die Tiefe geht», sagte Spiess. «Da läuft es mir kalt den Rücken hinunter.»
Künftig soll Warntafel auf Gefahren aufmerksam machen
Bergführer Guido Rempfler wies Blick auf ein weiteres Problem hin: «Die Leute unterschätzen die Wege und überschätzen sich selbst.» Das Gebiet rund um den Aescher sei seit einigen Jahren unglaublich populär. «Seither gehen Leute hier wandern, die früher nicht gekommen wären.» Dabei sei der Weg zum Gasthaus Aescher noch verhältnismässig unproblematisch. Die Leute würden mit der Bahn bis Ebenalp fahren und dann auf einem einfachen Weg zum Berggasthaus laufen. «Vom Berggasthaus Aescher Richtung Seealpsee oder Altenalp ist der Weg dann aber nicht mehr so einfach – für Berggänger ist das kein Problem, aber für ungeübte Personen wird es schnell gefährlich», sagte Rempfler.
Im Bereich Information und Sensibilisierung sieht auch der Bezirksrat Handlungsbedarf. Künftig soll deshalb beim Wegeinstieg Aescher eine Informationstafel stehen. Darauf soll zweisprachig und mit Piktogrammen auf die Gefahren im alpinen Gebiet aufmerksam gemacht werden. (noo)