«Es ist nicht genug, er hat unser Leben zerstört»
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Angehöriger zum Urteil:«Es ist nicht genug, er hat unser Leben zerstört»

Bözberg-Totfahrer Darko G. kassiert 6,5 Jahre Knast – doch Angehörige finden keinen Trost
«Dieses Urteil bringt mir meine Eltern nicht zurück»

Mit einem Knall löschte Porsche-Lenker Darko G. (47) im November 2019 vor dem Bözberg-Tunnel drei Leben aus – dafür kassiert er nun 6½ Jahre Knast. Für den Sohn der Toten zwar eine Erleichterung, doch seinen Verlust könne keine noch so hohe Strafe je wettmachen.
Publiziert: 02.12.2021 um 00:38 Uhr
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Ali Ekici (40) nach der Urteilseröffnung des Bezirksgerichts Brugg am Mittwoch in Hausen AG. Die drei Tage im Gerichtssaal waren hart für den Baselbieter – es waren seine Eltern und sein Schwager, die beim Crash am Bözberg vor zwei Jahren umgekommen sind.
Foto: Luisa Ita
Luisa Ita

Darko G.* (47) betrat den provisorischen Gerichtssaal in Hausen AG am Montag als freier Mann, verlassen hat er ihn am Mittwoch in Handschellen. Doch das ist nur ein kleiner Trost für Ali Ekici (40), der seine Eltern und seinen Schwager bei dem Horror-Crash Ende November 2019 vor dem Bözberg-Tunnel verloren hat.

«Ich bin erleichtert, dass er jetzt endlich in den Knast muss. Seit dem Unfall konnte er ein ganz normales Leben führen, war sogar zweimal in Montenegro. Das war für mich sehr schwer zu verstehen», sagt Ekici zu Blick. «Nun kann er immerhin niemanden mehr gefährden.»

Gericht geht von Suizid-Versuch aus

Der Porsche-Fahrer, der mit «mindestens 133 km/h» und «ungebremst»
in das Heck eines roten Renaults gebrettert sein soll und so drei Menschenleben ausgelöscht hat, wurde vom Bezirksgericht Brugg der mehrfachen vorsätzlichen Tötung schuldig gesprochen und unter Berücksichtigung der verminderten Schuldfähigkeit zu 6½ Jahren Gefängnis sowie einem fünfjährigen Landesverweis verurteilt.

Das Gericht geht klar davon aus, dass es sich beim Crash um einen Suizid-Versuch von Darko G. handelte. Dieser selbst hatte das allerdings bestritten. Beweisen würde diese Theorie laut den Bezirksrichtern aber etwa die Tonaufnahme des Notrufs, den die Ehefrau des Unfall-Fahrers nur wenige Minuten vor dem Aufprall abgesetzt haben soll. Darin warnte sie davor, dass sich ihr Mann umbringen wolle und aktuell im Auto unterwegs sei. Auch der im Porsche mitgeführte Brief sei ein Indiz: Diesen werte das Gericht als Abschiedsbrief. Deswegen habe Darko G. wissentlich und willentlich in Kauf genommen, andere Menschen mit in den Tod zu ziehen, und somit vorsätzlich gehandelt.

Sicherheitshaft wegen Fluchtgefahr!

Wegen Fluchtgefahr haben die Richter vorerst drei Monate Sicherheitshaft angeordnet. So sitzt der zweifache Familienvater, der am Dienstag im Gerichtssaal kurz austickte, ab sofort hinter Gittern – auch wenn das Urteil noch nicht rechtskräftig ist. «Das war für uns eine Überraschung», sagt der Verteidiger von Darko G. im Anschluss an die Urteilseröffnung zu Blick. Ob sein Mandant den Entscheid der ersten Instanz ans Obergericht weiterziehen werde, gelte es noch zu prüfen.

Für Ali Ekici ist klar: «Ich bin zwar froh, dass er jetzt verurteilt wurde.
Aber keine Strafe ist hoch genug.» Egal, wie lange der Täter hinter Gittern hocken würde, das bringe seine Eltern Naciye (†55) und Mehmet Ekici (†64) sowie seinen Schwager Bülent Kilic (†42) nicht mehr zurück.

Gebrochene Herzen bei Familie Ekici

«Mein Herz ist gebrochen, und mein Leben wird nie mehr so sein wie vorher», sagt er und muss die Tränen zurückhalten. «Und nach nur 6½ Jahren kann er schon wieder normal weiterleben. Das ist doch viel zu kurz!»

Dankbar ist der 40-Jährige dem Gerichtspräsidenten jedoch für dessen einfühlsame Worte. Dieser sprach allen Angehörigen die von ihnen geforderte Genugtuungssumme zu. «Er hat uns ernst genommen», so Ekici. Schlafen werde er dank des Urteils in dieser Nacht wohl aber nicht besser als bisher: «Es hat sich eigentlich nichts geändert. Meine Eltern und mein Schwager werden nie wieder zurückkommen!»

* Name geändert

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