Wegen Kommandant und schlechten Löhnen
Regio-Polizisten im Aargau kündigen reihenweise

Bei der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal brodelts: 13 Polizisten bitten den Gemeinderat um eine Aussprache. Zahlreiche Stellen bleiben unbesetzt. Der 24-Stunden-Betrieb kann nicht gewährleistet werden.
Publiziert: 06.07.2023 um 15:38 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2023 um 15:42 Uhr
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«Überall sollen mehr Möglichkeiten bestehen und es soll ein besserer Lohn bezahlt werden»: Gemeindeammann Roland Kuster über die Gründe des Personalmangels.
Foto: STEFAN BOHRER

Bei vielen Schweizer Polizeistellen herrscht Personalmangel. Besonders prekär ist die Lage bei der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal. 13 Beamte schrieben nun allen Mitgliedern des Gemeinderats einen Brief und baten um eine Aussprache mit ihnen. Dies berichtet die «Aargauer Zeitung». Über eine gut informierte Quelle habe sie erfahren, die Polizisten hätten den Wunsch geäussert, besser über die aktuelle Situation informiert zu werden.

Seit Mai kann die Regionalpolizei den 24-Stunden-Betrieb nicht aufrechterhalten. Die Kantonspolizei übernimmt deshalb seit Anfang April für eine finanzielle Abgeltung Patrouillentätigkeiten. Einige der verbleibenden Regionalpolizisten werden den Angaben zufolge von Existenzängsten geplagt, da sie befürchten, dass die Regionalpolizei im Fall von weiteren Kündigungen ihren Betrieb einstellen muss und die Kantonspolizei diesen komplett übernehmen wird.

14 von 39 Stellen unbesetzt

«Die Situation schlägt aufs Gemüt und sorgt für schlaflose Nächte», zitiert die Zeitung aus dem Schreiben. «Die Lage ist so prekär wie noch nie seit dem Bestehen der Repol Wettingen-Limmattal.» Eine «grundsätzliche Resignation sowie das Gefühl eines mangelnden Vertrauens seitens der Politik» seien bereits etabliert.

Laut Mitte-Gemeindeammann Roland Kuster (64) sind derzeit 14 der 39 Vollzeitstellen bei der Regionalpolizei nicht besetzt. Kuster nennt Wechsel zu den Stadtpolizeien Zürich und Winterthur oder anderen Regionalpolizeien als Gründe. «Überall sollen mehr Möglichkeiten bestehen und es soll ein besserer Lohn bezahlt werden.»

Wie es weiter heisst, ist zudem das Verhältnis zwischen Kommandant Oliver Bär (46) und zumindest einem Teil des Korps angespannt. Kuster stellt sich hinter Bär. «Der Kommandant hat klare Vorstellungen davon, was von seinen Polizeibeamten erwartet wird. Diese Klarheit kann zu Spannungen führen», sagt er.

Kommt es noch zu einer Aussprache?

Ein erster Versuch einer Aussprache mit dem Gemeinderat schlug fehl. Laut den 13 Regionalpolizisten hätte ihr Anliegen in Anwesenheit des Polizeichefs behandelt werden sollen. In einer E-Mail schreiben sie, es solle als «letzter Hilfeschrei des verbleibenden Teams» verstanden werden. Laut Kuster wird nach einem neuen Termin für das Gespräch gesucht.

Erste Massnahmen in Anbetracht der Situation hat die Gemeinde laut Kuster bereits ergriffen. So habe er etwa Einzelgespräche mit den Polizisten geführt, eine Frontgruppe während einer Nachtschicht besucht und am Kaderrapport der Regionalpolizei teilgenommen. Zeitgutschriften für die Nachtschicht wurden angepasst, um Frontpolizisten Teilzeitpensen zu ermöglichen.

Zudem wurden erste strukturelle Lohnanpassungen ab Anfang 2023 vorgenommen. Die Regionalpolizei hat zur Entlastung der Frontgruppen auch einen Radarpolizisten eingestellt, eine HR-Ansprechstelle speziell für die Polizisten eingerichtet und IT-Anpassungen vorgenommen, um die Arbeitsabläufe zu erleichtern. (noo)


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