Securitys am Eingang, Zivilpolizisten der Regionalpolizei Aargausüd im Publikum: Ein massives Sicherheitsaufgebot begleitete am Mittwoch einen Elternabend der Musikschule Kulm in Unterkulm AG. Die Massnahmen wurden nicht ohne Grund ergriffen, wie Berichte der «Aargauer Zeitung» und des «Wynentaler Blatts» zeigen.
Seit Monaten hängt der Haussegen zwischen Lehrkräften und Schulleitung schief. Ein neues kantonales Gesetz führte zu Lohnkürzungen. Im Oktober war bekanntgeworden, dass vier Mitglieder der Lehrerschaft gekündigt hatten.
Kündigungswelle an Musikschule Kulm
Ein Leserbrief einer Lehrerin im «Wynentaler Blatt» lässt auf weitere Abgänge schliessen. Von «vier Demissionen im Juli 2023 und nun fünf weiteren auf Ende Januar 2024» ist dort zu lesen.
«Es ist schon eine spezielle Situation», sagt David Mosimann (46), dessen Sohn die Musikschule besucht, zu Blick. «Praktisch die Hälfte des Personals ist innert eines Jahres gegangen.»
Fragwürdig findet Mosimann insbesondere den Umgang mit der Musiklehrerin seines Sohnes. «Sie gehörte auch zu denjenigen Lehrkräften, die auf Februar 2024 gekündigt hatten. Am Donnerstag vor einer Woche wurde ihr dann aber nach ihrer letzten Schulstunde fristlos gekündigt». Sein Sohn habe nicht einmal die Möglichkeit gehabt, sich von seiner geschätzten Geigenlehrerin zu verabschieden.
Die Lehrerin, die jahrzehntelang an der Schule unterrichtet haben soll, wird im Bericht des «Wynentaler Blatt» ebenfalls zitiert. «Zwei Vertreter des Musikschulrats kamen nach meiner letzten Lektion am Donnerstagabend ins Zimmer und forderten mich auf, meine Sachen zusammenzuräumen und sofort zu gehen», sagt sie gegenüber dem «Wynentaler Blatt».
Gekündigte Lehrpersonen hatten keinen Zutritt
Über die genauen Gründe der Kündigungen oder Entlassungen seien die Eltern nie richtig aufgeklärt worden, so Mosimann. Zwei Briefe der Eltern an die Schulleitung und den Musikschulrat seien unbeantwortet geblieben. Ein Elternabend sollte dann vergangenen Mittwoch Licht ins Dunkle bringen. Doch viel schlauer als vorher seien die Eltern laut Mosimann nun auch nicht.
«Für Verwirrung sorgten bereits die Securitas-Sicherheitskräfte, die vor dem Eingang platziert worden waren.» Auf einem Tisch neben dem Eingang seien sogar Portraits der Lehrpersonen gelegen, die ihre Anstellung gekündigt hatten. «Die Sicherheitskräfte hatten den Auftrag, die Musiklehrer nicht zum Elternabend einzulassen.»
Das habe sich spätestens dann bewahrheitet, als im Verlauf des Elternabends ein Musiklehrer aufgetaucht sei, den die Securitas-Mitarbeiter und Polizisten gleich wieder weggeschickt hätten.
Warum aber das Sicherheitsdispositiv beim Elternabend? «Nachdem in der Vergangenheit schon physische Gewalt gegenüber einer Leitungsperson erfolgt war, wurde nun mit einer weiteren Eskalation gedroht», heisst es auf Anfrage der «Aargauer Zeitung» bei der Schulleitung zur Notwendigkeit der Massnahme.
Eltern wundern sich
Den Elternabend betrachtet Mosimann als eine reine Alibiübung. «Es ging zwar gesittet zu und her, aber konkrete Ergebnisse hat der Abend nicht gebracht.» Die Schulleitung und die Mitglieder des Musikschulrats hätten grösstenteils die Verantwortung auf den Kanton geschoben und auf das neue Reglement verwiesen, das ja ordentlich umgesetzt worden sei. Was für ein Reglement das sein soll, bleibt unbeantwortet.
Auf die Frage, wie es denn nach der Kündigungswelle an der Musikschule weitergehen soll, hätten die beiden Gremien zögerlich geantwortet. «Es hiess, dass jetzt neue Lehrerinnen und Lehrer gefunden werden müssten. Ob aber bereits ein Konzept diesbezüglich bestünde, darauf erhielten wir Eltern keine Antwort», sagt Mosimann.
«Müssen schauen wie es weitergeht»
Für Mosimanns Sohn sei die sofortige Freistellung seiner Musiklehrerin ein schwerer Schlag. «Er war Fan von ihr», sagt er. Wie es nun genau weitergeht und ob sein Sohn den Unterricht an der Musikschule Kulm fortsetzen wird, müsse nun geklärt werden. «Die Sache ist ja noch relativ frisch.»
Immerhin: Die Schulleitung und der Musikschulrat bereiten sich laut eines Berichts der «Aargauer Zeitung» gemeinsam auf einen Neustart im Februar 2024 vor. Für Mosimann ist aber klar, dass sich erst in der Schulleitung etwas ändern muss, damit sich die Situation bessert. (nad/ced)