Sie kommen aus Afrika. Asien. Osteuropa. Aus dem Krieg, dem Gefängnis, über Land oder im Flugzeug. Jung, alt, Frau, Mann, schwarz, weiss. Traumatisiert, verstossen, verzweifelt. Oder einfach auf der Suche nach einem besseren Leben. So unterschiedlich ihre Geschichten sind, gemeinsam ist ihnen der Traum von einer Zukunft in der Schweiz. Nur wenigen gelingt es: 53'587 Menschen erhielten in den letzten zehn Jahren Asyl, fast 200'000 wurden abgelehnt oder zurückgewiesen.
Die Abgewiesenen erfüllten die Voraussetzungen nicht, um hier bleiben zu können – Ziel des Systems ist es, Missbrauch zu verhindern und jenen Schutz zu bieten, die ihn brauchen.
Lehrlinge kämpfen um ihre letzte Chance
Nur: Das System hat auch Tücken. Viele Flüchtlinge und Asylsuchende warten jahrelang auf einen Entscheid der Behörden, in der Zwischenzeit integrieren sie sich, arbeiten, lernen unsere Sprache. Kommt das Urteil, dass sie die Schweiz verlassen müssen, stehen sie vor dem Nichts.
Besonders brutal ist diese Situation für Menschen, die eine Ausbildung begonnen haben. Sie sind jung, wissbegierig, talentiert und füllen oft Lehrstellen in Berufen, in denen Arbeitgeber händeringend nach Fachkräften suchen. Bestes Beispiel: der Pflegebereich. Eigentlich eine Win-win-Situation. Doch: Nach einem zweiten negativen Asylentscheid verlieren die Unternehmen ihre Lehrlinge und diese ihre Zukunft. Am Mittwoch berät der Nationalrat zu dieser Thematik eine Motion seiner staatspolitischen Kommission. Künftig sollen Asylsuchende auch bei einem negativen Asylentscheid ihre Ausbildung in der Schweiz beenden können. Um wenigstens ihr Know-how im Heimatland einbringen zu können.
Gekommen, um zu bleiben
Der Entscheid dürfte auch für die weitere Asylpolitik wegweisend sein. Genau wie die Frage: Was macht man mit Menschen, die zwar abgewiesen wurden, aber nicht gehen wollen?
Nur die Hälfte der abgelehnten Flüchtlinge reist nämlich wie geplant aus oder wird ausgeschafft. Die andere Hälfte wird als «unkontrollierte Abreise» oder «andere Abgänge» in der Asylstatistik verbucht, wie das Amt für Migration (SEM) BLICK bestätigt. Heisst: Der Bund weiss nicht, wo diese Personen sind.
Sechs Flüchtlinge – sechs Schicksale
Viele dürften in ihre Heimat oder in andere EU-Länder gereist sein, ohne sich an der Grenze abzumelden. Andere bleiben – trotz eines negativen Entscheids. Die meisten, weil sie glauben, dass ein illegales Leben in der Schweiz immer noch besser sei als die Situation zu Hause.
Was für Leben haben diese Menschen bisher geführt? Wenn über Flüchtlinge und Asylsuchende gesprochen wird, geht es oft vor allem um Zahlen und Statistiken. Von oder gar mit den Betroffenen selbst redet kaum jemand – weil sich diese in aller Regel nicht getrauen, ihre Geschichten öffentlich zu machen.
Grund: Die Angst, von der Justiz anschliessend gefasst zu werden. Sechs Betroffene haben sich trotzdem bereit erklärt, BLICK ihre Geschichte zu erzählen. Auch sie blicken am Mittwoch gespannt nach Bern. Schliesslich geht es für sie um alles oder nichts.
Sechs Flüchtlinge – sechs Schicksale
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