«Die Lehre war die glücklichste Zeit meines Lebens»
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Ghulam A. aus Afghanistan:«Ich wollte nicht jung sterben»

Ghulam (23), staatenlos, Lehre zum Lebensmitteltechnologen
«Die Lehre war die glücklichste Zeit meines Lebens»

Seit Ghulam ein Kind ist, ist er auf der Flucht. Als Staatenloser musste er überall die Polizei fürchten. Nun auch in der Schweiz.
Publiziert: 14.12.2020 um 03:23 Uhr
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Aktualisiert: 14.12.2020 um 22:51 Uhr
Fabian Vogt

«Seit ich denken kann, suche ich nach einer Heimat. Als kleines Kind floh ich mit meiner Familie aus Afghanistan nach Pakistan. Wir wollten weg vom Krieg, ein anständiges Leben statt jung sterben. Zwölf Jahre lebte ich als Sans-Papier in Pakistan, doch je älter ich wurde, umso gefährlicher war es. Als Teenager wurde die Polizei auf mich aufmerksam: Sie fragten mich, woher ich komme und wo mein Pass sei. Da ich keine Ausweispapiere hatte, musste ich weg, sonst hätten sie mich ins Gefängnis gesteckt. Ich schlug mich in den Iran durch, war dort zwei Jahre illegal als Handwerker und in der Abfallentsorgung tätig. Irgendwann hatte ich auch dort jeden Tag Angst, dass die Polizei mich aufgreift und abschiebt. Über die Türkei und Griechenland kam ich in die Schweiz. Hier lernte ich Deutsch, machte mehrere Praktika und Schnupperlehren und fand vor zwei Jahren eine Lehrstelle als Lebensmitteltechnologe. Es war die glücklichste Zeit meines bisherigen Lebens. Ein Jahr fehlte noch, um die Ausbildung abzuschliessen, doch diesen Juli kam der negative Asylentscheid. Jetzt bin ich erneut ein 'Illegaler'. Die Schweiz will ich nicht verlassen. Dann muss ich wieder eine neue Sprache und eine neue Kultur lernen, das ist schwierig. Als Staatenloser werde ich zudem kaum irgendwo aufgenommen.»

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